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Über Armstrong scheiden sich die Geister

Über Armstrong scheiden sich die Geister

Lance Armstrong gibt auch mit 40 noch keine Ruhe. Am 13. Oktober will der siebenfache Tour-de-France-Triumphator, der mit 13 als Triathlet mit dem Leistungssport begonnen hatte, den Ironman auf Hawaii bestreiten.

Ist der Branchenwechsel des Hyperaktiven zwei Jahre nach seiner letzten Tour mehr Fluch oder Segen für den Triathlon? "Man muss Risiken eingehen", sagte Erik Vervloet, Medienchef der World-Triathlon-Corporation (WTC), im US-Magazin "Forbes".

Die Experten unter dem WTC-Dach sind sich uneins. Zumindest freuen sie sich auf gesteigertes Medieninteresse. "Lance bringt Millionen Augenpaare, die niemals Triathlon verfolgten", sagte Vervloet.

Armstrongs Starts bringen eine Million Dollar

Die US-Behörden hatten ihre umfangreichen Doping-Recherchen gegen Armstrong kurz zuvor - für viele überraschend - eingestellt.

Die Vorkommnisse bei Armstrongs erstem Auftritt über die halb so lange Ironman-Distanz (70.3) im Februar in Panama, bei dem er Zweiter wurde, weckte zumindest Argwohn.

Unregelmäßigkeiten bei Armstrongs erstem Start

"Wenn man hört, dass nicht wie üblich die drei Podiumsplatzierten zur Dopingkontrolle gebeten wurden, sondern die Plätze vier bis sechs, macht das einen schon etwas nachdenklich", meinte Timo Bracht, mehrfacher Ironmansieger über die Langdistanz, im Fachmagazin "Triathlon".

Für diejenigen, die sich über die vermeintlich laxe Kontrollpraxis aufregten, hatte Armstrong via Twitter prompt Trost parat: "Ihr könnt kommen und mich wann und wo auch immer testen."

Allgemein wird Armstrong auf Hawaii ein Top-Ten-Rang zugetraut. "Für einen Sieg bräuchte Armstrong nach dem Radfahren zehn Minuten Vorsprung. Dann besteht aber die Gefahr, dass er im Laufen, seiner ohnehin schwächsten Disziplin, platt ist", rechnete Aldag hoch.

Kontroverse Ansichten innerhalb der Szene

Ansonsten herrscht Zurückhaltung. Im Umgang mit dem Phänomen Armstrong, der trotz aller Doping-Vorwürfe stets unbelangt blieb, herrscht Vorsicht: Bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Ex-Radprofi Rolf Aldag, Deutschland-Chef der WTC, hat mehrere Blickwinkel. "Die Szene sieht sein Engagement kontrovers. Es gibt die sportliche Ebene, da werden manche Etablierte nicht so gerne sehen, dass ein Externer kommt und womöglich alle wegputzt. Das ist auch eine Frage der Ehre. Auf jeden Fall wird sein Auftritt mehr Aufmerksamkeit bringen", sagte der 43-Jährige, der 2006 praktische Ironman-Erfahrung sammelte.

Der Hawaii-Sieger von 2005, Faris Al-Sultan, empfindet das neue Engagement des Texaners eher als "Rucksack mit 20 Jahren Radsport und allem, was dazu gehört".

Armstrongs Starts bringen eine Million Dollar

Die Kooperation mit Armstrong - seine Krebs-Foundation "Livestrong" kassiert für sechs Starts des Meisters eine Million Dollar - veröffentlichte der Triathlon-Verband fünf Stunden, nachdem der Internationale Sportgerichtshof (CAS) seinen früheren Tour-Rivalen Jan Ullrich wegen Dopings im Nachhinein gesperrt hatte.