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Der ÖRV und die wilde 13: Legionärs-Rekord 2016

Der ÖRV und die wilde 13: Legionärs-Rekord 2016

13 ÖRV-Profis aus Österreich fahren in der kommenden Saison bei Spitzenteams im Ausland - so viele Legionäre gab es im heimischen Radsport noch nie.

Sechs Fahrer stehen bei einem World-Tour-Team unter Vertrag, weitere sechs bei einem Professional-Continental-Rennstall und einer bei einer ausländischen Continental-Equipe. Zudem hofft mit Daniel Schorn, der zuletzt bei Bora-Argon 18 unter Vertrag stand, ein 14. Fahrer auf eine Auslands-Anstellung.

Somit könnte die höchst erfolgreiche Saison 2015, in der unter anderem Marco Haller, Matthias Brändle und Georg Preidler ihr Tour-de-France-Debüt feierten, im nächsten Jahr sogar noch getoppt werden.

LAOLA1 mit dem Legionärs-Überblick:

 

WORLD-TOUR-TEAMS:


Michael Gogl (Tinkoff)

Der U23-Staatsmeister ist seit Mitte Oktober in Besitz eines Zwei-Jahres-Vertrages beim russischen Team Tinkoff. "Es wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, mein großer Traum war immer, Profi zu werden, das habe ich geschafft. Es ist doch alles schneller gegangen als erwartet", freut sich der 21-jährige Oberösterreicher, der zuvor bereits drei Monate - gemeinsam mit Felix Großschartner - als Stagiaire für das Team gefahren ist. "Die Mannschaft hat vor allem für die Klassiker einen jungen Fahrer gesucht und will mich in diese Richtung aufbauen. Ich soll hier im nächsten Jahr vor allem auch Peter Sagan unterstützen."

Haller strahlt mit seiner Saison um die Wette

Marco Haller (Katusha)

"Es war meine mit Abstand beste Saison und dasselbe gilt für Katusha. Sie war so gut, dass wir uns schon ein bisschen Sorgen machen, wie wir das im nächsten Jahr toppen wollen", beschrieb der 24-Jährige, der seit 2012 für  die russische Equipe Gas gibt, seine Saison gegenüber LAOLA1 treffend. Dem etatmäßigen Sprinter gelang es sogar, mit der Tour des Fjords eine Rundfahrt für sich zu entscheiden. Bei der WM lieferte der Tour-de-France-Debütant ("Die Tour war ein Traum") im Straßenrennen (26.) eine ganz starke Vorstellung ab. "Wenn ich weiter auf dem Niveau fahre, kann ich eigentlich sehr zufrieden sein. Schön wäre es, in den Klassikern der "Plan B" neben Alexander Kristoff zu sein", wünscht sich der amtierende Staatsmeister für die kommende Saison.

 

Riccardo Zoidl (Trek Factory Racing)

Riccardo Zoidl bestritt heuer die Vuelta a Espana – nach dem Giro 2014 seine zweite Grand-Tour-Teilnahme. Mit Gesamtrang 54 zeigte sich 27-Jährige "sehr zufrieden", auch wenn er im Vorfeld als Kapitän im Gespräch stand. Die Polen-Rundfahrt beendete er auf dem 14. Gesamt-Rang, bei der Kalifornien-Rundfahrt konnte er als Achter in die Top Ten fahren. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Österreich-Rundfahrt-Sieger 2013 mit dem amerikanischen Team bis 2016 verlängert.

 

Georg Preidler (Giant-Alpecin)

Seit 2013 fährt Georg Preidler für das World-Tour-Team (damals noch Argos-Shimano), im Mai verlängerte er bei Giant-Alpecin vorzeitig bis 2017 – unter der Bedingung, sich in die Dienste von Warren Barguil und Tom Dumoulin zu stellen. "Die beiden sind sehr glücklich darüber, einen guten Helfer zu haben und auch ich bin damit zufrieden, da weniger Druck auf mir lastet. Trotzdem werde ich die Gelegenheit bekommen, einige Rennen auf eigene Kappe zu fahren", so der 25-Jährige, dessen Saison-Highlight das Debüt bei der Frankreich-Rundfahrt war. "Viele sagen, wenn du einmal die Tour gefahren bist, willst du nie mehr ein anderes Rennen fahren. Genau dasselbe ist mit mir auch passiert", hofft er für 2016 auf eine erneute Nominierung für die „Grande Boucle“. "Für das nächste Jahr kann ich mir auch vorstellen, zwei Grand Tours zu fahren, dabei eventuell bei einer selbst ein Top-20-Klassement anzustreben und bei der Tour wieder als reiner Helfer zu agieren."

