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"Fast-Österreicher" Davydenko auf dem Weg zurück

Wären die Würfel des Schicksals vor ein paar Jahren ein bisschen anders gefallen, würde es an diesem Wochenende im Davis-Cup-Duell Österreich gegen Russland zu einem äußerst pikanten Aufeinandertreffen kommen.

2007 beantragte nämlich Nikolay Davdydenko, aktuell die Nummer drei im russischen Team, die österreichische Staatsbürgerschaft.

„Ja, das stimmt. Ich war interessiert“, gestand der 30-Jährige bei einer Pressekonferenz in der Arena Nova von Wr. Neustadt zögerlich und beinahe etwas beschämt neben seinen Teamkollegen.

Kosmopolit Davydenko

„Ich habe vor ein paar Jahren darüber nachgedacht, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen“, so Davydenko, der damals als Weltranglisten-Dritter hinter Roger Federer und Rafael Nadal den Rest der Tennis-Welt anführte.

Für den Kosmopoliten wäre der Farbentausch wohl keine große Sache gewesen. Die ersten 15 Jahre seines Lebens verbrachte er im ukrainischen Severodonezk, ehe er mit seinem Trainer-Bruder Eduard nach Deutschland zog, um sich in den dortigen Tennis-Schulen formen zu lassen.

Erst mit 18 Jahren bekam er dann seine bis heute gültige russische Staatsbürgerschaft verliehen, ehe er acht Jahre später auf Rot-Weiß-Rot wechseln wollte.

Gesetzesänderung verhinderte den Coup

Warum damals nichts aus dem Coup geworden ist? „ Ich hätte aufgrund einer ITF-Regel zwei, drei Jahre keinen Davis Cup spielen dürfen – weder für Österreich noch für Russland.“

Zudem erschwerte eine Gesetzesänderung der österreichischen Regierung die Formalitäten und auch der heimische Tennis-Verband hatte mit dieser Idee einige Probleme.

Zahlreiche Verletzungsprobleme

Aufgrund der langen Wartefrist bezüglich eines möglichen Davis-Cup-Einsatzes hätte sich die Einbürgerung für den ÖTV auch wenig ausgezahlt. Nach seinem sensationellen Triumph beim World Tour Finale in London 2010 ging es für Davydenko aufgrund zahlreicher Verletzungsprobleme rasant bergab.

„Ich hatte im letzten Jahr viele Probleme. Zuerst habe ich mich am Handgelenk verletzt und dann an der Schulter“, erzählte der mittlerweile auf den 51. Weltranglistenplatz abgerutschte Moskauer.

„Nach den US Open hätte ich im Davis Cup in Russland spielen sollen. Ich habe mich dann aber dazu entschieden, meine Schulter drei Wochen lang auszukurieren. Das hat mir geholfen,“ freut sich Dayvdenko nun wieder auf sein Comeback im russischen Team.

Vorerst wird er zumindest einmal am Samstag im Doppel zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit dem angeschlagenen Mikhail Youzhny trifft er auf Oliver Marach und Alexander Peya.

„Bin nicht mehr die Nummer eins“

Seit seinem letzten Einsatz im Juli 2010 hat sich allerdings einiges verändert. „Jetzt bin ich nicht mehr die Nummer eins. Wir haben aber ein gutes Team.“

„Es kommt auch viel auf den Belag an. Jeder Spieler fühlt sich auf einem anderen Belag wohler."

Die erwünschten Vorab-Infos von seinem Manager Ronnie Leitgeb hat Davydenko nicht erhalten. „Ich habe Ronnie immer gefragt, auf welchem Belag und mit welchen Bällen wir spielen“, grinste Davydenko.

„Wir wollen natürlich gewinnen“

Seine potenziellen Gegner kennt er sowieso. Schließlich hat Leigteb auch Jürgen Melzer unter seinen Fittichen. „Marach/Peya sind mir für mich ebenfalls keine Unbekannten. Einzig den anderen Kerl kenne ich nicht wirklich“, stellt zumindest Andreas Haider-Maurer ein kleines Fragezeichen dar.

So oder so: „Wir wollen natürlich gewinnen und ins Viertelfinale kommen“, lässt Davydenko keine Zweifel aufkommen. Was seine persönliche Karriere betrifft, hat er keine exakten Zielvorgaben mehr.

„Über die Top Ten denke ich derzeit nicht nach. Ich probiere jede Woche was geht und dann schaue ich, was am Ende rauskommt.“

Christian Frühwald