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"Früher bin ich als Idiot hingestellt worden"

Früher galt Markus Kröll als "Exot“, weil er quer durch Wiesen und Wälder lief.

Mittlerweile verlassen immer mehr Menschen die gekennzeichneten Strecken und suchen sich ihren eigenen Weg.

"Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, dass sie Trail Runner sind“, so Österreichs erfolgreichster Bergläufer gegenüber LAOLA1.

Für den Tiroler lag das Laufen in den Bergen bereits in jungen Jahren auf der Hand.

Im Interview spricht Markus Kröll über die Motivation, auch wenn man an seine Grenzen geht und gibt Tipps an Hobby-Läufer.

 

LAOLA1: Wie bist du zum Lauf-Sport gekommen?

Kröll: Ich bin in einem Bergdorf aufgewachsen. Irgendwie ist mir da nichts anderes übrig geblieben, als auf die Berge zu laufen. Obwohl, angefangen habe ich auf der Bahn, als Mittelstreckenläufer. Auch auf der Straße habe ich es versucht, aber das war nicht meines. Das hat auch den Gelenken nicht gut getan. Berglaufen ist einfach das Schönste. 1990 habe ich dann an der Berglauf-Junioren-WM teilgenommen und gewonnen, da stand dann fest, das ist mein Sport.

LAOLA1: Was verstehst du unter Trail Running?

Markus Kröll:
Trail Running ist für mich nichts Neues, das Einzige was für mich neu daran ist, ist der Name. Seit 1990 betreibe ich Berg- und Crosslauf und bin auch vorher schon gelaufen. Das heißt ich laufe jetzt schon über 20 Jahre und habe somit schon jahrelang Trail Running betrieben. Nur hat es halt früher anders geheißen. Was jetzt super ist, ist, dass ich jetzt einen Partner und Material gefunden habe, das perfekt dafür ist.

LAOLA1: Warum bevorzugst du Trail Running gegenüber dem Asphaltlaufen?

Kröll: Ich bin früher sehr viel auf der Straße gelaufen, nur was mich daran stört ist, immer wenn ich Straße oder Asphalt höre, höre ich gleichzeitig Verkehr und das gefällt mir nicht. Daher laufe ich lieber im Gelände und der Untergrund dort ist auch für meine Gelenke viel, viel schonender.

LAOLA1: Als Bergläufer nimmt man enorme Strapazen auf sich. Wie motiviert man sich da immer wieder?

Kröll: (lacht) Ja, so ist es. Man geht immer an seine Grenzen. Wenn du Bergläufer bist, darfst du nicht ganz sauber sein. Motivierend ist sicher die Umgebung, aber bei einem Wettkampf bekommt man von der Natur nicht viel mit. Mich motiviert es, dass ich den Berg in so kurzer Zeit überwinden kann. Du bist schnell oben und hast eine schöne Aussicht, andere brauchen dafür einen ganzen Tag. Viele Höhenmeter in einer kurzen Zeit, so schnell wie möglich zu überwinden, das ist die Herausforderung. Sicher tut es manchmal brutal weh, aber es gibt auch Tage, wo alles sehr leicht geht.

LAOLA1: Hast du zu Hause im Zillertal eine Lieblingslaufstrecke?

Kröll: Ich versuche, nicht immer die gleiche Strecke zu laufen. Das sollte auch ein Tipp für die Hobby-Läufer sein. Man sollte das Laufen so abwechslungsreich wie möglich gestalten. Bergauf, bergab, hügelig. Für mich ist es das Schönste in einem Gebiet zu Laufen, wo ich noch nie unterwegs war. Es ist interessant, um eine Ecke zu laufen und nicht zu wissen, was dahinter ist. Oft laufe ich wild durch das Tal, nicht auf vorgegeben Wegen, sondern wirklich quer durch die Wiesen und Wälder.

LAOLA1:
Gerade Trail Running ist stark am Vormarsch. Was bedeutet es für dich?

Kröll: Früher bin ich als Idiot hingestellt worden. Jetzt laufen so viele Menschen und viele wissen wahrscheinlich gar nicht, dass sie Trail Runner sind. Denn sobald du nicht mehr auf asphaltierten Straßen unterwegs bist, bist du ein Trail Runner. Ich sehe es bei mir selbst, wenn ich den ganzen Tag arbeite, möchte ich raus in die Natur und nicht auf der Straße laufen. Ich will meine Ruhe haben und das Ganze genießen.

LAOLA1: Hast du ein paar Tipps für Neueinsteiger auf Lager?

Kröll: Das Problem ist, dass in unserer Zeit immer alles sehr schnell gehen muss und alles sofort eine Wirkung haben muss. Aber als Läufer brauchst du Geduld, es sollte alles "step by step" gehen. Viele übertreiben es, oder haben das falsche Material. Dann tut ihnen etwas weh und es heißt gleich "Laufen ist nichts für mich“, dabei sollte man nur langsam an die Sache rangehen.

LAOLA1: Wie wichtig ist für dich die richtige Ausrüstung?

Kröll: Wenn man lang unterwegs ist, ist es wirklich wichtig Textilien zu haben die atmungsaktiv sind und die sehr hohe Qualität bieten. Denn wenn ich drei Stunden unterwegs bin, hat es nicht viel Sinn wenn ich komplett nass bin und ich mich verkühle. Die Schuhe sollen Profil haben und wasserdicht sein. Das war für mich eine komplett neue Erfahrung, nicht mit nassen Schuhen bzw. Füßen nachhause zu kommen. Mit guter Ausrüstung hat man viel mehr Freude an der ganzen Geschichte.
 
LAOLA1: Du arbeitest als Restaurator, wie lässt es sich mit dem harten Training vereinbaren?

Kröll: Seit ich selbstständig bin lässt es sich besser unter einen Hut bringen . Früher war es gang und gäbe, dass ich um 5:00 Uhr aufgestanden bin, um zu trainieren. Derzeit habe ich jedoch sehr viel Arbeit, so bleibt das frühe Aufstehen hin und wieder nicht aus. So wie jetzt, wo die Temperaturen wärmer werden, passt es aber ganz gut.

LAOLA1: Ist der Sport der Ausgleich zur "normalen“ Arbeit, oder umgekehrt?

Kröll: Wenn ich körperlich total fertig bin, setzte ich mich in die Werkstatt und restauriere oder vergolde etwas und tanke Energie. Umgekehrt funktioniert es auch, wenn ich im Kopf müde bin, gehe ich in die Natur und laufe. Das lässt sich perfekt verbinden. Am Berg musst du aggressiv sein, in meinem Job brauche ich die Ruhe, das ist ein guter Ausgleich.

LAOLA1: Danke für das Gespräch und alles Gute!

 

Das Interview führte Carolin Lang