news

"Weiß nicht, ob es uns dann noch geben würde"

"Ich bin sehr enttäuscht, denn heute haben die UCI und der Veranstalter unserem Team einen Sieg gestohlen", war der Sieger der 2. Etappe der Österreich Rundfahrt, David Tanner, nach der Zielankuft des 5. Teilstückes sehr erbost.

Was war passiert? Ganz nach dem Vorbild der Tour de France hatte sich die Organisation entschlossen, das Rennen nach einem Massensturz zu neutralisieren. Die Fahrer waren sich allerdings danach einig, dass dies unnötig gewesen sei.

"Das ist nicht fair. Meiner Meinung nach haben sie einen großen Fehler gemacht. Man hätte das Rennen nicht anhalten müssen. So wie es hier gemacht wurde, ist es lächerlich. Sie haben sich wie Amateure verhalten", wetterte der australische Etappenzweite aus dem IAM-Team von Stefan Denifl. Ausreißer Johann van Zyl hatte fünf Sekunden Vorsprung ins Ziel gerettet - Tanner war der Meinung, dass er dies ohne die Unterbrechung nicht geschafft hätte.

Stürze gehören zum Radsport dazu

"Man kann doch das Rennen nicht wegen jedem Sturz unterbrechen. Denn Stürze gibt es ständig und dann wäre man ja stetig nur am Warten."

Auch Ausreißer Grischa Janorschke, der gemeinsam mit Lukas Pöstlberger einen Kilometer vor dem Ziel vom Peloton geschluckt wurde, war derselben Meinung: "Nach dem Sturz im Hauptfeld habe ich gedacht, jetzt haben wir eine Chance, durchzukommen. Dann wurde das Rennen angehalten, das habe ich noch nie erlebt. Ich habe mir in meiner Karriere schon sechsmal das Schlüsselbein gebrochen, aber auf mich hat noch nie jemand gewartet. Es ist schade, aber Stürze gehören zum Radsport leider dazu", so der Deutsche aus dem Team Vorarlberg.

Unverständnis

Glocknerkönig Gregor Mühlberger hat gegenüber LAOLA1 ebenfalls wenig Verständnis für die unübliche Entscheidung der Jury. "Die Neutralisation hätte nicht sein müssen. Es war ein ganz normales Renngeschehen und Stürze passieren nun mal im Radsport. Wahrscheinlich haben sie es bei der Tour gesehen und gedacht, jetzt müssen sie es auch hier machen. Es haben sich auch sehr viele Leute darüber aufgeregt, weil es keiner verstanden hat", so der 21-Jährige, der zwar nicht beim Sturz selbst, dafür jedoch kurz danach zu Fall kam.

"Mich hat es dann in der Neutralisation hingelegt. Aber das war nicht so wild, nur etwas aufgeschürft und leicht geprellt, aber das ist kein Problem für die nächsten Etappen."

Der Hagel verursachte zum Glück "nur" Blechschaden

Auch Rosa ein Ziel

Ein weiteres Ziel ist das Trikot des besten Österreichers, das bislang mit Matthias Krizek, Stephan Rabitsch und Gregor Mühlberger ausschließlich auf Schultern eines Mitglieds des Felbermayr-Teams ruhte.

"Wir freuen uns sehr, das Trikot seit Beginn der Tour in der Mannschaft zu haben. Es ist auf jeden Fall ein Ziel, das Trikot zu behalten. Aber Stefan Denifl ist auch in einer super Form, wie er bei der Tour de Suisse bewiesen hat. Ich gehe davon aus, dass er am Horn richtig schnell ist. Es wird sicher sehr schwer, aber wir geben unser Bestes.“

Glück im Unglück

Am Mittwochabend entgingen die Fahrer nur knapp dem starken Hagel, der kurz nach der Zielankunft am Dobratsch herabkam.

"Der Hagel hat uns erwischt, ein Rad ist kaputt, die Scheiben von drei Autos sind eingeschlagen und zersplittert", konstatiert Mühlberger. Glücklicherweise gab es keinen Personenschaden.

"Wenn uns das im Rennen erwischt hätte, dann wäre es brutal gewesen. Ich weiß nicht, ob es uns dann noch geben würde. Es waren sehr große Hagelkörner."

Neue Organisation

Mit der neuen Organisation der Ö-Tour durch Direktor Wolfgang Weiss ist der Niederösterreicher "insgesamt zufrieden".

"Es sind sehr viele Leute da, vielleicht hat das mit der Werbung und der Organisation zu tun. Das ist um einiges besser als im Vorjahr."

Allerdings gibt es auch Punkte, die verbessert werden müssen. Einer betrifft die Sicherheit der Fahrer. "Die Absicherung ist nicht die beste: Sobald man hinter dem Hauptfeld zurückfällt, ist ganz normaler Verkehr und die Autos kommen einem mit sechzig, siebzig km/h entgegen. Das ist sehr gefährlich".

Kein Leistungsdruck mehr

Kurz vor der Königsetappe verrät er noch eine sehr gute Neuigkeit: "Ich hab schon einen neuen Vertrag unterschrieben", freut sich der Youngster, der wohl bald für eine Profimannschaft in die Pedale treten wird.

"Aber ich darf noch nicht sagen, für welches Team. Am 1. August wird es bekanntgegeben".

 

Henriette Werner

Schwere Prüfung steht bevor

Und das ist auch gut so, denn Freitag steht die Königsetappe der diesjährigen Ö-Tour an: Mit dem Großglockner und dem Kitzbüheler Horn müssen zwei Berge der höchsten Kategorie bezwungen werden.

"Ich habe versucht, am Dienstag so viele Körner wie möglich zu sparen und ich denke, das ist mir sehr gut gelungen. Meine Beine haben sich gut angefühlt. Im letzten Jahr war es sehr, sehr schön, als Erster am Großglockner gewesen zu sein, auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat. Heuer haben wir sicher mehr Zuschauer, die uns anfeuern. Ich freue mich schon, den Großglockner auch mal zu sehen, im letzten Jahr war ja dichter Nebel", so der Glocknerkönig des Jahres 2014, der jedoch auch Respekt vor der Mammutaufgabe zeigt.

"Es wird eine sehr heftige Etappe. Für die Klassementfahrer wird es besonders schwer. Wir sind ja ein sehr junges Team und die knapp 4.000 Höhenmeter werden sehr hart, aber es muss ja jeder rauf", erklärt der Felbermayr-Simplon-Wels-Profi, der sich weiterhin nicht in der Kapitänsrolle sieht, obwohl er als bester Österreicher und bester seines Teams auf Rang neun des Gesamtklassements (+0:46 Minuten hinter Leader Jan Hirt) liegt.

Keine Kapitänsfrage

"Unser Kapitän ist weiterhin Jure Golcer. Ich hoffe, er zeigt auf der Königsetappe, was er drauf hat. Ich bin der Meinung, dass er der Stärkste von uns ist, zudem hat er die meiste Erfahrung und weiß, wie er sich im Rennen verhalten muss“, lobt der 21-Jährige seinen 16 Jahre älteren Teamkollegen.

"Es wäre natürlich super, wenn wir den neuen Glocknerkönig in unserem Team hätten. Aber Jure Golcer, Matija Kvasina und ich werden versuchen, aufs Gesamtklassement zu fahren."