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Nadal kann in Paris Uralt-Rekord egalisieren

Nadal kann in Paris Uralt-Rekord egalisieren

99 Jahre ist es her. Da triumphierte ein gewisser Maxime Omer Mathieu Decugis zum achten Mal bei den French Open im Herren-Einzel.

Die Titelverteidigung blieb dem am 24. September 1882 als Sohn eines Pariser Händlers Geborenen verwehrt. Aufgrund des Ersten Weltkriegs wurde das Turnier erst wieder 1920 ausgetragen.

Da vergab Max Decugis, wie er in allen historischen Listen der Einfachheit halber genannt wird, im Endspiel eine 2:1-Satz-Führung gegen André Gobert. Im Finale musste er sich auch drei Jahre später als 40-Jähriger Francois Blanchy geschlagen geben.

Öffnung des Teilnehmerfelds

Trotz dieser widrigen Umstände schien Decugis mit seinen acht French-Open-Titeln einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt zu haben (alle Paris-Sieger auf einen Blick!).

Schließlich wurde es ab dem Jahr 1925 deutlich schwieriger, den Sieg bei dem ab 1928 in Roland Garros ausgetragenen Grand-Slam-Turnier davonzutragen.

Damals wurde das Teilnehmerfeld geöffnet. Davor durften nämlich nur Mitglieder eines französischen Tennis-Klubs an den Start gehen.

Nadal kann Rekord egalisieren

Vor knapp 90 Jahren ahnte allerdings auch noch niemand, dass es einmal einen Rafael Nadal geben würde. Der Spanier kann am Sonntag, 15 Uhr, in Roland Garros den beinahe 100-jährigen Rekord von Decugis egalisieren und wieder einmal Tennis-Geschichte schreiben.

Noch nie konnte ein Spieler in der Offenen Ära ein einziges Grand-Slam-Turnier so oft gewinnen. Pete Sampras und Roger Federer schafften es in Wimbledon ebenso wie Nadal in Roland Garros auf sieben Sieger-Trophäen. Der einzige Mann, der dies noch verhindern kann, ist ein Landsmann von Nadal: David Ferrer, der mit seinen 31 Jahren zum ersten Mal im Endspiel eines Major-Events steht.

Ferrer stand sechs Stunden weniger auf dem Platz

„Es war immer schon mein Traum, im Finale eines Grand-Slam-Turniers zu stehen“, strahlte der Weltranglisten-Fünfte nach seinem glatten Drei-Satz-Sieg im Halbfinale über Jo-Wilfried Tsonga.

Damit zog Ferrer übrigens deutlich souveräner ins Endspiel ein als sein sonntägiger Gegner. Da er im Turnierverlauf keinen einzigen Satz abgeben und nur einmal gegen Tsonga ins Tiebreak gehen musste, stand Ferrer in seinen sechs Partien ganze sechs Stunden weniger auf dem Platz als Nadal.

Außenseiter träumt vom großen Coup

Kein Wunder, dass der krasse Außenseiter nun vom ganz großen Coup träumt: „Ich werde jetzt natürlich bis zum letzten Punkt kämpfen“, verspricht Ferrer. „Ich muss immer aggressiv sein und mein bestes Tennis auspacken.“

Geheimnisse gibt es zwischen den beiden Landsleuten nicht, schließlich sind Nadal und Ferrer auf der Tour schon 23 Mal aufeinandergetroffen. Nur vier Mal trug dabei Ferrer den Sieg davon. Auf Sand konnte er gar nur ein einziges Mal gewinnen: Vor neun Jahren zwang er in Stuttgart den damals 18-jährigen Nadal mit 7:5 im dritten Satz in die Knie.

„Rafa ist der beste Spieler“

Im Vorjahr machte Ferrer im Halbfinale nur fünf Games gegen den Sandplatz-König. „Rafa ist einfach ein unglaublicher Spieler. Er beherrscht alle Schläge. Er hat einen guten Return, eine gute Vorhand mit viel Top-Spin und körperlich ist er auch top. Meiner Meinung nach ist er der beste Spieler auf der Tour. Und auf Sand hat er einfach noch ein bisschen mehr Zeit, um den Ball perfekt zu treffen.“

Als unschlagbar sieht sich Nadal in seinem Wohnzimmer aber nicht. „Ich habe ja keine 100-prozentige Sieg-Quote“, spielt er auf seine bislang einzige Niederlage in 59 Matches in Roland Garros an. Vor vier Jahren verlor er im Achtelfinale gegen Robin Söderling.

Der Schwede meinte vor Paris, dass er diesen Status nicht ewig behalten würde: „Irgendwann wird auch Rafa wieder bei den French Open verlieren. Vielleicht erst in fünf Jahren oder so. Aber irgendwann werde ich nicht mehr der Einzige sein.“

David Ferrer hofft darauf, dass er schon am Sonntagabend zu dieser elitären Gruppe hinzustoßen darf.

Christian Frühwald