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"Serena ist ein absolutes Ausnahme-Talent"

Als Nummer 32 hatte Andrea Petkovic das Jahr 2011 begonnen, beenden tut sie es auf Rang zehn.

Eine Leistung, die sich die sympathische Deutsche vor zwölf Monaten selbst nicht zugetraut hätte.

„Mein Ziel für das Jahresende waren die Top 20. Jetzt habe ich in den Top 10 abgeschlossen“, erzählt die 24-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Grand-Slam-Turniere im Blickpunkt

In Zukunft wird sich deshalb auch einiges ändern: „Ich muss meine Ziele und meine Turnierplanung jetzt natürlich ändern. Ich möchte weniger Turniere spielen und bei den großen Turnieren weiter kommen.“

Noch weiter heißt, zumindest bis ins Halbfinale. Denn heuer stand sie mit Ausnahme von Roland Garros in den drei anderen Grand-Slam-Turnieren bereits unter den letzten acht.

„Ich rede nicht so gerne über Grand-Slam-Titel“, blockt Petkovic etwas ab. „An einem guten Tag kann ich die Top-Mädels aber auf jeden Fall schlagen. Mein Spiel muss halt noch konstanter werden. Es muss in mein Unterbewusstsein reingehen, dass ich Grand-Slam-Turniere gewinnen kann.“

"Will das Beste aus mir rausholen"

Am Ehrgeiz fehlt es Petkovic gewiss nicht. Der Aufwärtstrend der letzten Monate hat die gebürtige Bosnierin erst so richtig erfolgshungrig gemacht. „Ich habe noch soviele Sachen, die ich verbessern muss und kann. Ich will das Beste aus mir rausholen.“

Das Beste scheint für das deutsche Damen-Tennis derzeit auch ganz normal zu sein. Mit Sabine Lisicki, Julia Görges und Angelique Kerber verfügen unsere Nachbarn über ein starkes Quartett, das jederzeit mit Erfolgen aufwarten kann.

Deutschland aus dem Dornröschenschlaf wecken

„Derzeit haben wir in Deutschland vier sehr gute Spielerinnen - das ist ein entscheidender Faktor. Es ist ganz normal, dass man als Spielerin im Laufe einer Saison Hoch- und Tiefphasen hat. Heuer war es so, dass wenn ein Mädel einmal eine Tiefphase hatte, eine andere für Aufmerksamkeit sorgen konnte.“

„Dadurch hatten wir das ganze Jahr über eine konstante Aufmerksamkeit für das Damen-Tennis in Deutschland. Das war unheimlich wichtig. Ich hoffe, dass Deutschland bald aus seinem Dornröschenschlaf aufwacht“, will Petkovic das Jammerlied nach dem Ende der Steffi-Graf-Ära nicht mehr hören.

„Diese Saison ist ein Riesenschritt für das deutsche Damen-Tennis gewesen und wichtig für die Zukunft. Es hat vorweggenommen, was in Zukunft noch kommen wird. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig pushen und ein gesundes Konkurrenz-Verhalten haben.“

Fed Cup und Olympia als große Ziele

Einen dementsprechend hohen Stellenwert hat daher auch der Fed Cup. „Wir freuen uns immer auf die Fed-Cup-Wochen. Unser großes Ziel ist es, ihn einmal zu gewinnen. Durch so ein gemeinsames Ziel kann man sich noch besser helfen.“

Auf Unterstützung aus der Heimat ist Pektovic auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London angewiesen.

„Egal mit wem, ich will auf alle Fälle Einzel, Doppel und Mixed spielen und vielleicht eine Medaille holen. Das wäre ein Riesentraum von mir. Deshalb werde ich alle Disziplinen mitmachen – auch Diskuswerfen!“, scherzt „Petko“.

Großes Vorbild Tommy Haas

Während im Doppel Julia Görges ihre Wunsch-Partnerin wäre, stehen im Mixed mit Philipp Petzschner und Florian Mayer zwei starke Herren zur Verfügung. „Petzsche wäre super, aber auch Flo spielt super Doppel. Da muss ich mich mal darum kümmern.“

Interessant wäre für Petkovic auch ein gemeinsames Antreten mit Tommy Haas. Der ehemalige Weltranglisten-Zweite kämpft sich derzeit wieder einmal nach einer Verletzung zurück in die Spitze.

„Ich würde saugerne mit ihm spielen. Ich weiß aber nicht, ob er es noch einmal schafft. Er ist auf alle Fälle jemand, den ich immer sehr bewundert und gern gehabt habe“, hält Petkovic hohe Stücke auf den 33-jährigen Haas.

„Was mich am meisten beeindruckt ist, was für ein harter Kämpfer er ist und wie lange er auf dem Trainingsplatz und in der Kraftkammer steht und sich nach so vielen Jahren noch so schindet. Er ist ein glänzendes Vorbild für die Jugend und für alle Tennisspieler.“

Schlechtes Niveau im Damen-Tennis? "Nonsense!"

Bei einem Thema vergeht der sonst so frisch und fröhlich aufgelegten Petkovic beinahe die gute Laune. Wenn es um die Kritik am Damen-Tennis geht, das laut vieler Experten sportlich immer schlechter wird.

„Das ist absoluter Nonsense“, ärgert sich die Deutsche über derartige Aussagen.

„Derzeit ist es total spannend. Alle Mädels arbeiten sehr hart an sich und verbessern sich ständig. Das Niveau wird immer besser. Man kann heutzutage nichts mehr dem Zufall überlassen. Die Top 100 sind schon sehr professionell. Da wird einem nichts mehr geschenkt und das ist auch gut so.“

"Serena ist ein absolutes Ausnahme-Talent"

Wie es dann sein kann, dass eine Serena Williams nach einem Jahr Verletzungspause sofort wieder den Einzug in ein Grand-Slam-Finale schafft?

„Serena ist nun mal ein absolutes Ausnahme-Talent. Genauso wie Kim Clijsters. Von denen gibt es ein paar und die wird es auch immer geben. Wenn Steffi (Anm.: Graf) jetzt wieder anfangen würde, würde sie wahrscheinlich auch ein paar panieren.“

Zudem verweist Petkovic auf das US-Open-Endspiel. „Selbst eine Serena ist chancenlos, wenn eine Samantha Stosur gut spielt. Serena schüchtert mit ihrem Namen viele ein. Samantha hat in New York aber locker drauf los gespielt und ihr keine Chance gelassen.“

In diesem Sinne können wir unserer Gesprächs-Partnerin nur wünschen: „Bleib locker, Petko! Dann klappt's auch mit dem Grand-Slam-Titel!“

Christian Frühwald