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X-Alps-Hero Paul Guschlbauer im LAOLA1-Talk

X-Alps-Hero Paul Guschlbauer im LAOLA1-Talk

Als Paul Guschlbauer im Dezember des letzten Jahres den Anruf mit der guten Nachricht bekam, war das wie Weihnachten, Ostern und Geburtsag für den 27-Jährigen.

Nachdem ihm Hannes Arch und die Organisatoren von Red Bull X-Alps eigentlich schon abgesagt hatten, bekam der steirische Luftikus also doch noch Grünes Licht für eine Teilnahme.

Ein Traum ging in Erfüllung. Ein Traum, den Guschlbauer seit dem ersten Flug mit einem Gleitschirm geträumt und in weiterer Folge auch gelebt hatte.

Aber damit durfte man nicht rechnen: Denn gleich bei seiner ersten Teilnahme schaffte es das Team AUT4, bestehend aus Guschlbauer und Freundin Sara Gudelius, die als Supporterin dabei war, aufs Stockerl.

Platz drei für den Österreicher beim härtesten Adventure-Race der Welt. Im LAOLA1-Interview spricht Guschlbauer über Schmerzen, die Gründe für seinen Höhenflug und warum es ihn nicht stört, dass er nicht nach Monaco hinunter fliegen konnte.


LAOLA1:
Eigentlich müsste Ihnen alles weh tun, nach diesen Strapazen. Wie fühlen Sie sich wirklich?

Paul Guschlbauer: Super, wie auch schon während den letzten Tagen im Rennen. Ich konnte viel fliegen, dadurch habe ich mich in der zweiten Woche auch relativ gut von den Schmerzen der ersten Tage erholen können.

LAOLA1: Sie haben die Strecke von Salzburg bis fast nach Monaco, und das sind immerhin 864 km Luftlinie, in 14 Tagen zurückgelegt und es tut ihnen nichts weh?

Guschlbauer: Nein, wirklich nicht. Das ist vielleicht schwer zu glauben, aber es geht mir blendend. Einzig die Lippen sind aufgebrannt von der vielen Sonne, das tut ein bisschen weh.

LAOLA1: Die Streckenführung wollte es so, dass Sie und ihre Konkurrenten Bergriesen wie den Großglockner, das Matterhorn oder den Mont Blanc bezwingen müssen. Sonne tanken ja, aber bleibt während des Rennens auch Zeit, um das Panorama zu genießen?

Guschlbauer: Ich habe schon versucht, Berge und Kulisse zu genießen. Schließlich habe ich ja auch unzählige Stunden damit verbracht, dort herumzusteigen. Aber natürlich war ich auch sehr konzentriert auf das Event und darauf, eine möglichst gute Leistung zu bringen.

LAOLA1: Wenn Ihnen vor dem Rennen jemand gesagt hatte, dass Sie gleich bei der erste Teilnahme am Stockerl landen, was hätten Sie gesagt?

Guschlbauer: Schön. Kann sein, kann nicht sein. Mein Ziel war immer, bis zum Schluss dabei zu sein und meine persönliche Bestleistung abzuliefern. Und das ist mir zum Glück auch gelungen.

LAOLA1: Aber waren Sie nicht überrascht, dass es vom Start weg so gut lief?

Guschlbauer: Doch, schon. Aber ich habe auch die Gegend gut gekannt. Wobei man grundsätzlich sagen muss, dass je höher und steiler die Berge werden, umso mehr taugt es mir. Meine Konkurrenten sind nicht ganz so schnell über den Dachstein gekommen, wie ich. Aber ich habe dann doch auch Geschwindigkeit rausgenommen, weil ich gemerkt habe, dass ich dieses hohe Tempo auf Dauer nicht schaffen werde. Aber nach einer kurzen Regenerationsphase habe ich wieder Vollgas gegeben.

LAOLA1: Weil einen die Mischung aus Adrenalin, Schmerzen und wenig Schlaf in einem Rennen zusätzlich pusht?

Guschlbauer: Ich habe immer versucht, meinen Rhythmus zu finden und das zu machen, was ich mir vorgenommen habe. Natürlich waren wir in einem Rennen und ich wollte schon immer wissen, wo ich liege. Aber es macht keinen Sinn, wenn man schneller geht, nur weil plötzlich einer knapp hinter dir ist. Erfolgreich ist nur, wer sich seine Kräfte gut einteilen kann.

