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"Yvonne ist dann kurz in Ohnmacht gefallen"

Sie haben bei den Flachwasser-Weltmeisterschaften alles auf eine Karte gesetzt, sich auf die olympische Disziplin konzentriert und den großen Coup geholt.

Die 33-jährige Yvonne Schuring und die 26-jährige Viktoria Schwarz holten sich am Samstag in Szeged die Goldmedaille im Kajak-Zweier über 500 Meter, mit dem Titel sicherten sich die Athletinnen von Schnecke Linz auch souverän die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London, ein Platz unter den besten Sechs war dazu notwendig gewesen.

Premierensieg im WM-Rennen

Schuring/Schwarz paddelten das Rennen ihres Lebens, sie lagen im Finale zur Halbzeit deutlich in Führung und gaben diese bis zum Schluss nicht mehr her.

Topfavorit Deutschland musste sich letztlich nur 0,204 Sekunden dahinter mit Silber begnügen, Bronze ging an Polen (0,732).

Für Schuring/Schwarz war es nach Bronze 2010 in Posen die zweite gemeinsame WM-Medaille. Sie fuhren heuer im Weltcup das volle Programm, wollten Rennpraxis sammeln, die Rennabstimmung machen und feierten vier Siege.

Je zwei über 200 m und 1.000 m, jedoch keinen über die olympische Distanz, in der sich die Spitzenboote tummelten. Platz eins holten sie nun in Szeged nach.

Jubel über Platz zwei

Doch bis die Österreicherinnen registriert hatten, dass sie Erste sind, dauerte es eine Weile.

Der Jubel über den vermeintlichen zweiten Platz war groß. Sportkoordinator Günther Briedl stand im Ziel und deutete ebenso wie Nationaltrainer Nandor Almasi, dass sie Weltmeisterinnen sind.

"Gänsehaut im Fünfminutentakt"

"Yvonne ist dann kurz in Ohnmacht gefallen", sagte Briedl lachend und gestand, "im Fünfminutentakt Gänsehaut zu haben".

Die Art und Weise, wie der Erfolg zustande kam, überraschte ihn. "Sie haben richtig gnadenlos zugeschlagen", meinte Briedl.

Er selbst sei während des Rennens an der Ziellinie gestanden und habe seine Schützlinge nur auf der Vidiwall gesehen. "In Großaufnahme, das war ein Zeichen für mich, dass sie schnell sind."

Goldrichtige Entscheidung

Die Entscheidung, bei der WM nur die 500 m zu fahren, sei eine taktische und mit den Mädels abgesprochen gewesen. Und sie hat sich als goldrichtig herausgestellt.

Bei Temperaturen über 30 Grad war es wichtig, aus der Sonne rauszukommen, gut zu regenerieren, im Hotel zu entspannen. Zu viele Rennen wären zu kräfteraubend gewesen.

"Das hat Wirkung gezeigt, sie waren frisch und konzentriert. Es hat mit der Betreuung rundum alles gepasst. Sie haben es auf den Punkt hingebracht, haben die Früchte geerntet und zwei auf einen Streich geschafft - Olympia-Qualifikation und WM-Gold. Das ist der absolute Hammer", betonte Briedl.

Überglücklich und sprachlos

"Ich bin überglücklich und weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben uns schon über Platz zwei gefreut", sagte Schwarz, nachdem sie den Erfolg dann doch realisiert hatte.

Für sie war es die insgesamt dritte WM-Medaille, 2005 hatte sie in Zagreb mit Petra Schlitzer Silber über 500 m gewonnen.

Das große Ziel war die Olympia-Qualifikation gewesen, dies vereinfacht nun die Planung und Vorbereitung für die nächsten elf Monate. Für die Sommerspiele könne man nun richtig angreifen, meinte Schwarz.

"Wahnsinn"

Das sieht auch Schuring so, die neben dem Sport einen 35-Stunden-Job als Verwaltungsangestellte hat und am Montag wieder ins Büro muss.

"Das erleichtert alles ganz gewaltig. Wir sind topmotiviert für die Vorbereitung, müssen nun keine Zwischenregatten machen, können eine gezieltere Periodisierung des Trainings machen und alles viel besser steuern", sagte sie zur APA.

Ihre ersten Gedanken nach dem Goldgewinn? "Ich war fix und fertig, habe mir gedacht, das gibt es ja nicht. Das ist so viel Druck abgefallen, Wahnsinn, ich habe das nicht glauben können."

Während des Finales habe sie sich nur auf die eigene Renngestaltung konzentriert und nicht rechts und links geschaut.

Lehaci verpasste Ziel

Ana Roxana Lehaci hat ihre zwei Chancen auf einen Olympia-Quotenplatz im Kajak-Einer nicht nützen können, über 200 m und 500 m verpasste sie das A-Finale deutlich.

Im C-Finale über 500 m kam sie an die vierte Stelle, das C-Finale über 200 m bestreitet sie am Sonntag.

Die WM-Vorbereitung der 21-jährigen Lehaci war von einer Arm-Verletzung beeinträchtigt worden, sie kann sich nur noch bei der kontinentalen Qualifikation im Mai 2012 in Posen für die Sommerspiele qualifizieren.