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Koubek: "Thiem-Entscheidung ist nachvollziehbar"

Koubek:

Stefan Koubek kann sich auf seine ehemaligen Kameraden verlassen.

Mit Andreas Haider-Maurer, Jürgen Melzer, Alexander Peya und Gerald Melzer durfte der neue Kapitän des österreichischen Davis-Cup-Teams am Dienstag beinahe sein Wunsch-Quartett präsentieren.

Nur Dominic Thiem sagte aufgrund des ungünstigen Spieltermins für das Erstrunden-Duell der Europa/Afrika-Zone I gegen Schweden in Örebro (6. bis 8. März) ab. 

Koubek zeigt Verständnis für Thiem

"Das war eine rein sportliche Entscheidung. Für mich ist es nachvollziehbar, aber natürlich schade, weil ich ihn gerne dabei gehabt hätte", zeigt Koubek im LAOLA1-Interview Verständnis für die heimische Nummer eins.

"Er hat heuer erstmals den Druck, seine Punkte aus dem Vorjahr verteidigen zu müssen und er muss schauen, dass er auch im Sommer bei den großen Turnieren im Hauptbewerb steht", kommentiert der Kärntner die Entscheidung Thiems, sich lieber auf das in der Woche nach dem Davis Cup stattfindende ATP-1000-Event in Indian Wells zu konzentrieren.

"Wir SIND Favorit"

Auch ohne Thiem steht für Koubek fest, dass das ÖTV-Team als klarer Favorit in dieses Duell geht. "Dafür muss ich mir nur die Weltrangliste anschauen. Der Davis Cup hat aber eigene Gesetze", drückt der 38-jährige Kärntner trotzdem etwas auf die Euphorie-Bremse.

Bei 22 Länderkämpfen war Koubek als aktiver Spieler mit von der Partie. Seine große Erfahrung will er nun in seiner neuen Funktion einbringen.

Bei uns erklärt die ehemalige Nummer 20 der Welt, was für ihn besonders wichtig ist, wieso Thomas Muster sein Vorbild ist und warum Smartphones beim Abendessen ihr Comeback feiern dürfen. 

LAOLA1: Hast du dich schon in deinen neuen Job als Davis-Cup-Kapitän eingearbeitet?

Stefan Koubek: Am Anfang war ich natürlich gleich voll motiviert und habe bald den Kontakt mit den Spielern gesucht. Das hat gleich gut funktioniert.

LAOLA1: Wie war die Kontaktaufnahme mit den Spielern? Wie waren die Reaktionen , dass ihr ehemaliger Teamkollege ihr neuer „Chef“ ist?

Koubek: Es war alles sehr entspannt. Wir müssen uns gegenseitig nichts vorspielen, weil wir uns eh gut genug kennen. Ich habe sie sogar schon vor den Verhandlungen darüber informiert, dass ich bald Kapitän sein könnte und die Reaktionen waren alle sehr positiv.

LAOLA1: Wie interpretierst du den Job als Kapitän?

Koubek: Ich habe den Spielern gleich zu Beginn gesagt, dass ich der Kapitän bin und das letzte Wort haben werde. Ich möchte sie aber so gut wie möglich in meine Entscheidungen einbinden. Letztendlich ist der Kapitän ohne Spieler nicht viel wert. Routinierte Leute wie Jürgen Melzer, Andreas Haider-Maurer oder Alex Peya wissen eh genau, was sie wollen und brauchen. Deshalb versuche ich, sie so gut wie möglich zu unterstützen.

LAOLA1: Du bist also auch für die Organisation zuständig?

Koubek: Die Organisation gehört auf jeden Fall zu meinen Aufgaben. Als Spieler sollst du dich voll auf das Tennis konzentrieren können. Team-Manager Thomas Hammerl und ich werden uns da sicherlich gegenseitig Arbeit abnehmen und unterstützen.

LAOLA1: Bei deinem Amtsantritt hast du verkündet, kein „Offizier“ sein zu wollen. Wird das in der Vergangenheit viel diskutierte Smartphone beim Abendessen wieder sein Comeback feiern?

Melzer und Koubek prägten lange Jahre das ÖTV-Team

LAOLA1: Grundsätzlich war das österreichische Davis-Cup-Team in dieser Hinsicht meist zu beneiden. Absagen gab es nur selten. Auch als du noch aktiv warst.

Koubek: Ja, das stimmt. Vor allem Jürgen spielt gerne Davis Cup und ist in der Vergangenheit immer seinen Mann gestanden. Ich habe selbst auch gerne gespielt. Für mich war es eine Ehre, für mein Land aufs Feld zu laufen. So sehen es auch Jürgen, Alex und viele andere. Den einen oder anderen müssen wir noch dorthin bringen, dass er auch so denkt.

LAOLA1: Wie schätzt du die Chancen in Zukunft ein, dass Dominic Thiem wieder Davis Cup spielt?