Brändle belegte im Tour-Prolog Rang 7

Matthias Brändle (IAM Cycling)

Der WM-16. im Einzelzeitfahren fährt seit 2013 für IAM Cycling, dies wird auch im kommenden Jahr so bleiben. Heuer entschied er den Prolog der Belgien-Rundfahrt sowie die sechste Etappe der Tour of Oman für sich.
Der Ex-Stundenweltrekordler, der zuletzt die Tour de l'Eurometropole auf Rang vier beendete, fuhr zudem bei seinem Tour-Debüt im Prolog einen beachtenswerten 7. Rang ein. "Die Tour ist das Größte, was es gibt in allen Belangen", schwärmt der 25-Jährige von der dreiwöchigen Quälerei durch Frankreich. "Es war eine coole Erfahrung, ich will unbedingt wieder hin und meinen siebten Etappenplatz verbessern", setzte er sich bereits ein Ziel für die kommenden Jahre.


Stefan Denifl (IAM Cycling)

Nach einem Seuchen-Jahr aufgrund einer Verletzung am proximalen Tibiofibular-Gelenk kämpfte sich der 27-jährige in diesem Frühjahr zurück und bewies mit den 10. Gesamträngen bei der Österreich Rundfahrt und bei der Tour de Suisse, wo er auch das Bergtrikot holte, sowie Rang 19 bei der Tour of Britain sein großes Potenzial. Damit verdiente er sich auch einen Vertrag für die kommende Saison bei IAM Cycling, für das er seit 2013 in die Pedale tritt. Seit dieser Saison ist der Schweizer Rennstall zu einem World-Tour-Team aufgestiegen.

Brändle, Haller und Preidler feierten heuer ihr Tour-Debüt

PRO-CONTI-TEAMS:

Bernhard Eisel (Dimension Data)

Nach vier Jahren bei Sky gibt es für Eisel die Wiedervereinigung mit Sprint-Ass, Freund und Trauzeuge Mark Cavendish. Gemeinsam fahren die beiden ab der nächsten Saison für die südafrikanische Equipe Dimenson Data (bis zu dieser Saison MTN-Qhubeka). "Es waren vier super Jahre bei Team Sky mit dem Höhepunkt Toursieg mit Bradley Wiggins und vielen anderen schönen Erfolgen", so der 34-jährige Steirer, der für drei Jahre unterschrieben hat. "Meine Aufgabe ist es, die großen Talente, die für dieses afrikanische Team fahren, weiterzuentwickeln, den Sprintzug zu formieren und meine Erfahrung weiterzugeben. Mein Aufgabengebiet ist größer geworden und damit auch meine Chancen bei den Rennen. Dieses Team hat großes Potenzial."

Krizek im Bergtrikot bei der Ö-Tour

Matthias Krizek (Roth Skoda)

Der 27-Jährige wurde im Vorjahr Opfer der Fusion zwischen Cannondale und Garmin, woraufhin er sich zu einer Rückkehr in die Heimat entschied und ein Jahr lang sein Brot beim heimischen Team Felbermayr Simplon Wels verdiente. In der kommenden Saison zieht es ihn wieder ins Ausland, genauer gesagt in die Schweiz: Ab 2016 tritt Krizek für den Schweizer Rennstall Roth-Skoda, der im kommenden Jahr in die Professional-Continental-Kategorie aufsteigt, in die Pedale. "Danke an das gesamte Team, von sportlichen Leitern bis Mechanikern, Masseure und meinen Teamkollegen, für die super Arbeit und tolle Unterstützung", bedankt sich der Wiener auf "facebook" für ein "erfolgreiches Radsportjahr" und freut sich auf die neuen Eindrücke im Nachbarland.

