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Armstrong als "Mister Cool"

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Die UCI dürfte am Montag das USADA-Urteil gegen Lance Armstrong bestätigen und damit den endgültigen Absturz des einstigen Rad-Idols besiegeln.

Der (noch) siebenfache Tour-de-France-Sieger scheint derweil ungerührt vor den Trümmern seiner Karriere zu stehen. Armstrong genoss am Wochenende in Austin mit Anhängern und Hollywood-Stars die Jubiläumsgala für seine Krebsstiftung "Livestrong" - dabei steht ihm der nächste Tiefschlag bevor.

Alles andere als die Übernahme der lebenslangen Sperre und Aberkennung aller Tour-Siege der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) durch den Internationalen Radsport-Verband (UCI) wäre eine Sensation.

Gang vor den CAS?

Denn die Indizienkette der USADA gegen den 41-Jährigen und der öffentliche Druck auf die selbst höchst umstrittene UCI sind zu stark.

Außer der - allseits erwarteten - Ratifizierung des USADA-Urteils bliebe der Dachorganisation nur noch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS).

Damit würde die Entscheidung im Fall des 2010 zurückgetretenen Armstrong um mehrere Monate vertagt.

Heftige Erschütterungen

Der "Weltrekord-Doper" ("New York Daily News") gab sich bei seinem ersten Auftritt nach der Veröffentlichung des für ihn verheerenden USADA-Dossiers wieder mal als "Mister Cool" und verlor kein Wort über seine Vergangenheit als vermeintlicher Betrüger.

Die 1.000-seitige Anklageschrift gegen Armstrong und seine Helfer hatte in den vergangenen Tagen heftige Erschütterungen ausgelöst:

Der gestürzte Rad-Held verlor den Großteil seiner Finanziers, Ex-Fahrer gestanden Doping, sein Ex-Teamkollege Levi Leipheimer verlor seinen Job, der Großsponsor Rabobank zog sich zurück, und im australischen Verband wurde die Spitze der Funktionäre neu geordnet.

Düstere Aussichten belasten Armstrong nicht

Die düsteren Aussichten scheinen den gestrauchelten Armstrong nicht weiter zu belasten. Eine Beichte, wie sie USADA-Kronzeuge Tyler Hamilton erwartet, gilt als ausgeschlossen. In einer Rede bei der Jubiläumsgala seiner Krebsstiftung "Livestrong" am Freitagabend streifte Armstrong das Thema lediglich:

"Das waren schwierige Wochen für mich, meine Familie, meine Freunde und die Stiftung." Vor rund 1.500 Gästen in seiner texanischen Heimatstadt Austin - unter ihnen die bekannten US-Schauspieler Robin Williams und Sean Penn - meinte der vom Krebs geheilte Radprofi:

"Wir lassen uns nicht entmutigen, wir werden weitermachen." Den Anhängern, die ihn mit langen Ovationen feierten, rief Armstrong am Ende seiner Rede zu: "Lassen wir es heute Nacht ordentlich krachen!"

"Schwarze Ära"

Zwei Tage vor der feierlichen Präsentation der Strecke der 100. Tour de France am Mittwoch in Paris will die UCI Fakten schaffen.

Nach Aberkennung der sieben Tourtitel könnte die Zeit von 1999 bis 2005 zur "Schwarzen Ära" erklärt und keine Nachrücker in der Siegerliste bestimmt werden.

Zu peinlich wäre die Auseinandersetzung um mögliche Tourgewinner am Grünen Tisch. Gegen alle acht Profis, die in der fraglichen Zeit hinter Armstrong das Podium in Paris besetzten, war zumindest wegen Dopings ermittelt worden.

Sportliche Fragwürdigkeit

Die meisten waren oder sind gesperrt, wie beispielsweise Olympiasieger Alexander Winokurow (Dritter 2003) und der dreifache Armstrong-Vize Jan Ullrich.

Die aberkannten Toursiege von Floyd Landis (2006/Nachrücker Oscar Pereiro) und Alberto Contador (2010/Andy Schleck) verdeutlichen zusätzlich, wie sportlich fragwürdig das Saisonereignis Nummer eins längst geworden ist.

Trotzdem werden sich die Tour-Verantwortlichen, die Armstrong bei seinem Comeback 2009 mit offenen Armen empfangen und berechtigte Bedenken der französischen Anti-Doping-Agentur vom Tisch gewischt hatten, die Feierlaune vermutlich nicht trüben lassen.

"Von den Tour-Verantwortlichen ist wenig zu erwarten"

Aus Lausanne heißt es, das Internationale Olympische Komitee (IOC) prüfe derzeit die möglichen Verflechtungen des UCI-Chefs Pat McQuaid in die Affäre.

Sein Vorgänger Hein Verbruggen, in dessen Ära das vermeintliche Armstrong-Doping fiel, dürfte als Intimus von IOC-Präsident Jacques Rogge unbehelligt bleiben.

IOC und Sponsoren müssten jetzt Druck auf die UCI-Spitze ausüben, hatte zuletzt die Sportbeauftragte der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International, Sylvia Schenk, gefordert.

"Von den Tour-Verantwortlichen ist wenig zu erwarten", hatte die ehemalige deutsche Verbandspräsidentin erklärt, "die sitzen ja selbst mit im Boot."