LAOLA1: Zwischendurch hatten Sie aber auch mit Problemen zu kämpfen?

Guschlbauer: Mich hat eine bakterielle Infektion erwischt, ausgerechnet am Schienbein, das natürlich großen Belastungen ausgesetzt ist. An einem Abend konnte ich überhaupt nicht mehr gehen, aber ich habe dann Antibiotika genommen und dann ist es schnell wieder besser geworden.

LAOLA1: Für Aufregung unter den Fliegern und in der X-Alps Community hat ihre Routenwahl am Matterhorn gesorgt, die sich total vom Rest unterschieden hat?

Guschlbauer: Ja, das war etwas komplett anderes. Ich bin vom Hauptkamm in Richtung Süden gegangen. Ich hatte mir vorgenommen, das Wallis nach Martigny nicht zu Fuß zu gehen. Das ist schrecklich weit und nicht schön, dann schon lieber hinunter.

LAOLA1: Wo Sie von ihrer Freundin Sara in Empfang genommen wurden, die Sie als Supporterin unterstützt hat?

Guschlbauer: Sara und ich haben uns das letzte halbe, dreiviertel Jahr mit der Route beschäftigt und genau gewusst, worauf wir achten müssen. Dieser dritte Platz gehört zur Hälfte ihr, weil alleine hätte ich das nie geschafft, bis zum Schluss vorne dabei zu sein.

LAOLA1: Vorbereitung ist das eine, so ein Rennen aber  eine Ausnahmesituation. Da lernt man sich noch einmal besser kennen, oder?

Guschlbauer (lacht): Auf jeden Fall, aber wir haben das ganz gut getrennt. Sara war in erster Linie meine Supporterin, die gut darüber hinweg gesehen hat, was ich manchmal vielleicht zu ihr gesagt habe. Deshalb hat das so super funktioniert.

LAOLA1: Noch besser funktionierte es nur bei Sieger „Chrigel“ Maurer, der seinen Titel von 2009 eindrucksvoll und trotz 24 Stunden Zwangspause überlegen gewonnen hat.

Guschlbauer: Er war in seiner eigenen Liga, was aber nicht verwundert. Er ist extrem professionell und überlässt wirklich nichts dem Zufall. Körperlich ist er mit den Besten auf einer Stufe und beim Fliegen ist er eine Klasse für sich, um mehrere Stufen über dem Rest. Für mich war klar, dass er wieder gewinnen wird, wenn er nicht aufgeben muss.

LAOLA1: Sie haben sich in den letzten Tagen des Rennens ein Kopf-an-Kopf-Duell mit Toma Coconea um Platz zwei geliefert. Wie haben Sie das erlebt?

Guschlbauer: Wir sind am vorletzten Tag im Prinzip gemeinsam gelandet. Da hat er mich noch begrüßt und mir gesagt, dass ich es doch auch ins Ziel schaffen soll. Und dann ist er volle Kanne losgelaufen. Das ist einfach sein Stil. Ich habe drauf gesetzt, dass ich mich in Ruhe in meinen Bus setze und dann am nächsten Tag auf den Berg gehen und die Strecke fliege, was meiner Meinung nach die schönere Variante für einen Flug-Bewerb ist.

LAOLA1: Sie sind dann noch einmal sehr weit geflogen und konnten abermals Boden gut machen?

Guschlbauer: Ich hätte nicht gedacht, dass ich so weit komme, aber die Bedingungen haben es leider nicht zugelassen, dass ich auch über den letzten Berg drüber komme. Ich habe das Meer auch schon gesehen, war aber um eine halbe Stunde zu langsam. Pech, weil das hätte auch noch anders ausgehen können.

LAOLA1: Wären Sie gerne noch nach Monaco hinuntergeflogen, auf die Plattform im Meer, die das offizielle Ziel ist?

Guschlbauer: Es war nicht mehr nötig. Der ganze Wettkampf ist sowieso schon an der Grenze, von all den Dingen, die man täglich macht. Wir bewegen uns da auf einem ganz schmalen Grat. Und in dem Moment, als das Rennen zu Ende war, war ich froh, dass ich da nicht mehr runterfliegen musste. Ich bin auch so zufrieden!

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl