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Die US Open als Sache für die Geschichtsbücher

Die US Open als Sache für die Geschichtsbücher

Es ist Zeit, um Geschichte zu schreiben.

Die US Open befinden sich auf der Zielgeraden und damit in ihrer heißesten Phase.

Diese hat es in sich.

Nachdem bereits die letzten knapp zwei Wochen zahlreiche Aufreger - man denke an den Erfolgslauf von Dominic Thiem, den Zusammenbruch von Shuai Peng oder die unglaubliche Aufholjagd von Roger Federer gegen Gael Monfils - zu bieten hatten, sind die verbliebenen Athleten drauf und dran, für Rekorde und Bestmarken zu sorgen.

Ob im Doppel durch die Bryan-Zwillinge, im Damen-Einzel oder im Herren-Pendant: Flushing Meadows wird Spiele erleben, die man so schnell nicht vergisst.

Und es ist klar,  dass 2014 erstmals seit 1998 sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern vier verschiedene Spieler die vier Grand-Slam-Turniere gewinnen werden.

Die Historien-Jagd im Überblick:

DIE SUPER-BRÜDER

Sie sind das erfolgreichste Doppel aller Zeiten und stehen vor einer magischen Marke. Bob und Mike Bryan haben gemeinsam bereits 99 Turniere gewonnen - ausgerechnet bei ihrem Heim-Grand-Slam winkt der 100er. Mike, zwei Minuten jünger als sein Bruder, hat übrigens insgesamt bereits 101 (Weltrekord), er gewann 2002 jeweils einmal mit Mark Knowles und Mahesh Bhupathi.

Für die beiden 36-Jährigen geht es um ihren insgesamt 16. Major-Sieg. Gelingt dieser, fehlt nur noch einer auf den Allzeitführenden, den Australier John Newcombe. In Flushing Meadows haben die Zwillinge bislang viermal die Siegertrophäe gestemmt, ein fünfter Erfolg wäre Rekord in der "Open Era". Vor zwei Jahren gelang den beiden in London der Golden Slam, nachdem sie bei den Olympischen Spielen Gold gewannen.

Als Draufgabe gab es drei Erfolge beim WorldTour Final bzw. Masters. Der Lohn dafür sind nicht nur beinahe 400 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, sondern auch jeweils rund elf Millionen Euro Preisgeld. Im Endspiel von Flushing Meadows könnten insgesamt 400.000 Euro hinzukommen. Vorausgesetzt ist ein Sieg gegen die an elf gesetzte spanische Paarung Marcel Granollers/Marc Lopez.

DIE BUSENFREUNDINNEN

Serena Williams gegen Caroline Wozniacki lautet das Endspiel im Damen-Einzel. Es ist ein Duell zweier Freundinnen. Die beiden verbrachten Anfang Juni gemeinsam ihren Urlaub in Miami, in dem Williams die Dänin nach ihrem Liebes-Aus mit Golf-Superstar Rory McIlroy tröstete.

Trost wird auch die Verliererin im Arthur Ashe Stadium brauchen. Wirft man einen Blick auf die Statistik, ist Williams die klare Favoritin. In neun Duellen ging die 32-jährige US-Amerikanerin achtmal als Siegerin vom Platz. "Es sieht so aus, als sei sie gerade on fire", lobpreist die um acht Jahre jüngere Wozniacki ihre Kollegin, die sie als "sehr lustiges Mädchen" bezeichnet. "Sie ist eine Freundin für mich."

Für Wozniacki ist es das zweite Major-Endspiel, vor fünf Jahren unterlag sie Kim Clijsters - in New York. Gelingt ihr im Finale die Überraschung, wäre es der erste Grand-Slam-Erfolg für Dänemark überhaupt. Dagegen steht Williams unmittelbar davor, mit zwei Allzeitgrößen gleichzuziehen. Aktuell hält sie bei 17 Siegen in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Ein weiterer würde sie auf eine Stufe mit Martina Navratilova und Chris Evert hieven. Das Duo teilt sich Rang vier in der ewigen Bestenliste. Zudem steht die Weltranglisten-Erste vor dem US-Open-Triple. Drei oder mehr Siege in Folge gelangen in der "Open Era" nur Evert (1975-1978).

DIE FINAL-DEBÜTANTEN

In Japan war es frühmorgens, doch das hinderte die Leute nicht daran, extra aufzustehen, um den Halbfinalsieg von Kei Nishikori über Novak Djokovic live zu verfolgen. Im Heimatland des 24-Jährigen herrscht Ausnahmezustand, der Hype um den Filzkugeljäger kennt keine Grenzen.

Kein Wunder, ist er doch drauf und dran, dem Land der aufgehenden Sonne den ersten Major-Sieg zu bescheren. Überhaupt wartet der asiatische Kontinent noch auf einen Sieg im Herren-Einzel. Bislang kamen Japaner nicht über das Halbfinale hinaus. Ichiya Kumagai scheiterte einmal, Jiro Sato gleich fünfmal in der Vorschlussrunde.

Im Endspiel wartet auf den Schützling von Legende Michael Chang eine Mammutaufgabe: Marin Cilic agiert in der Form seines Lebens. Der 25-Jährige, im Vorjahr noch wegen einer Dopingsperre vier Monate außer Gefecht, warf nicht nur Tomas Berdych, sondern auch "King" Roger Federer in drei Sätzen aus dem Bewerb.

Damit hat er seinen Coach, Ex-Wimbledon-Sieger Goran Ivanisevic, übertrumpft, und als erster Kroate den Einzug ins US-Open-Finale sichergestellt. Jetzt will er auch den letzten Schritt tätigen und seinem Heimatland den Premierensieg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sichern.

Ganz nebenbei ging eine unfassbare Serie zu Ende. Die Fans in der Stadt, die niemals schläft, sehen das erste Grand-Slam-Finale seit neuneinhalb (!) Jahren, indem keiner der "Fantastic Four" - Federer, Djokovic, Rafael Nadal und Andy Murray - mitwirkt. Zuletzt war dies 2005 (Australian-Open-Finale zwischen Marat Safin und Lleyton Hewitt) der Fall.

Ein historisches Finale der US Open 2014 ist garantiert.


Christoph Nister