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"Vielleicht kann er sich in Wien durchschießen"

Ein Österreicher ist ab Donnerstag noch im Einzelbewerb der Erste Bank Open im Einsatz.

Das ist wenig überraschend und nicht ungewöhnlich.

Schließlich erkor Jürgen Melzer in den vergangenen sieben Jahren die Wr. Stadthalle zu seinem Wohnzimmer.

Nachdem der zweifache Wien-Sieger (2009, 2010) allerdings schon am Mittwoch die Segel strich, bleibt es diesmal dem erst 19-jährigen Dominic Thiem vorbehalten, die rot-weiß-rote Fahne zu hoch zu halten.

Thiem bewies sein Potenzial

Der Junioren-Finalist der French Open 2010 bewies in der ersten Runde gegen den Weltranglisten-51. Lukas Lacko wieder einmal sein großes Potenzial.

LIVE: Thiem vs. Matosevic, ab ca. 15 Uhr bei LAOLA1 >>>

Während es im Sommer in Kitzbühel „nur“ zu einer achtbaren Niederlage gegen den aufstrebenden Martin Klizan reichte, fuhr der Schützling von Günter Bresnik nun in Wien seinen zweiten Sieg auf der ATP-Tour ein.

Im Gegensatz zum Vorjahres-Erfolg über Tennis-Pensionist Thomas Muster ist der diesjährige Sieg von der Wertigkeit allerdings deutlich höher anzusiedeln.

Lob von Melzer und Trimmel

„Domi hat taktisch sehr gut gespielt und vor allem eine starke Aufschlagleistung geboten“, war auch Melzer von der Leistung seines Nachfolgers in spe beeindruckt. Vor allem die Nervenstärke des Youngsters strich der Deutsch-Wagramer hervor. „Er hat neun von zehn Breakbällen abgewehrt.“

Ähnlich sah es ÖTV-Sportdirektor Clemens Trimmel: „Ich war beeindruckt, wie er sein Spiel vom ersten bis zum letzten Ball durchgezogen hat. Das zeugt von seiner mentalen Stärke. Spielerisch wusste ich eh schon vorher, was er alles drauf hat.“

Wichtiger Sieg für die Weltrangliste

Für Thiem war der neuerliche Einzug ins Stadthallen-Achtelfinale auch hinsichtlich des ATP-Rankings sehr wichtig. Schließlich hätte dem aktuellen Weltranglisten-394. bei einer Niederlage ein Rückfall gedroht.

Nun ist sogar ein Sprung nach vorne drin. Mit dem Australier Marinko Matosevic (nicht vor 14:50 Uhr im LAOLA1-Ticker) wartet eine durchaus machbare Aufgabe.

„Jetzt heißt es gut schlafen, nicht viel darüber nachdenken und den Matosevic rausnehmen“, rät Melzer seinem Landsmann. Der 31-Jährige kann sich selbst noch gut an seine damaligen ersten Schritte auf der Tour erinnern.

Melzer erinnert sich zurück

„Für ihn ist so ein Sieg enorm wichtig. Man weiß ja selber noch genau wie es ist, wenn man seine ersten ATP-Turniere bestreitet. Ich glaube, dass er sich im Ranking relativ schnell nach oben spielen kann.“

„Bei mir ist es damals zum Glück relativ schnell gegangen. Ich habe ein Jahr Future- und dann Challenger-Turniere gespielt. Mit 20, 21 Jahren war ich in den Top 100“, wünscht er Thiem einen ähnlichen Werdegang.

Melzer weiß allerdings auch, dass die heutige Dichte im Herren-Tennis deutlich größer geworden ist. „Heutzutage ist es so, dass es meistens ein bisschen länger dauert.“

Schwieriger Umstieg von Junioren zu Profis

Dass der Sprung von den Junioren zu den Profis nicht leicht ist, ist Thiem mittlerweile durchaus bewusst. Von Krankheiten und Verletzungen geplagt, hangelte sich der Teenager heuer nur mühsam im Ranking nach oben.

„Vor allem der körperliche Unterschied ist groß“, so Thiem. „Man darf sich nicht mehr so viele Fehler erlauben und muss die ganze Zeit konzentriert bleiben. Das geht natürlich an die Substanz. Im Endeffekt gewöhnt man sich aber daran.“

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Geholfen hat ihm dabei ein vom Physiotherapeuten von Ernests Gulbis ausgearbeitetes Fitnessprogramm.

Zudem habe er in den vergangenen zwölf Monaten fleißig an Aufschlag und Return gefeilt. „Da habe ich mich extrem verbessert. Diese Dinge sind auf diesem Level sehr wichtig.“

Melzer macht Thiem Mut

Melzer macht dem Youngster Mut: „Ich glaube, dass es 2013 für ihn einfacher wird. Wenn er sich in Wien durchschießt, erspart er sich das Ganze. Es ist einfacher diese Leistung hier zu bringen, als bei einem Future-Turnier in der Türkei.“

Die Aufgabe gegen Matosevic wird freilich keine einfache. In der ersten Runde eliminierte der Weltranglisten-55. den an sechs gesetzten Kitzbühel-Sieger Robin Haase.

Zudem wird sich der 27-Jährige, der seine Trainingszelte im bayrischen Oberhaching aufgeschlagen hat, nicht überraschen lassen. Sein Trainer, der ehemalige Doppel-Spezialist Joshua Eagle, ist schließlich mit einer Tiroler Tennis-Expertin verheiratet – Babsi Schett!

Christian Frühwald

 

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