Alpe d'Huez stellt mit seinen 21 Kehren einen der berüchtigtsten Anstiege der Tour de France.
Zur Feier der 100. Tour de France müssen ihn die Fahrer in diesem Jahr sogar zweimal bezwingen und aus diesem Grund vom Col de Sarenne, dem Anstieg der zweiten Kategorie, der nach Alpe d' Huez folgt, auch wieder hinabrasen - eine Premiere bei der Tour.
1,5 Millionen begeisterte Zuschauer werden erwartet.
Lebensgefahr?
Bei den Fahrern stieß diese Streckenführung nicht nur auf Wohlwollen. Vor allem Zeitfahrweltmeister Tony Martin kritisierte die Organisatoren: "Das ist absolut verantwortungslos von der Tour-Organisation. Sie spielen mit unserem Leben."
Mit dieser Aussage spielte der Deutsche auf den schlechten Asphalt und die fehlenden Leitplanken in der Abfahrt an. "Vielleicht muss erst was passieren, dass jemand da die Grätsche macht. Ich weiß nicht, warum das sein muss."
"Wenn man dort eine Kurve nicht richtig nimmt, fällt man sehr, sehr tief", warnte auch Spitzenreiter Chris Froome.
Der Mythos lebt
Im Jahr 1952 endete zum ersten Mal in der Geschichte der Tour de France eine Etappe mit einer Bergankunft - in Alpe d'Huez.
Fausto Coppi hieß damals der Sieger und war somit der erste Fahrer, dem die Ehre zu Teil wurde, in einer der 21 Kehren verewigt zu werden.
Ein Mythos ward geboren.
Regelmäßige Besuche
Erst 24 Jahre später kam die Frankreich-Rundfahrt zum zweiten Mal nach Alpe d'Huez: Im Jahr 1976 feierte der Niederländer Joop Zoetemelk dort einen Sieg.
Seitdem macht die "Große Schleife" im bekannten Wintersportort regelmäßig Station.
Zahlen und Fakten
Zwar gibt es steilere Anstiege, doch mit seiner Länge von 13,8 Kilometern, der durchschnittlichen Steigung von 7,9 Prozent sowie den charakteristischen 21 Kehren versprüht Alpe d'Huez einen ganz besonderen Charme.
Der steilste Kilometer ist der zehnte: 11,5 Prozent hat dieser im Durchschnitt.
Das Ziel liegt auf 1850 Metern, was bedeutet, dass die Fahrer einen Höhenunterschied von 1090 Metern bewältigen müssen.
Den Berg hinauffliegen
Die schnellste Zeit hält immer noch der inzwischen verstorbene Italiener Marco Pantani. 1997 erklomm der Italiener den Berg in 37:35 Minuten!
Der Zweitschnellste, Lance Armstrong (37:36), verpasste diese Zeit 2004 denkbar knapp und das, obwohl er den Anstieg ihm Rahmen eines Bergzeitfahrens fuhr.
Seit Armstrongs Sieg 2001 gibt es mehr Sieger (siehe Tabelle unten) als Kehren, somit werden die Schilder inzwischen doppelt beschriftet.
Legendär
Der Mythos um den sogenannten "Berg der Holländer" - wie er aufgrund der zahlreichen niederländischen Etappensieger und vielen "Oranje"-Fans, die Jahr für Jahr dorthin pilgern, genannt wird - wächst nicht zuletzt durch Geschichten wie der des Giuseppe Guerini vom damaligen Team Telekom.
Im Jahr 1999 führte der Italiener einen Kilometer vor dem Ziel allein das Rennen an, der Sieg war ihm kaum noch zu nehmen.
Doch 800 Meter vor dem sicher geglaubten Triumph wurde Guerini von einem Fotografen, der zu spät zur Seite sprang, zu Fall gebracht.
Guerinis sportlicher Leiter, Rudy Pevenage, setzte ihn wieder aufs Rad und der Kletterspezialist schafft es tatsächlich noch, sich den wertvollen Sieg in Alpe d'Huez zu sichern und seinen Namen in der ersten Kehre zu verewigen.
Henriette Werner
Jahr | Name | ||
---|---|---|---|
1952 | Fausto Coppi | ||
1976 | Joop Zoetemelk | ||
1977 | Hennie Kuiper | ||
1978 | Hennie Kuiper | ||
1979 | Joaquim Agostinho | ||
1979 | Joop Zoetemelk | ||
1981 | Peter Winnen | ||
1982 | Beat Breu | ||
1983 | Peter Winnen | ||
1984 | Luis Herrera | ||
1986 | Bernard Hinault | ||
1987 | Federico Echave | ||
1988 | Steven Rooks | ||
1989 | Gert-Jan Theunisse | ||
1990 | Gianni Bugno | ||
1991 | Gianni Bugno | ||
1992 | Andrew Hampsten | ||
1994 | Roberto Conti | ||
1995 | Marco Pantani | ||
1997 | Marco Pantani | ||
1999 | Giuseppi Guerini | ||
2001 | Lance Armstrong* | ||
2003 | Iban Mayo | ||
2004 | Lance Armstrong* (Bergzeitfahren) | ||
2006 | Fränk Schleck | ||
2008 | Carlos Sastre | ||
2011 | Pierre Rolland | ||
*aberkannt |