„Wir erstellten daraufhin einen Katalog, in dem stand, was die WSA für die Stadt alles im Stande ist zu leisten. Das ging sogar soweit, dass wir für 20.000 Euro eine Studie bei einem Grazer Institut in Auftrag gaben, die zu dem Ergebnis kam, dass die Wertschöpfung der WSA für Schwechat über Umwegsrentabilitäten bis Ende 2013 46 Millionen Euro beträgt.“

Das Konzept gefiel nicht nur den Herren in Schwechat. Über Bund und Land konnte Werner Schlager durch seinen Namen und die Idee eines internationalen Tischtennis-Kompetenz-Zentrums 10,6 Millionen Euro an Förderungen aufstellen.

Das Projekt schien also auf bestem Wege zu sein. „Wir dachten, dass wir hier mit der Politik an einem Strang ziehen. Als einer, der aus dem Leistungssport kommt und dem es letztlich nur um das Tischtennis geht, war ich aus heutiger Sicht aber schlichtweg naiv“, gesteht der Weltmeister von 2003.

Denn infolge wurde die Liste der Forderungen von Seiten der Stadt an die WSA länger und länger. So sollte etwa sichergestellt werden, dass der Weltverband ITTF ein Büro in der WSA bezieht, das Nationalteam hier trainiert, eine EM stattfindet oder dass auch der SVS Schwechat hier seine Heimspiele austragen darf. Der Baubeginn zögerte sich dementsprechend hinaus.

Die Laufbahn auf dem Dach

Mit Fortdauer der Planung wurde aus dem Projekt ein Zwei-Hallen-Konzept. „Für mich war klar, dass wir für die Akademie eine Halle benötigen, auf die wir 24 Stunden, sieben Tage die Woche zugreifen können“, so Schlager.

Da die Stadt jedoch eine Halle für Veranstaltungen wollte, lagen alsbald die Pläne für das Multiversum auf dem Tisch. Eine Halle, die alle Stückeln spielt und in Österreich ihresgleichen sucht.

Doch anhand der recht großzügigen Konzipierung war durchaus erkennbar, dass ein gewinnträchtiger Betrieb kaum möglich sein werde. Wie der Ex-Weltmeister weiß, hätte auf das Dach ursprünglich sogar eine Leichtathletik-Laufbahn kommen sollen.

„Nachdem ihnen aber ein Athlet erklärt hatte, dass er zum Auslaufen nach einem Sprint wohl auf den benachbarten Supermarkt rüberspringen müsste, haben sie es dann doch sein lassen.“

Schlager und Sörös hatten auf die Konzipierung des Multiversums kaum Einfluss. Lediglich auf jene der WSA-Halle, deren Einrichtung eher spartanisch ausfiel.

Die Trainingsgäste bringen freilich auch Geld, doch an eine Ausfinanzierung der Kosten ist auch bei einer weiteren Steigerung nicht zu denken.

„Es ist zwar schön, dass es uns ein klein wenig gelungen ist, im Tischtennis ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Qualität auch etwas kostet. Im Tennis oder im Rennsport ist so etwas ja ganz normal. Allerdings gibt es nicht umsonst eine Spitzensport- oder auch eine Kunst-Förderung. Weil das eben zwei Bereiche sind, die einer öffentlichen Unterstützung bedürfen.“

Dass trotz Spar-Schiene Derartiges geleistet werden konnte, freut Schlager einerseits zwar, andererseits stimmt es ihn in Bezug auf das Niveau der Sportart in Europa auch nachdenklich. „Es verdeutlicht, wie viel man mit relativ geringen Mittel in Europa erreichen kann. Von chinesischen Verhältnissen sind wir da Tausende Lichtjahre entfernt. Selbst wenn wir das Hundertfache an Budget hätten, könnten wir nicht mithalten. Alleine schon wegen dem Vorsprung an Know-how, den die Chinesen haben.“

Zurück zur Lage der WSA

2011 wurde mit der Stadt wieder verhandelt, allerdings schleppend. Schlager dazu: "Die WSA wurde sowohl von Seiten der Stadt als auch von Seiten des Multiversums ausgegrenzt und fühlte sich nicht erwünscht."

Im Frühjahr 2012 folgten die ersten medialen Berichte über Malversationen rund um das Muliversum - der Rechnungshof begann zu prüfen.

2014 lag der Prüfungsbericht vor und empfahl den Geschädigten, die entstandenen Einbußen vor Gericht geltend zu machen. Dies will auch die WSA, wobei Schlager zugibt, dass in vielerlei Hinsicht schwer nachzuvollziehen ist, wie groß eine Wiedergutmachung tatsächlich sein müsste. „Bei einigen großen Brocken ist der Fall klar, aber andere Dinge sind wiederum sehr verschachtelt und komplex.“ Eine genaue Summe zu nennen, erscheint kaum möglich.