news

Thomas Pupp: "Wie kann man so deppert sein?"

Thomas Pupp:

Bernhard Kohl wurde erwischt. Christian Pfannberger fiel ebenfalls bei einem Dopingtest durch.

Nicht zu vergessen die Verstrickung einiger Athleten in den von der „SoKo Doping“ aufgedeckten Skandal.

Die Liste der österreichischen Fahrer und Teams, die in den letzten Jahren für Negativ-Schlagzeilen sorgten, ist lang. Viel zu lang.

Um ein Kapitel reicher

Mit Montag, dem 11. Juli 2012, ist sie um ein Kapitel reicher. Blaz Furdi, Gesamt-Zweiter der heimischen Tchibo Top.Rad.Liga und Angestellter des Tirol Cycling Teams, fiel bei einer Kontrolle auf.

Positiv auf Amphetamine! Die sofortige Suspendierung des 24-jährigen Slowenen war die Folge.

LAOLA1 berichtete über den Dopingfall und schrieb in einer Kurzmeldung: „Der Dopingsumpf im Radsport hat wieder einmal heimische Gefilde erwischt.“

Damit konnte sich Thomas Pupp  nicht anfreunden. „Ich war überspitzt gesagt erschüttert“, so Furdis Teammanager. „Für uns ist das kein klassisches Dopingvergehen.“

Warum er das so sieht, welche Auswirkungen der Dopingfall hat und wie es nun weitergeht, erklärt er im Interview.

LAOLA1: Herr Pupp, Sie wollten mit uns über die Vermeldung des positiven Dopingtests von Blaz Furdi sprechen?

Thomas Pupp: Naja, ich war überspitzt gesagt erschüttert über den Satz „Dopingsumpf in Radsport hat Österreich erwischt“. Ich finde das so nicht fair. Für uns ist das kein klassisches Dopingvergehen, das war Dummheit des Fahrers.

LAOLA1: Woher wissen Sie, dass es definitiv eine Dummheit war? Es könnte auch Absicht gewesen sein.

Pupp: Eine berechtigte Frage. Ich stütze mich auf die Angaben des Fahrers, dass sich das so zugetragen hat. Ich glaube ihm deshalb, weil heutzutage kein Sportler mehr so dumm ist, vorsätzlich und bewusst vor einem Wettkampf Amphetamine zu nehmen und in diesem auch noch auf Sieg fährt – in dem Wissen, dass er anschließend getestet wird. Das gibt es einfach nicht. So ein Mensch müsste einen IQ von 10 haben, wenn jeder weiß, wie leicht Amphetamine nachweisbar sind. Für mich ist die Erklärung des Athleten plausibel.

LAOLA1: Demnach gäbe es aber zahlreiche Sportler mit ähnlich niedrigem Intelligenz-Quotienten. Immerhin werden immer wieder Athleten mit Substanzen erwischt, die teilweise schon seit deutlich mehr als zehn Jahre nachweisbar sind.

Pupp: Was für mich dagegen spricht: Er ist noch nie in irgendeiner Form auffällig in Erscheinung getreten. Alle Proben, die er in seiner Vergangenheit ablegen musste, waren stets negativ. Die Stärke und Erfolge, die er in dieser Saison gefeiert hat, sind auf sein Talent und seine Stärke zurückzuführen.

LAOLA1: Ich will ihm das Talent nicht absprechen, doch spätestens seit Bernhard Kohl bleibt Skepsis, wenn es heißt: Er wurde bislang nie positiv getestet. Das soll ja noch nichts heißen …

Pupp: Das ist schon richtig, aber die beiden Fälle kann man überhaupt nicht vergleichen. Damals ging es um EPO bzw. CERA und nicht um Amphetamine. Ich verweise aber auch auf Gespräche mit Ärzten, die uns seit Jahren betreuen. Es gibt viele Fälle von jungen Athleten, die auf einem Fest Marihuana geraucht oder sich Pillen eingeworfen haben und anschließend überrascht waren, als sie in der Ausübung ihres Sports positiv getestet wurden. Was für unsere jungen Fahrer wichtig ist: Sie müssen auch in der rennfreien Zeit aufpassen, wenn sie mal privat über die Stränge schlagen. Man sieht, wie gefährlich das für die Ausübung ihres Sports sein kann.

LAOLA1: Dem Sportler muss trotz allem bewusst gewesen sein, dass private Fehltritte auch berufliche Auswirkungen haben können?

Pupp: Das ist wieder eine andere Baustelle. Da bin ich bei Ihnen. Deshalb ist es eine absolute Dummheit. Meine zweite Reaktion war auch: Wie kann man als Sportler nur so deppert sein? Und auch so grob fahrlässig seine eigene Karriere aufs Spiel setzen. Auch in der privaten Zeit muss ich wissen, was ich tue und welche Konsequenzen das haben kann.

LAOLA1: Hat der Dopingfall Furdi Auswirkungen auf die Qualifikation Ihres Teams für die Österreich-Rundfahrt?

Pupp: Nein, es hat nur die Auswirkung, dass es einfach eine unangenehme Geschichte ist. Bei uns weiß aber jeder Fahrer, es gibt „no excuses“. Diese Politik fahren wir von Beginn an, es gibt eine Nulltoleranz. Wir haben den Fahrer auch sofort suspendiert, unabhängig der Konsequenzen der NADA. Für uns ist der Fall klar: So etwas geht einfach nicht!

LAOLA1: Auf die B-Probe wird angesichts des geständigen Athleten verzichtet?

Pupp: Darauf verzichtet der Fahrer, weil er bei seiner Stellungnahme bleibt. Er wollte zu keiner Zeit absichtlich im Rennen tricksen, das passierte in seiner Freizeit. Er gibt zu, naiv und dumm gehandelt zu haben, und ist bereit, die Konsequenzen zu tragen. Er hat sich beim Team dafür entschuldigt. Die B-Probe hätte natürlich das gleiche Ergebnis gebracht.

LAOLA1: Welche Schritte stehen für Sie nach der Suspendierung noch an?

Pupp: Jeder Fahrer weiß: Solche Geschichten ziehen eine sofortige Auflösung des Vertrages mit sich. Ich sage Ihnen aber ganz offen: Mir tut es leid um den Fahrer. Ein junger Mann hat einen blöden Fehler gemacht, der ihn in seinem sportlichen Leben massiv beeinträchtigen wird. Das ist aber leider „part of the game“. Ihm hat in dieser Situation jegliche Professionalität gefehlt.

LAOLA1: Dem Athleten droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren. Ist das Thema für Sie damit erledigt und können Sie sich vorstellen, Ihn wieder aufzunehmen?

Pupp: Für mich ist die Sache erledigt. Ich möchte auch dem Strafausmaß nicht vorgreifen, das ist Angelegenheit der Rechtskommission. Ich hoffe aber für den Fahrer, dass die Gründe, die er vorbringen wird, mildernd gewertet werden und die Strafe nicht so massiv ausfällt.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Christoph Nister