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Federer: Erst abgeschrieben, jetzt Favorit

Federer: Erst abgeschrieben, jetzt Favorit

Nach einer Saison mit mehr Tiefen als Höhen geht Roger Federer überraschend als Topfavorit in das ATP-World-Tour-Finale in London.

Turniersieg in Basel, Turniersieg in Paris-Bercy - binnen zwei Wochen hat der Schweizer all jene Kritiker widerlegt, die bereits das Ende der Ära Federer ausgerufen hatten.

"Ich hatte in diesem Jahr einige harte Niederlagen, aber ich habe immer geglaubt, dass das Jahr noch nicht vorbei ist", sagte Federer nach seinem 6:1, 7:6 (7:3)-Finalsieg über den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga.

Am eigenen Mythos gebastelt

Mit dem Coup in der französischen Hauptstadt bastelte der 30-Jährige, dem die sechswöchige Pause nach der Hartplatz-Saison in den USA gut getan hat, zugleich weiter am eigenen Mythos.

Federer ist nun der erste Spieler der Tennis-Historie, der bei allen neun Masters-Turnieren im Finale stand. Und der zweite nach Andre Agassi, dem in Paris das Karriere-Double Roland Garros/Bercy gelang.

"Dies fühlt sich großartig an und ist ein spezieller Sieg", sagte der Weltranglisten-Vierte nach dem 69. Turniererfolg seiner Laufbahn.

Das 100. Endspiel im Visier

Beim Saisonabschluss in London (20. bis 27. November) ist für Federer ein weiterer denkwürdiger Moment möglich. Sollte der Vorjahressieger erneut das Finale erreichen, wäre es sein 100. Endspiel auf der ATP-Tour.

Gerade für einen Mann wie Federer, der sich intensiv mit der Geschichte seiner Sportart beschäftigt, eine magische Marke. Auf ihn warte in der kommenden Woche "ein massiver Höhepunkt", sagte Federer, nachdem er am Sonntag einige Freudentränen weggewischt hatte.

Federer und die Favoritenrolle

Und die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung sind nicht nur wegen Federers Topform groß. Denn seine großen Rivalen hatten alles andere als eine ideale Vorbereitung auf die Abschluss-Veranstaltung an der Themse.

Saisondominator Novak Djokovic ist von Schulterbeschwerden geplagt, der Spanier Rafael Nadal seit einem Monat ohne Spielpraxis. Federer will von einer Favoritenrolle aber nichts wissen.

"Ich denke, alle acht Spieler können sich Chancen ausrechnen", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger. Er versprach aber: "Ich werde alles geben."

"Der größte Spieler der Welt"

Wien-Sieger Tsonga stimmte nach der Final-Niederlage ein Loblied auf den Eidgenossen an.

Trotz der fantastischen Saison des Serben Djokovic, 2011 Champion bei drei Grand-Slam-Turnieren, sei Federer "eindeutig der größte Spieler der Welt und wird es auch noch lange Zeit bleiben".