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Alle jagen den norwegischen Donnergott

Alle jagen den norwegischen Donnergott

Kühtai, Kitzbüheler Horn, Glockner, Sonntagberg. Bisher hatten die Sprinter bei der 65. Ausgabe der internationalen Österreich-Rundfahrt nicht viel zu melden.

Einzig Thor Hushovd tanzt mit seinem Triumph in Matrei etwas aus der Reihe, doch wegen des stark ansteigenden letzten Kilometers, war der Schluss der dritten Etappe alles andere als ein klassischer Sprint.

Das sollte sich auf dem Teilstück von Maria Taferl nach Poysdorf ändern. Die Sprinterteams sind so richtig heiß und werden Ausreißern nur sehr ungern den Sieg überlassen. LAOLA1 stellt die schnellen Männer vor:

 

Ihn gilt es zu schlagen
BMC (Thor Hushovd, Daniel Oss, Greg Van Avermaet, Alessandro Ballan): Er ist mit Sicherheit der Top-Favorit für die zu erwartenden Sprintankünfte in Poysdorf und Wien. Thor Hushovd hat schon bei seinem Sieg in Matrei bewiesen, dass er eigentlich in Tour-de-France-Form wäre. „Mein erstes Ziel war Matrei. Das habe ich erreicht. Nun blicke ich auf die nächsten Etappen“, sagte der norwegische Ex-Weltmeister nach seinem Erfolg. Neben seiner Endschnelligkeit spricht auch das stark besetzte Team für Hushovd. „Mit Daniel Oss hat er den perfekten Zug. Vielleicht fahren sie auch für ihn“, meint Bernhard Eisel. Der Italiener belegte in Matrei nur knapp hinter seinem Chef Platz zwei und zählt genauso wie der Belgier Greg van Avermaet zum erweiterten Kreis der Siegesanwärter. Noch dazu verfügt BMC mit Alessandro Ballan über einen weiteren Ex-Weltmeister. Nach einem schweren Trainingssturz im Winter ist der Italiener aber noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Trotzdem will das US-amerikanische Team seine Siegesserie nach Hushovds Streich in Matrei sowie Mathias Franks Doppelpack in St. Johann und am Sonntagberg fortsetzen. „Wir haben uns schon langsam an den Champagner und Wein am Abend gewöhnt. Ich hoffe, dass es dabei bleibt“, hofft Frank auf einen weiteren BMC-Erfolg in Poysdorf.

Eisel will bei seiner Heimatrundfahrt aufzeigen
Sky (Bernhard Eisel, Chris Sutton): In den letzten Jahren hat sich Bernhard Eisel vor allem als hervorragender Helfer und Anfahrer einen Namen gemacht. Endschnell ist der Steirer aber trotzdem noch. „Hoffentlich wird es heiß und windig“, meint er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wenn die Etappe schwer wird, dann habe ich vielleicht eine Chance. Ansonsten werden wir wohl für Christopher Sutton fahren“, spricht Eisel seinen australischen Teamkollegen an. Größter Erfolg des 28-jährigen Sprinters ist ein Etappensieg bei der Vuelta 2011. Damals ließ er immerhin Top-Leute wie Marcel Kittel oder Tyler Farrar hinter sich. „Ich setze mir kleine Ziele. Ein Platz unter den besten Fünf oder am Podium wäre schön. Aber natürlich ist ein Sieg schon besser. Die Form passt jedenfalls“, so Sutton.

Meersman ist auf sich alleine gestellt
Omega Pharma-Quick-Step (Gianni Meersman): „Die Dauphine war hart. Wir müssen das Rennen kontrollieren, dann kann es zu einem Sprint kommen und ich hoffe, dass ich dann auf den Sieg losgehen kann“, meint Gianni Meersman. Der Belgier zeigte ein extrem starkes Frühjahr mit unter anderem jeweils zwei Etappensiegen bei der Tour de Romandie und der Katalonien-Rundfahrt. Der 28-Jährige war auch einer der wenigen Sprinter, die in Matrei vorne ankamen. Schließlich reichte es zu Platz drei. Dass mit Tom Boonen der große Star im Team aufgeben musste, ist sicher ein Nachteil. Aber die Mannschaft glaubt an Meersman, sonst hätte sie sich nicht schon öfter an Nachführarbeiten beteiligt.


Ciolek überraschte in San Remo

MTN Qhubeka (Gerald Ciolek): Ihn hatte bei Mailand-San Remo niemand auf der Rechnung. Dennoch schnappte Gerald Ciolek den großen Favoriten Peter Sagan und Fabian Cancellara den Sieg vor der Nase weg. Es war der bis dato größte Erfolg des ehemaligen U23-Weltmeisters. Bei der Österreich Rundfahrt versteckte sich der Deutsche bisher unauffällig im Feld. „Auch sein Team hat bisher nicht viel gezeigt. Für sie sind die Etappen in Poysdorf und Wien die letzten Chancen“, meint Eisel. Mit einer aktiven Fahrweise von Cioleks südafrikanischen MTN-Qhubeka-Team dürfte deswegen zu rechnen sein. Katusha-Hoffnung Haller spricht zudem einen weiteren Vorteil Cioleks an: „Normalerweise kommt er immer sehr gut über die Berge.“


Haller hat "Glücksbringer" Selig an Bord
Katusha (Marco Haller): Der österreichische Legionär Marco Haller ist der schnelle Mann bei Katusha. Der Kärntner fühlte sich schon auf dem Weg nach Matrei richtig gut, eine gebrochene Kurbel machte aber den angestrebten Podiumsplatz zunichte. Ein Problem könnte die dünnbesetzte Sprintabteilung bei den Russen sein, wie auch Haller selbst zugibt: „Wir haben leider nicht viele Fahrer da, die einen Sprint vorbereiten können. Luca Paolini geht mir sehr ab.“ Trotzdem hat der 22-Jährige ein Helfer-Ass im Ärmel: „Mit Rüdiger Selig ist einer da, der mir den Sprint in Peking angefahren hat, bei dem ich den Sieg geholt habe. Das spricht sicher für mich.“

Alles für Seeldraeyers, keine Zeit für Sprints

Astana (Borut Bozic): Nominell hatte Astana sogar zwei potentielle Sieganwärter in seinen Reihen. Aber Andrea Guardini, der bei vielen Experten als der endschnellste Mann im Péloton galt, musste nach seinem Sturz bei der dritten Etappe aufgeben und Borut Bozic kämpft mit Formproblemen: „Ich habe keine Chance, ich muss mich noch von meinem Sturz bei Paris-Roubaix erholen“, so der Slowene. Noch dazu kommt, dass mit Kevin Seeldraeyers ein Astana-Fahrer das Gelbe Trikot auf den Schultern trägt. Dementsprechend sehe laut Bozic auch die Priorität aus: „Am Freitag geht es vor allem um das Gelbe Trikot.“

 

 

Aus Sonntagberg berichten Jakob Faber und Máté Esterházy