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"Jeder Tag am See war eine Challenge“

Julia Dujmovits auf einem Board – eigentlich kein ungewöhnliches Bild.

An diesem Wochenende tauscht die Olympiasiegerin von Sotschi aber das Snowboard gegen ein Kite-Board.

Die Burgenländerin geht beim Surf Worldcup in Podersdorf (23.4. bis 3.5.) für „Cabrinha“ im Team-Contest an den Start und nimmt damit zum ersten Mal an einem offiziellen Wettkampf teil.

„Bisher habe ich es nur als Ausgleich zum Snowboard-Training gemacht. Ich bin noch nie einen Contest gefahren, für mich ist das alles neu“, erzählt Dujmovits bei LAOLA1. Kurz vor dem Bewerb macht sich bei der 27-Jährigen daher eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude breit.

„Ich habe mir letzte Woche einmal gedacht, ob ich nervös sein sollte oder nicht. Jetzt gerade bin ich gar nicht nervös. Es geht einfach nur darum, dass ich Spaß habe. Ich freue mich sehr auf das Wochenende. Es ist schönes Wetter vorausgesagt, aber leider wenig Wind.“

Eine Challenge

Das Engagement in Podersdorf war eine Spontan-Aktion. Erst vor gut zwei Wochen fiel der Entschluss, am Surf Worldcup teilzunehmen.

"Mich hat der Teammanager von ‚Cabrinha‘ angerufen und gefragt, ob ich mitmachen will. Nachdem ich sowieso kiten gehen wollte, hab ich gedacht, wieso eigentlich nicht", erzählt Dujmovits, "dass ich nicht auf Weltcup-Niveau kite, ist mir bewusst. Es erwartet sich niemand etwas von mir, ich selbst erwarte mir auch nichts. Ich kite einfach gerne.“

Die kurze Vorbereitungszeit stellte selbst für die Ausnahme-Athletin eine Herausforderung dar.

„Natürlich habe ich versucht, mich so gut es geht vorzubereiten. Im Endeffekt hatte ich aber nur zwei Wochen Zeit. Jeder Tag am See war eine Challenge, ich habe viel Neues gelernt. Der Wind ist der entscheidende Faktor, man kann sich nicht wirklich darauf einstellen. An einem Tag kann es gut gehen und am nächsten Tag geht dann wieder gar nichts“, sagt die 27-Jährige.

Ein Sprung ins Ungewisse

Der besagte Wind ist es auch, der die Bewerbe am Neusiedler See so spannend und zugleich schwierig macht. Vor allem der Südwind im Nordburgenland soll für die Surfer und Kiter eine besondere Herausforderung darstellen.

Auf Dujmovits wartet in dieser Hinsicht eine Fahrt - oder besser gesagt ein Sprung - ins Ungewisse. „Im Training war bis jetzt immer Nordwind, ausgerechnet fürs Wochenende ist aber Südwind vorausgesagt. Ich habe also keine Ahnung, was mich erwartet. Genau auf so etwas bin ich nicht vorbereitet.“

Die Olympiasiegerin geht dennoch optimistisch in ihren ersten offiziellen Kite-Contest, für sie steht der Spaß im Vordergrund.

„Ich kann nur versuchen, die Tricks, die ich schon kann, so gut es geht zu machen. Vielleicht komme ich dann ja in einen Flow, wir werden sehen, was am Ende dabei heraus kommt. Es kann alles passieren. Die Hauptsache ist, dass ich locker bleibe und Spaß habe.“

Ein guter Übergang

Den Spaß am Kiten hat Dujmovits vor drei Jahren entdeckt - damals stand sie in Hawaii das erste Mal auf einem Brett. Seither fliegt sie regelmäßig durch die Luft, wenn auch bis jetzt nur zum Vergnügen. Mit der Teilnahme in Podersdorf wagt sich die Burgenländerin nun auf ein neues Level.

„Es ist natürlich etwas anderes als bei einem Snowboard-Rennen, wo es um so viele Kleinigkeiten und technische Feinheiten geht. Beim Kiten kann ich noch riesige Schritte machen, das ist das Interessante daran. Ich kann mich hier noch sehr verbessern, daher macht es unheimlich viel Spaß.“

Neben dem Spaß-Faktor stellt das Training auf dem Kite-Board für die 27-Jährige eine gute Ergänzung zu ihrem „täglich Brot“ dar.

Dujmovits freut sich auf Podersdorf 
 

nach der snowboardsaison ist vor...!? ich seh euch @ Surf Worldcup Podersdorf #cabrinha https://youtu.be/6WNP0NC_8kE

Posted by Julia Dujmovits on Mittwoch, 8. April 2015

 „Es ist ein guter Übergang nach dem Winter. Wir haben im Moment Off-Season, die letzten Wochen waren trainingsfrei. Jetzt stehe ich wieder am Board und trainiere die gleichen Muskeln wie beim Snowboarden. Ich verliere das Gefühl für das Board nicht, das ist sehr wichtig. Umgekehrt bringt mir das Snowboarden etwas in Bezug auf das Kantengefühl beim Absprung mit dem Kite-Board“, erklärt die WM-Medaillengewinnerin vom Kreischberg.

Ein Sprung ins kalte Wasser

„Man kann beim Kiten – ähnlich wie beim Snowboarden – in einen Zustand kommen, wo alles ganz easy funktioniert, ohne viel nachzudenken. Dieses Gefühl versuche ich so oft wie möglich zu erreichen, denn das brauche ich auch im Rennsport. Man fährt nur ein gutes Rennen, wenn man aufhört, nachzudenken und nur die Begeisterung spürt und nicht den Druck.“

Das Snowboarden ist also auch in der trainingsfreien Zeit allgegenwärtig. Dujmovits richtet nach dem Contest in Podersdorf den Blick aber ohnehin wieder in Richtung Winter. „Ich fliege Anfang Mai für sieben Wochen nach Maui, wo ich meine Sommervorbereitung mache.“ Das Kite-Board kommt aber auch dort zum Einsatz.

„Ich werde es wieder so machen, dass ich auf das Fitness-Center verzichte. Wie schon im letzten Jahr setze ich auf Yoga, Surfen, Stand Up Paddling, Kiten, Mountainbiken und Intervall-Training. Ich mache in dieser Zeit wirklich Sachen, die mir Spaß bereiten. Das ist für mich die perfekte Vorbereitung“, verrät die Raceboarderin.

Mit einem Auge schielt sie aber dennoch schon auf den Sommer 2016. „Ich kann mir schon vorstellen, dass ich nächstes Jahr in Podersdorf wieder mit dabei bin. Aber dann wird es sicher so sein, dass ich nicht nur zwei Wochen Zeit zur Vorbereitung habe. Jetzt ist es ein Sprung ins kalte Wasser.“

Ein Sprung, den Julia Dujmovits sicher mit Bravour meistern wird.

 

Daniela Kulovits