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David Wöhrer: Das Herz am rechten Fleck

David Wöhrer: Das Herz am rechten Fleck

Wien - Acht Etappen über 1.141,7 Kilometer haben die Teilnehmer der Österreich Rundfahrt 2011 absolviert.

Dabei wurde gekämpft, gerackert, gelitten und gefeiert.

Nur wenigen war es vergönnt, sich in Wien ein Sondertrikot überstreifen zu dürfen. Dabei hätten sich zahlreiche Fahrer ein Jersey verdient.

Sei es, weil sie kämpferisch überzeugten, von großem Pech verfolgt waren oder sich besonders wandlungsfähig zeigten. Manche blieben auch einfach nur deutlich hinter den Erwartungen und gehörten zu den großen Enttäuschungen der Ö-Tour.

Acht Sonderkategorien im Überblick:

Größtes Kämpferherz: David Wöhrer

Der 21-Jährige nutzte jede Gelegenheit, sich dem Publikum am Straßenrand zu zeigen. Schon auf der dritten Etappe nach Prägraten kämpfte sich der junge Österreicher in eine Spitzengruppe, tags darauf war er sich nicht zu schade, um erneut zu attackieren. Wieder erwischte Wöhrer die richtige Gruppe, diesmal überzeugte er als Dritter auf dem Großglockner. Auch wenn ihm der ganz große Sieg verwehrt blieb, war das mehr als ein Ausrufezeichen, das er bei der Ö-Tour ablieferte.

                                                     

Größter Pechvogel: Thomas Rohregger

Ein Unglück kommt selten allein, das musste auch Thomas Rohregger leidvoll erfahren. Nachdem er am Freitag auf dem Weg nach Bruck an der Leitha den Asphalt küsste, hatte er noch Glück. Teamkollege Bruno Pires gab ihm sein Rad, der Kramsacher verlor keine Zeit. Beim Zeitfahren konnte ihm kein Kollege mehr helfen. Zunächst ging der Transponder verloren, dann kürzte Rohregger auch noch in einer Kurve ab. Zwei Zeitstrafen (30+20 Sekunden) waren die Folge, der angepeilte Podestplatz dahin.

                                                     

Rad-Chamäleon: Greg van Avermaet

Wer die Karriere des Belgiers verfolgt hat, weiß, dass er in die Riege der exzellenten Sprinter gehört. Auf der ersten Etappe dann die Überraschung: Der BMC-Profi war Teil einer Ausreißergruppe und räumte bei den Bergwertungen ab. Die Folge: Er schlüpfte vorübergehend ins gepunktete Trikot des besten Kletterers. Von Hainburg nach Bruck an der Leitha attackierte er wiederum und setzte dem Ganzen eins drauf: Im Zielsprint ließ er seinen Ausreißkollegen keine Chance und staubte eine Etappe ab.

 

                                                     

Entdeckung der Rundfahrt: Leopold König

Vor dem Grand Depart in Dornbirn hatten nur wenige den jungen Tschechen aus dem NetApp-Rennstall auf der Rechnung. Er belehrte sie eines Besseren und zeigte ganz groß auf. Auf dem Kitzbüheler Horn legte er mit Platz drei den Grundstein für seinen Podestplatz, beim Zeitfahren im Burgenland gelang ihm sogar noch eine Rangverbesserung. Sein zweiter Platz beweist die These von Sportdirektor Jens Heppner, der ihn als „Wahnsinns-Talent“ bezeichnet.

 

                                                     

Enttäuschung der Woche: Tiago Machado

Als Mitfavorit in die Rundfahrt gestartet, dämpfte er schon bei der Teampräsentation die Erwartungen und kündigte an, lieber auf Etappen gehen zu wollen. Doch auch das wollte dem Portugiesen nicht gelingen, er ging bei der Österreich Rundfahrt 2011 leer aus. Der 25-Jährige schloss die Ö-Tour auf Gesamtplatz 19 ab und musste sich damit unter anderem Stefan Kirchmair (Tyrol Team), der als 18. eine Talentprobe abgab, knapp geschlagen geben.

 

                                                     

Größte Wandlung: Fredrik Kessiakoff

Bislang galt er als solider Helfer. Seit vergangener Woche ist er deutlich mehr. Fredrik Kessiakoff begeisterte nicht nur mit seinen Qualitäten als Bergziege, ihm gelang auch ein bravouröses Zeitfahren, das er in den Top 5 beendete. Darüber hinaus gelang es dem Schweden, viele Sympathien für sich zu gewinnen. Eloquent, aufgeschlossen und immer höflich trat der 31-Jährige mit österreichischen Wurzeln – sein Großvater war Österreicher – auf und schilderte seine Eindrücke.

 

                                                     

Bester Einzelkämpfer: Bert Grabsch

Seine Qualitäten im Einzelzeitfahren sind nun wahrlich kein Geheimnis mehr. Der Deutsche, Ende Juni bei den nationalen Meisterschaften einen Klasse für sich, kündigte dementsprechend selbstbewusst an, das Zeitfahren der Ö-Tour gewinnen zu wollen. Gesagt, getan. Grabsch triumphierte und war im Kampf Mann gegen Uhr nicht zu biegen. Dabei stellte er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 52,17 km/h einen Streckenrekord auf.

 

                                                     

Die heimlichen Helden: Helfer im Hintergrund

Im Fokus der Öffentlichkeit stehen stets die tollen Leistungen der Athleten. Dabei geht unter, dass auch die Helfer im Hintergrund einer Rundfahrt Großes vollbringen. Ob nun die Motorradfahrer, die sämtliche Verkehrsinseln absichern, die Streckenkoordinatoren oder die Polizisten, die für die Sicherheit der Fahrer sorgen – von Direktorin Uschi Riha abwärts gebührt allen Beteiligten ein großes Lob für die nahezu perfekte Organisation.


Máté Esterházy/Christoph Nister