LAOLA1: Davon warst du nach deinem Unfall 1994 zunächst weit entfernt. Wie bist du mit deiner Querschnittlähmung damals umgegangen?

Geierspichler: Ich hatte ein Riesenproblem damit, querschnittgelähmt zu sein. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen und ich habe versucht dieses Gefühl mit Drogen zu betäuben. Mit 18 Jahren war ich in der Blüte meines Lebens, habe Fußball gespielt und wollte die Welt entdecken. Doch dann wusste ich mit meinem Leben nichts mehr anzufangen. Zuvor dachte ich, Behinderte wären arme, bemitleidenswerte Wesen. Als Betroffener, sah ich das dann völlig anders. Ich war immer noch derselbe Thomas Geierspichler, bin aber komplett anders wahrgenommen worden.

LAOLA1: Wann hat es dann klick gemacht?

Geierspichler: Durch Bekannte habe ich erkannt, dass mein Leben so nicht weitergehen kann. Ich traute mich endlich, der Realität ins Auge zu sehen und fand so wieder zu mir selbst.

LAOLA1: Du entschiedst dich dann für den Behinderten-Sport. Was waren deine Beweggründe?

Geierspichler: Der Sturz von Hermann Maier bei den Olympischen Spielen in Nagano 1998 war ein einprägsames Erlebnis. Ich dachte, der Typ muss querschnittgelähmt oder tot sein und drei Tage später gewinnt er Gold im Super-G. Da bekam ich Gänsehaut und hatte die Vision, dass für mich auch einmal die Bundeshymne gespielt wird. So arbeitet Gott, er gibt dir einen tiefen, inneren Wunsch, den nur du selbst spürst. Er kommt nicht aus dem Himmel und sagt dir durch einen brennenden Busch, was dein Weg ist.