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"Ivan kann mir vor allem mental helfen"

"Du brauchst eine Nummer eins, um eine Nummer eins zu werden."

So oder so ähnlich dachte wohl auch Andy Murray, als er sich zur Verpflichtung von Ivan Lendl als neuen Full-Time-Coach entschied.

Der 51-jährige gebürtige Tscheche, der seit 1992 im Besitz der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft ist, ist einer der ganz großen Spieler der Tennis-Geschichte.

"Akribischer Arbeiter"

Acht Grand-Slam-Titel gewann Lendl in seiner Karriere. 270 Wochen lang führte er die Weltrangliste an. Damit liegt er hinter Pete Sampras (286) und Roger Federer (285) auf Platz drei. Mit 1.071 Profisiegen ist er hinter Jimmy Connors (1.222) Zweiter.

Die Bezeichnung "akribischer Arbeiter" verdiente sich Lendl schon lange vor den Zeiten eines Marcel Koller. Niemand trainierte verbissener, hartnäckiger und konsequenter als der 94-fache Titelträger.

Murray: "Er hat eine Menge Erfahrung"

"Er war einer der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten und ein sehr harter Arbeiter", so Murray.

"Es liegt also auf der Hand, dass er über eine Menge an Erfahrung und Wissen verfügt, das er hoffentlich an mich weitergeben kann."

Murray hofft auf ersten Grand-Slam-Titel

Der Weltranglisten-Vierte versucht schon seit Jahren, die Dominanz der großen Drei - Novak Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal - zu brechen.

Bislang reichte es für den 24-jährigen Schotten nur zu Teilerfolgen. Besonders der fehlende Turniersieg bei einem Grand-Slam-Turnier wurmt ganz Großbritannien.

Seit 1936 (Fred Perry) wartet das Geburtsland des weißen Sports schon auf einen Major-Erfolg bei den Herren.

"Er kann mir mental helfen"

Drei Mal (US Open 2008, Australian Open 2010 und 2011) scheiterte Murray erst im Endspiel. Hier findet sich übrigens eine interessante Parallele zu Ivan Lendl, der selbst die ersten vier Grand-Slam-Finali seiner Karriere verlor.

"Ich glaube, dass er ähnliche Probleme lösen musste, wie ich es heute tun muss. Deshalb glaube ich, dass er mir vor allem mental sehr viel helfen kann", erklärt Murray seine Beweggründe.

"Außerdem hat er das Auge für das Tennis. Er versteht den Sport einfach."

Murray-Manager Simon Fuller, der Erfinder von "American Idol", ist ebenfalls guter Dinge: "Mit einem Champion wie Lendl kann er seine ultimativen Ziele erreichen."

Menschlich auf einer Ebene

Menschlich scheinen die beiden Ausnahme-Athleten auf einer Welle zu schwimmen.

"Ivan ist ein sehr ehrlicher Kerl. Das ist für mich sehr wichtig, da dies nicht immer auf jeden zutrifft. Viele Leute sind oft zu nett, weil sie nicht anecken oder ein falsches Wort sagen wollen."

Fehlende Trainer-Erfahrung

Ein Problem könnte allerdings Lendls fehlende Erfahrung werden. Nach seinem Karriereende kehrte der Vater von fünf Töchtern der ATP-Tour den Rücken und versuchte sich im Golf- und Reitsport.

Erst in den letzten Jahren kehrte langsam das Interesse zurück. Nach einigen Exhibitions gegen andere Altstars gab es im vergangenen Jahr auch die ersten Gerüchte ob eines Engagements als Murray-Trainer. 

Murray vertraut auf Lendl

Der Schotte hat ob der mangelnden Trainer-Erfahrung Lendls jedenfalls keine Bedenken.

"Die besten Coaches machen nicht immer die besten Spieler und die besten Spieler machen nicht die besten Coaches", antwortet Murray auf diese Frage kryptisch.

"Für Ivan ist es sicher eine Herausforderung. Dementsprechend aufgeregt ist er auch. Er hat zuvor noch nie gecoacht, will das aber unbedingt lernen. Ich freue mich schon darauf!"

Erste Taktiken besprochen

Murray und Lendl haben bereits erste Taktiken besprochen, um die Top 3 ins Wanken zu bringen.

"Wir haben darüber geredet, wie wir einzelne Schwächen am besten ausnützen können. Taktisch wird er mir auf jeden Fall helfen können", ist Murray überzeugt.

Christian Frühwald