Koubek: Bei diesem Davis Cup war es eine rein sportliche Entscheidung. Er ist aufgrund seiner Erkrankung in der Vorbereitung nicht sehr gut in dieser Saison gestartet und hat heuer erstmals den Druck, seine Punkte aus dem Vorjahr verteidigen zu müssen. Er muss schauen, dass er auch im Sommer bei den großen Turnieren im Hauptbewerb steht. Deshalb hat er sich diesmal für seine eigene Karriere entschieden. Der zweite Davis-Cup-Termin (Anm: Bei einem Sieg spielt Österreich vom 17. bis 19. Juli zuhause gegen die Niederlande) ist aber tausend Mal besser als der erste, der wirklich eine Katastrophe ist. Da sind alle Spieler in Österreich und fangen auch auf Sand wieder zu trainieren an. Da gehe ich davon aus, dass das Team komplett ist.

LAOLA1: Wie ist dein Kontakt zu Thiem-Coach Günter Bresnik?

Koubek: Der ist gut, auch wenn er natürlich nicht mehr so eng ist, wie zu meiner aktiven Karriere. Ich war ja als Spieler 18 Jahre bei ihm und wir kennen uns gegenseitig in- und auswendig. Günter hat mir offen und ehrlich gesagt, dass die Absage vom Dominic weder etwas mit mir, noch mit dem Verband zu tun hat. Das ist eine rein sportliche Entscheidung. Für mich ist es nachvollziehbar, aber natürlich schade, weil ich ihn gerne dabei gehabt hätte.

LAOLA1: Die schwedische Nummer eins ist das große Talent Elias Ymer. Hast du dich mit ihm schon beschäftigt? Wie gefährlich schätzt du ihn ein?

Koubek: Ich habe ihn mir auf Youtube angeschaut und konnte mir schon ein Bild von ihm machen. Er ist ein junger, talentierter Spieler, der heuer schon einige Erfolge einfahren konnte. Er bewegt sich sehr gut und kann von hinten Druck machen. Nichtsdestotrotz steht er im ATP-Ranking auf einen Platz um 180 und ist erst 18 Jahre alt.

LAOLA1: Du siehst uns also schon als klaren Favoriten in diesem Duell.

Koubek: Wir SIND Favorit. Da muss ich nur auf die Weltrangliste schauen: Unsere Einzelspieler sind alle vor der schwedischen Nummer eins gereiht. Im Doppel sind sie dafür sehr gut aufgestellt. Lindstedt und Brunstrom haben gemeinsam noch keine Partie verloren. Schiefgehen kann natürlich immer irgendwas. Der Davis Cup hat eigene Gesetze.

 

Das Gespräch führte Christian Frühwald

Koubek: Wenn sie den ganzen Abend nur auf ihr Handy starren und es einfach störend ist, werde ich sicher auch einmal etwas sagen. Solange die Nutzung halbwegs im Rahmen bleibt, ist es aber okay. In der heutigen Zeit gehört ein Smartphone nun einmal zum Alltag. Wenn einer am Tisch ein Video herzeigt, ist es ja auch nicht schlimm.

LAOLA1: Wenn du an deine Spieler-Karriere zurückdenkst: Was war dir bei einem Davis-Cup-Kapitän am wichtigsten?

Koubek: Mir persönlich hat ein Thomas Muster sehr gut gefallen, weil er einfach mit so viel Herz dabei war. Selbst auf der Bank hat er sehr viel Energie ausgestrahlt. Ein bisschen in dieser Art würde ich es auch gerne machen, auch wenn ich nicht ganz derselbe Typ wie Tom bin. Mit Sicherheit werde ich bei den Matches sehr nervös sein und mitflippen. Denn das war bei mir schon der Fall, als ich als Spieler bei meinen Kollegen zugeschaut habe. Ich bin auf jeden Fall für die Spieler da – ganz egal, was sie brauchen. Beim Training werde ich schauen, dass es Spaß macht, aber auch etwas bringt. Ein bisschen Feinschliff kann man sicher anbringen. Etwas Großartiges kannst du in dieser Woche aber sowieso nicht ändern. Man muss auf die Spieler eingehen und je nach Typ helfen.

LAOLA1: Was sagst du zum Form-Aufschwung von Andreas Haider-Maurer?

Koubek: Andi hat eine sensationelle Woche in Rio hinter sich und dadurch viel Selbstvertrauen gewonnen. Ich hoffe, dass er diesen Lauf auch in den Davis Cup mitnehmen kann. Es wird allerdings nicht einfach werden, da er nun von Sand (Rio) auf Hartplatz (Acapulco) und dann noch in die Halle (Örebro) wechselt. Dazu kommt die Klima-Umstellung zwischen Südamerika und Skandinavien, sowieso die Reise-Strapazen. Das ist sicherlich eine schwierige Situation für ihn.  Dementsprechend dankbar bin ich auch, dass er und Jürgen überhaupt im Davis Cup antreten.

LAOLA1: War es schwierig, sie trotz des schwierigen Termins von einem Antreten zu überzeugen?

Koubek: Es hat schon einige Gespräche gegeben. Mit Jürgen habe ich vor Dubai zwei Mal in der Südstadt trainiert und da haben wir auch über den Davis Cup gesprochen. Er hat gemeint, dass er in den letzten 15 Jahren immer gespielt hat und auch jetzt nicht absagt, nur weil er am Dienstag in Indian Wells in der Qualifikation antreten muss. Beim Andi habe ich aufgrund seiner Südamerika-Reise meist mit seinem Manager Bernd Haberleitner gesprochen. Alex hat gleich am Anfang gesagt, dass er fix mit dabei ist und auch Gerald Melzer hat relativ schnell zugesagt, dass er helfen will.