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Giro 2012: Die Bilanz des Österreicher-Quintetts

Giro 2012: Die Bilanz des Österreicher-Quintetts

Das Leiden hat ein Ende!

Drei Wochen haben sich fünf Österreicher beim Giro d'Italia abgemüht, dabei rund 3.500 Kilometer abgespult und unterschiedlichste Teamaufgaben geleistet.

ÖRV-Quintett fährt geschlossen durch

Nach 21 Etappen ging die 95. Ausgabe der Italien-Rundfahrt am Sonntag in Mailand zu Ende - mit Ryder Hesjedal als erstem kanadischen Sieger (hier geht's zur Siegerliste) und mit einem ÖRV-Quintett, das die Zähne zusammenbiss und von Aufgabe nichts wissen wollte.

Wir fassen noch einmal zusammen, wie sich Stefan Denifl, Thomas Rohregger, Matthias Brändle, Daniel Schorn und Bernhard Eisel geschlagen haben:

Thomas Rohregger

Radioshack-Nissan-Trek

Rang 31, + 1:05:43 Stunden

Die Ausgangsposition für Rohregger, der mit einer Knöchelverletzung in seine vierte Italien-Rundfahrt startete: Er war als Wasserträger für den kurzfristig nominierten Fränk Schleck vorgesehen und sollte dem Luxemburger wertvolle Helferdienste leisten. Das tat er auch in der ersten Rennhälfte. Mit dem plötzlichen Ausstieg des 32-Jährigen war die Taktik - Schleck hätte auf das Podium fahren sollen - allerdings obsolet.

Heftige Kritik seitens der Teamleitung (Bruyneel attackiert die Schlecks) war die Folge. Die Leidtragenden: Rohregger und seine verbliebenen Giro-Kollegen. Der 29-Jährige wollte das Ruder herumreißen und zählte auf der ersten Königsetappe mit Bergankunft auf der Alpe di Pampeago zu einer Spitzengruppe, musste jedoch im Schlussanstieg seinen Anstrengungen Tribut zollen und wurde wieder geschluckt. Alles in allem war der Giro '12 für Radioshack (Rohregger als 32. war bester RNT-Fahrer im Gesamtklassement) ein Reinfall.

Stefan Denifl

Vacansoleil-DCM

Rang 75, + 2:56:07 Stunden

Dem Tiroler gelang eine passable Giro-Premiere. Sein Team ging mit dem Ziel an den Start, erstmals eine Etappe zu gewinnen und konnte sich dieses mit dem eindrucksvollen Erfolg Thomas De Gendts am Stelvio erfüllen. Denifl war ein Aktivposten seiner Equipe und stets bemüht, sich in Szene zu setzen.

Auf der elften Etappe, mit 255 Kilometern zugleich die längste, gelang ihm der Sprung in eine Fluchtgruppe, die das Geschehen bestimmte. Rund 30 Kilometer vor dem Ziel war Denifls Ausreißversuch allerdings beendet. Auf dem 16. Teilstück lancierte er ein weiteres Mal einen Angriff, konnte sich damit aber nur kurz aus dem Feld absetzen. Mit insgesamt 218 Punkten (= Kilometer) in der "Premio della Fuga"-Wertung, die den Flucht-freudigsten Fahrer auszeichnet, landete er an 17. Position. Denifls Resümee: "Mein Giro war in Ordnung, ich hätte sogar ein wenig mehr erwartet."

Matthias Brändle

Team NetApp

Rang 111, + 3:46:44 Stunden

Die krankheitsbedingte Absage von Klassementfahrer Leopold König drängte den Vorarlberger in eine offensivere Rolle. Schon auf den ersten schwierigeren Etappen wurde jedoch klar, dass der 22-Jährige gesamt keine Rolle spielen würde. Entsprechend kritisch äußerte sich Jens Heppner bei LAOLA1 (NetApp lässt Kritiker verstummen). "Er ist zu mehr fähig. In den Bergen könnte er normalerweise mitfahren, hier hat er aber seine Probleme."

Trotz nicht perfekter Form gab sich Brändle jedoch kämpferisch und initiierte immer wieder Angriffe. Zwei waren - zumindest temporär - von Erfolg gekrönt: Auf der zehnten bzw. 16. Etappe riss er aus. Beim ersten Versuch wurden er und seine Kollegen gestellt, beim zweiten kamen sie durch. Für Brändle sprang immerhin Platz sieben heraus. Neben Rang acht (9. Etappe) seine zweite Spitzenplatzierung. In der Fluchtwertung landete er an zwölfter Position.

Daniel Schorn

Team NetApp

Rang 124, + 4:14:08 Stunden

Erstmalige Teilnahme an einer "Grand Tour" und dann gleich als Sprintkapitän: Keine einfache Rolle, die Daniel Schorn auszufüllen hatte. Zumal es auf Flachetappen extrem hart zur Sache geht, wie Bernhard Eisel (hier geht's zum Interview) kritisierte. Schorn pflichtet seinem Landsmann bei: "Teilweise ist es fast kriminell. Es werden Grenzen überschritten."

Trotz eines Kampfs mit Haken und Ösen konnte sich der Salzburger mehrfach in Szene setzen. Die Highlights: Ein toller fünfter Platz in Frosinone (9. Etappe) sowie Position sieben in Montecatini Terme (11. Etappe). Entsprechend zufrieden zeigte sich Sportdirektor Heppner: "Er war immer präsent und erledigte einen tollen Job."

Bernhard Eisel

Team Sky

Rang 152, + 4:58:38 Stunden

Der Steirer füllte seine Rolle als "Road Captain" der Equipe Sky wieder einmal mustergültig aus. Speziell auf Flachetappen leistete er unglaubliche Helferdienste. Sein Team veröffentlichte Werte der Leistungen Eisels: So brachte er bei Extrembelastungen über wenige Sekunden bis zu 1.235 Watt (2. Etappe) auf die Pedale, über einen Zeitraum von drei Stunden waren Werte jenseits der 300 Watt keine Seltenheit (u.a.: 315 auf der 15. Etappe).

Die wichtigste Aufgabe Eisels: Cavendish in Position und über die Berge zu bringen. All das hat er zur Zufriedenheit der Teamleitung erledigt. Drei Etappensiege sprangen für den Weltmeister heraus, einzig das anvisierte Rote Trikot des punktbesten Profis wurde denkbar knapp - um einen Punkt - an Joaquim Rodriguez (KAT) verloren.

 

Christoph Nister