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Contadors Zweifel und die Hoffnung auf Besserung

Contadors Zweifel und die Hoffnung auf Besserung

Es war ein Schock für Alberto Contador, als er von der Fusion der beiden Top-Teams RadioShack und Leopard-Trek erfuhr. Der Spanier sah in Bezug auf die Tour de France 2012 seine Felle davon schwimmen und seine Siegchancen drastisch schwinden.

Inzwischen schöpft „AC“ neue Hoffnung, wenngleich er sich ob der sportlichen Qualität der Konkurrenz weiterhin besorgt gibt. Contador hofft inständig, dass sein Chef Bjarne Riis den Saxo-Bank-Rennstall mit namhaften Neuzugängen verstärkt.

Neuzugänge begeistern Contador nicht

„Riis arbeitet weiter daran, Verstärkungen ins Team zu holen, wobei der Fokus auf Bergspezialisten liegt. Das wäre (für mich) sehr nützlich, aber ich weiß auch, dass es kompliziert ist. Alle Fahrer haben auch ihre eigenen Interessen“, so der 28-Jährige.

Die bislang vollzogenen Transfers konnten Contador nicht begeistern. Abgesehen von seinem Freund Sergio Paulinho, mit dem Contador bereits zwischen 2005 und 2009 gemeinsam für Liberty Seguros, Discovery Channel und Astana in die Pedale trat, war kein starker Kletterer dabei.

Ein Lichtstreif am Horizont

Die Stimmung Contadors besserte sich mit Bekanntwerden der Tour-Strecke 2012, da bei der 99. Ausgabe wieder deutlich mehr Zeitfahr-Kilometer auf dem Programm stehen und diese seinem wohl größten Rivalen, dem Luxemburger Andy Schleck, alles andere als entgegenkommen. Zudem sind die in die Route eingebauten Berge größtenteils steiler als in der jüngeren Vergangenheit, was Contador ebenfalls in die Karten spielt.

Die Personal-Sorge ist damit freilich nicht geklärt, doch auch hier gibt es aus Sicht Saxo Banks einen Lichtstreif am Horizont. Des einen Freud‘ ist des anderen Leid, heißt es bekanntlich – so könnte es sich auch im Fall des Geox-Teams erweisen.

Saxo Bank hat ein offenes Ohr

Während die Equipe, bei der der Vorarlberger Matthias Brändle unter Vertrag steht, ihren Hauptsponsor verliert und damit mit dem Aus konfrontiert wird, steht es den Profis frei, sich nach Alternativen umzusehen.

Ein offenes Ohr für diese Fahrer wird logischerweise Saxo Bank anbieten, zumal zahlreiche kletterstarke Profis in den Reihen von Geox zu finden sind. Da wäre beispielsweise Juan Jose Cobo, der nach zwei durchwachsenen Jahren völlig überraschend die Vuelta a Espana für sich entscheiden konnte.

Ganz an vorderster Front steht allerdings ein anderer: Denis Menchov. Der Vuelta-Triumphator von 2005 und 2007 sowie Giro-Gewinner von 2009 war bei Geox ohnehin unglücklich, da die Equipe bei zwei von drei Grands Tours ohne Einladung blieb.

CAS-Entscheidung könnte Contador stoppen

Der Russe ist ein verlässlicher Fahrer, der sich trotz eigener Ambitionen ohne Krawall in den Dienst der Mannschaft stellen würde und somit perfekt in das Anforderungsprofil von Saxo Bank passt.

Riis gibt sich diesbezüglich allerdings äußerst skeptisch und glaubt nicht daran, einen der Geox-Stars unter seine Fittiche nehmen zu können. "Es gibt da etwas, das man wirtschaftliche Zwänge nennt. Ich habe ein Budget für 2012, das ich respektieren muss." Eine Verpflichtung von Cobo oder Menchov werde daher „nicht passieren“.

Somit bleibt Contador lediglich die Hoffnung. Darauf, dass Riis doch noch das nötige Kleingeld für einen  neuen Mann auftreibt. Darauf, dass sein Team sich als konkurrenzfähig erweist. Vor allem aber darauf, dass sich der Internationale Sportgerichtshof gnädig zeigt.

Denn bei all den Nebenschauplätzen, die sich auftun, darf nicht vergessen werden: Contador wartet noch immer auf ein Urteil im Falle seiner positiven Dopingproben im Rahmen der Tour 2010. Greift der CAS durch und sperrt den umstrittenen Rundfahrt-Spezialisten für zwei Jahre, steht ihm der größte Schock erst noch bevor.

Christoph Nister