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Das Form-Barometer der Tour-Favoriten

Das Form-Barometer der Tour-Favoriten

Der Countdown zur 100. Tour de France läuft.

Mit dem Critérium du Dauphiné und der Tour de Suisse wurden die beiden wichtigsten Vorbereitungsrennen absolviert, mancher Star kann sich beruhigt der letzten Trainingsphase für die "Grande Boucle" widmen.

Anderen wiederum dürften ihre mäßigen Leistungen schlaflose Nächte bereiten, waren sie doch meilenweit von ihrer Bestform entfernt.

Wer hat überzeugt? Wer nähert sich dem Maximum? Und bei wem scheinen Hopfen und Malz verloren?

LAOLA1 hat die Leistungen der stärksten Rundfahrer im Peloton beleuchtet und verrät im Form-Barometer, wer schon jetzt reif für die Tour ist:

ALBERTO CONTADOR

Der Tour-Triumphator von 2007 und 2009 blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Nach seinem Vuelta-Sieg im Vorjahr galt er für viele als Top-Favorit für die 100. Tour de France, die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache. Abgesehen von einer Etappe bei der Tour de San Luis gewann der 30-Jährige kein einziges Rennen.

Zuletzt musste er sich bei der Dauphiné sogar ins zweite Glied stellen und für Michael Rogers Tempo-Arbeit leisten, da er sich zuvor im Einzelzeitfahren bereits mehrere Minuten Rückstand einhandelte. In den Bergen ist er durchaus im Stande, die Besten zu fordern, im Kampf gegen die Uhr hat er allerdings noch Aufholbedarf. Seine Aussage, im Zeitfahren "auf sehr hohem Niveau" unterwegs zu sein, fällt wohl in die Kategorie "Zweckoptimismus".

Form-Barometer: 65 Prozent

 

CADEL EVANS

Der 36-Jährige erklomm 2011 den Radsport-Olymp und gewann als erster Australier die "Große Schleife". Evans startete gut in die Saison (Dritter der Tour of Oman), hatte jedoch im März und April einen kleinen Hänger. Umso überraschender seine Vorstellung beim Giro d'Italia, den er lediglich als Vorbereitung für die Tour ins Rennprogramm aufnahm.

Dabei agierte er in den Bergen bereits auf höchstem Niveau, zur Überraschung vieler büßte er jedoch im Bergzeitfahren viel Zeit auf die Konkurrenz ein. Sein dritter Gesamtrang verspricht jedoch einiges. Dauphiné bzw. Tour de Suisse ließ er aus, da er genug Renntage in den Beinen hat. Für seinen Teamkollegen Tejay van Garderen ist er der Top-Favorit bei der Tour. "Natürlich. Er hat bewiesen, dass er sie gewinnen kann und ich bin hier, um ihm zu helfen, sie erneut zu gewinnen", so der US-Amerikaner gegenüber LAOLA1.

Form-Barometer: 85 Prozent

CHRIS FROOME

Wer, wenn nicht er? Der 28-Jährige befindet sich seit Wochen in bestechender Verfassung und hat sich damit in eine Rolle manövriert, die ihn in Frankreich zum "man to beat" avancieren lässt. Gleich zu Saisonbeginn setzte er mit dem Sieg bei der Tour of Oman ein erstes Ausrufezeichen. Rang zwei bei Tirreno-Adriatico und der Sieg beim Critérium International sollten wenig später folgen.

Da er seiner Palmarès auch noch Gesamtsiege bei der Tour de Romandie sowie dem Critérium du Dauphiné hinzufügte, wandelt er auf den Spuren von Bradley Wiggins, dem im Vorjahr Ähnliches gelang. Entsprechend zuversichtlich blickt er den drei Wochen bei der "Grande Boucle" entgegen. "Ich denke, dass ich einige der größten Namen im Radsport - wie Alberto (Contador) - geschlagen habe, gibt mir eine Menge Selbstvertrauen und sagt mir, dass ich in einer guten Position bin", so der in Kenia geborene Brite, der stets betonte, noch kleine Reserven zu haben.

Form-Barometer: 95 Prozent

 

JOAQUIM RODRIGUEZ

Nach sieben Top-10-Platzierungen bei dreiwöchigen Landesrundfahrten will der Spanier in diesem Jahr zum ganz großen Wurf ausholen. Wirft man einen Blick auf seine Leistungen im Jahr 2013, so muss man angesichts seiner Formkurve daran zweifeln. Nach gutem Start (Vierter bei der Tour of Oman, Fünfter bei Tirreno-Adriatico, Zweiter bei der Katalonien-Rundfahrt) zeigte der 34-Jährige auch bei den Frühjahrsklassikern auf.

Die Ränge sechs (Flèche Wallonne) und zwei (Lüttich-Bastogne-Lüttich) standen dort zu Buche. Mit diesen Resultaten im Rücken hatte man ihn bei der Dauphiné als Mitfavoriten gehandelt. Am Ende sprang lediglich Platz 16 heraus. Zu allem Überfluss stahl ihm Daniel Moreno, der Gesamt-Dritter wurde, auch noch teamintern die Show. Der machte ihm Mut: "Das ganze Team hat einen tollen Job gemacht, speziell Rodriguez: Er ist unser Leader!"

Form-Barometer: 70 Prozent

ANDY SCHLECK

Der Luxemburger ist und bleibt das Sorgenkind im Kreis der Weltklasse-Rundfahrer. Seit seinem schweren Sturz bei der Dauphiné 2012 - dabei zog er sich eine Steißbein-Fraktur zu - und der Dopingsperre gegen seinen Bruder Fränk, der seine wichtigste Vertrauensperson darstellt, kommt der nachträglich zum Tour-Sieger 2010 erklärte Schleck nicht mehr in die Gänge.

Nachdem er zu Saisonbeginn mit zahlreichen Aufgaben "auffiel", fährt er seine Rennen inzwischen wieder zu Ende. Mehr als Rang 25 bei der Tour of California oder Platz 40 bei der Tour de Suisse wollte jedoch nicht dabei rausspringen. Entsprechend vorsichtig fällt seine Tour-Prognose aus: "Es wäre vermessen, vom Sieg zu träumen. (...) Wenn man einmal unten ist, dauert es lange, um wieder an die Spitze zu kommen."

Form-Barometer: 15 Prozent

 

ALEJANDRO VALVERDE

Auffällig unauffällig präsentierte sich der ehemalige Vuelta-Sieger (2009) bei der diesjährigen Dauphiné. Der Gewinner von 2008 und 2009 beendete die Rundfahrt als Siebenter. Zuvor gelang ihm auch bei der Tour de Romandie als Neunter der Sprung in die Top 10, ohne wirklich zu glänzen. Das wiederum tat er im Frühjahr.

Siege bei der Trofeo Serra de Tramuntana und der Andalusien-Rundfahrt sowie Spitzenplätze bei der Murcia-Rundfahrt (Dritter), beim GP Miguel Indurain (Vierter), dem Amstel Gold Race (Zweiter), beim Flèche Wallonne (Siebenter) oder Lüttich-Bastogne-Lüttich (Dritter) untermauerten eindrucksvoll, dass mit ihm zu rechnen ist. Fraglich bleibt, ob er den Rückstand im Zeitfahren in Grenzen halten kann. Attacken in den Bergen sind allerdings garantiert, wie er selbst bestätigt: "Wenn ich mich stark fühle, versuche ich immer zu attackieren und für Spektakel zu sorgen."

Form-Barometer: 70 Prozent

 

Christoph Nister