 

Gregor Mühlberger (Bora-Argon 18)

Nach einer starken Saison wird der 21-Jährige, der zuletzt bereits als Stagiare für das deutsche Team unterwegs war, mit einem Zweijahres-Vertrag bei Bora-Argon 18 belohnt. "Gregor gehört unbestritten zu den talentiertesten U23-Rundfahrern. Im letzten Jahr haben wir ihm empfohlen, sich noch ein Jahr in der U23 zu entwickeln und dieser Weg hat sich ausgezahlt. Gregor hat seine außergewöhnlichen körperlichen Voraussetzungen deutlich weiterentwickelt. Er kann klettern, ist stark im Zeitfahren und trotz seines jungen Alters auch taktisch schon sehr versiert", freut sich Teammanger Ralph Denk über die Verpflichtung des Gesamt-11. der Tour de l'Avenir, der heuer für Team Felbermayr Simplon Wels in die Pedalen trat. Mühlberger konnte sowohl die Oberösterreich-Rundfahrt als auch die U23-Friedensfahrt für sich entscheiden.

 

Lukas Pöstlberger (Bora-Argon 18)

Neben Mühlberger verpflichtete der deutsche Rennstall auch Lukas Pöstlberger für zwei Jahre. Der 23-Jährige, der die letzten beiden Jahre für Tirol Cycling gefahren ist und ebenso wie der Glocknerkönig des Vorjahres zuletzt als Stagiaire für Bora Argon 18 unterwegs war, entschied heuer unter anderem die irische Rundfahrt An Post Ras sowie eine Etappe der Österreich Rundfahrt für sich. "Lukas ist ein sehr vielseitiger und tempoharter Fahrer, der konstant auf hohem Niveau fährt. Er hat uns in den letzten Wochen durchwegs überzeugt und sich bereits im Team etabliert. Lukas bringt das Potenzial für Klassiker, Zeitfahren und kurze Rundfahrten mit", lobt Denk den 23-Jährigen.


Patrick Konrad (Bora-Argon 18)

Bereits ein Jahr länger fährt Patrick Konrad, der zuletzt die Abu Dhabi Rundfahrt auf dem starken dritten Gesamtrang beendete, für die deutsche Equipe. "Ich bin echt happy, am Ende einer langen Saison noch so ein Ergebnis einzufahren", meint der 24-Jährige, der sich nun sehr auf die Rennpause freut. Das Fazit nach seiner ersten Saison als Profi fällt positiv aus, insgesamt konnte er sich viermal in der Gesamtwertung bei Rundfahrten in den Top Ten platzieren.

Großschartner ist der Glocknerkönig 2015

Felix Großschartner (CCC Sprandi Polkowice)

Der Glocknerkönig 2015 wird in den kommenden beiden Jahren das Trikot des polnischen CCC-Teams tragen und damit auch Teamkollege des Ö-Tour-Siegers 2015, Victor de la Parte. Nach sechs Jahren beim heimischen Team Felbermayr Simplon Wels empfahl sich der 21-Jährige durch ein Praktikum beim Tinkoff-Saxo-Team. "Das ist eine völlig andere Radwelt, einfach sensationell. In der jungen Mannschaft gibt es auch einige Routiniers wie Sylwester Szmyd, von denen ich viel lernen kann, die für meine Entwicklung wichtig sein werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit bin ich nächstes Jahr beim Giro dabei", freut er sich auf die neuen Aufgaben. Team-Manager Piotr Wadecki schwärmt vom ÖRV-Talent: "Wir haben ihm lange auf die Pedale geschaut. Er hat großes Talent und bei uns hat er die Möglichkeit, sich zu entwickeln, ein Klassementfahrer zu werden."

 

CONTINENTAL-TEAMS:

Markus Eibegger (Synergy Baku Cycling Project)

Der Steirer Markus Eibegger zog sich im Frühjahr bei der Tour of Taiwan bei einem schweren Sturz eine Hüftfraktur sowie eine Kompressionsfraktur im fünften Rückenwirbel zu und musste eine beinahe dreimonatige Zwangspause einlegen. Bei der Tour of Almaty (9.), der East Bohemia Tour und dem Odessa Grand Prix (5.) konnte er aber zum Ende der Saison noch einige Top-Ten-Plätze einfahren. 2016 wird Eibegger seine dritte Saison beim Continental-Team Baku Synergy in Angriff nehmen.

 

Henriette Werner