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Thiem: "Ich wusste ja nicht, wie sich das anfühlt"

Thiem:

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Dominic Thiem erstmals eine Trophäe in den Himmel strecken würde.

In Nizza war es dann soweit. Mit dem Finalsieg über Leonardo Mayer (ARG-6) heimste der 21-jährige Niederösterreicher seinen ersten Titel auf der ATP-Tour ein.

Ein besonderer Moment für Österreichs Nummer eins, die sich in der neuen Weltrangliste rund um Platz 30 einordnen wird und damit sein bisheriges Top-Ranking (Platz 36) toppen wird.

Im Interview nimmt Thiem zu seinem bisher größten Meilenstein Stellung und lässt den Emotionen freien Lauf:

Frage: Gratulation. Können Sie bitte ihre Gefühle unmittelbar nach dem Matchball beschreiben?

Dominic Thiem: Das war einfach überwältigend. Ich wusste ja nicht, wie sich das anfühlt. Jetzt muss ich diese Gefühle erst sacken lassen.

Frage: Auffallend war, wie extrem beeindruckend Sie zu diesem Titel gekommen sind. Wie sehen Sie das?

Thiem: Das Finale gegen Leonardo Mayer war unfassbar. Eines der besten Matches, die ich in meiner Karriere gespielt habe. Und das gegen einen richtig starken Gegner. Das Match heute hätte ein Unentschieden verdient gehabt, leider geht das nicht. Ich war der einzige, der ihn bei diesem Turnier gebreakt hat. Insgesamt war es auch für die Zuschauer ein richtig interessantes Match.

Frage: Was war der Schlüsselmoment im Finale?

Thiem: Es ist nie leicht, wenn man eine Stunde kämpft und dann den ersten Satz im Tiebreak verliert. Da steht man dann mit leeren Händen da. Dass ich trotzdem voll dabei geblieben bin, macht mich glücklich. Er ist nämlich auch im dritten Satz nie weggebrochen. Der Schlüsselmoment war der eine Return und Slice unters Netz bei 1:1 im Tiebreak. Das war sicher glücklich. Aber ich hab's dann auch ohne dummen Fehler fertig gespielt.

Frage: Sie sind nach dem Matchball auf den Rücken gefallen wie einst Thomas Muster in Paris. Absicht?

Thiem (lacht): Ich habe eigentlich gedacht, dass ich das bei meinem ersten Sieg nicht machen werde. Ich bin nach vorne weggerutscht und auf dem Rücken gelegen (lacht wieder). Leider ist mir das ja in Kitzbühel verwehrt geblieben. Den ersten Titel in der Karriere erlebt man nur ein Mal, manche erleben das überhaupt nie. Deshalb ist das unglaublich.

Frage: Sie sind nun der neunte Österreicher mit zumindest einem Titel. Was bedeutet das für Sie?

Thiem: Das freut mich extrem, es sind nur österreichische Legenden dabei. Mit diesen Namen in einer Reihe zu stehen, macht mich stolz.

Frage: Jetzt erwartet man sich noch mehr von Ihnen. Sie haben ein Turnier gewonnen, aber... ?

Thiem: Ich habe ein Turnier gewonnen, aber Tennis ist der schnelllebigste Sport den es gibt. Ich spiele Montag schon in Roland Garros und wenn ich dort verliere, ist es für alle und für mich eine Enttäuschung. Aber so ein Sieg gibt extrem viel Selbstvertrauen. Ich werde versuchen, dort und auch später an die gute Leistung anzuknüpfen. Aber jede Woche so eine gute Leistung zu bringen ist schwierig. Ich hoffe, der Titel hilft dabei.

Frage: Was nehmen Sie von Nizza mit nach Paris?

Thiem: Es fehlt nicht sehr viel. Aber die besten Sandplatzspieler sind auch die, die in der Weltrangliste ganz vorne stehen. Ich habe ein Turnier gewonnen und sehr gute Spieler geschlagen. Aber es gibt noch eine Klasse drüber, das sind die Top Ten. Ich werde mich jetzt auf den Weg machen und versuchen, gute Spiele auch gegen die allererste Sahne abzuliefern.

Frage: Hätten Sie im Nizza-Finale überhaupt noch etwas besser machen können?

Thiem: Das Match war wie gesagt eines meiner besten überhaupt. Es waren fast keine Dummheiten dabei. So wie Mayer heute gespielt hat, wird er noch viele schlagen, ich aber auch. Wir haben beide heute sicher so gespielt, wie wir nicht jeden Tag spielen. Das gibt Riesen-Selbstvertrauen.

Frage: Sehen Sie sich jetzt eigentlich als Mitfavorit in Paris?

Thiem: Das sehe ich natürlich nicht so. Obwohl, Ernests (Gulbis, Anm.) ist im Vorjahr nach dem Nizza-Sieg dort bis ins Semifinale gekommen. Aber Paris ist natürlich eine ganz andere Sache. Aber als Turniersieger anzureisen habe ich zuletzt im Juniorentennis erlebt. Ein schönes Gefühl. Mal schauen, wie ich das, das erste Mal auf der ATP-Tour meistere.

Frage: Was sagen Sie zum leidigen Thema Davis Cup?

Thiem: Der Davis Cup ist in Kitzbühel, eine Traum-Destination für mich also. Ich sage im Moment nur so viel. Ich würde richtig gerne spielen.