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BSO startet Initiative für tägliche Turnstunde

BSO startet Initiative für tägliche Turnstunde

Mit einer Pressekonferenz in Wien hat die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO) am Freitag in Wien die Unterschriftenaktion für die "Tägliche Turnstunde" gestartet.

Österreichweit sollen via BSO sowie die Plattform www.turnstunde.at flächendeckend möglichst viele Unterschriften gesammelt werden, um künftig im Kindergarten und in allen Schultypen eine tägliche Bewegungseinheit zu ermöglichen.

Die mittlerweile dramatische Fettleibigkeit bei Österreichs Kindern ist ein Hauptgrund für diese Aktion, ausgelöst hatte sie allerdings die Medaillenlosigkeit Österreichs bei den jüngsten Olympischen Spielen 2012 in London.

Breite Unterstützung

"Es tut mir leid, dass wir der Anlass sind. Aber hoffentlich bringt uns jetzt wenigstens die Nullnummer von London weiter", zeigte sich selbst Peter Mennel, Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), begeistert von der Aktion.

"Wir unterstützen das zu tausend Prozent!"

Bei der sehr gut besuchten Pressekonferenz in der Sportsbar des Marriott-Hotels bewiesen weitere prominente Unterstützer wie ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, ÖFB-Präsident Leo Windtner ("London war ein Weckruf"), Volleyball-Präsident Peter Kleinmann sowie Olympia-Sportler wie Fritz Strobl oder die Volleyball-Schwestern Doris und Stefanie Schwaiger, was BSO-Prsident Peter Wittmann so zusammenfasste: "Erstmals in der Geschichte stehen alle zusammen."

Turnen sogar als Hauptfach?

Laut Wittmann gibt es zwei Hauptgründe, warum man zu dieser Causa endlich aktiv werden musste.

"Erstens ist der Stellenwert des Sports in Österreich zu gering, zweitens geht es um die tägliche Turnstunde für die Kinder", sagte Wittmann.

Er untermauerte die Forderungen mit einer schwedischen Untersuchung, wonach sportaktivere Kinder auch in Mathematik, Englisch usw. deutlich bessere Ergebnisse zeigten.

Schröcksnadel wird sich deshalb als ÖSV sogar dafür einsetzen, dass Sport künftig ein Schul-Hauptfach wird. "Der Aufschrei im ganzen Land nach London zeigt, dass Sport sehr wohl einen Stellenwert in der Bevölkerung hat. Aber scheinbar nicht in der Politik", so Schröcksnadel.

Früh übt sich

Der Tiroler war während der Spiele bereits zum "Heilsbringer" im Sommer-Spitzensport ausgerufen wurden. Das wird der 71-Jährige zwar nicht sein, als Ratgeber werde er aber gerne fungieren, sagte der Chef des erfolgreichsten Sportverbandes Österreichs.

Schröcksnadel untermauerte die Notwendigkeit der Unterschriften-Aktion auch wie folgt: "Sport gehört in den Kindergarten und die Volksschule, denn dort beginnt man mit der Bewegung. Wer das verpasst, fängt später nicht mehr damit an. Das Ziel ist, dass man auch mit 40 Jahren noch sportelt, Breitensport und Volksgesundheit sind also das Hauptanliegen", sagte er und verwies auf sich selbst.

"Ich bin 71 und nehme es mit vielen von euch noch auf", scherzte er ins Publikum. Und dann ernster: "Es geht uns einfach zu gut, jeder frisst und säuft."

Wo wir vorne mit dabei sind

Kleinmann äußerte sich ebenfalls drastisch: "Wir sind eh in den Top-Drei. Beim Rauchen, beim Alkohol und beim Fett", ärgerte sich der Volleyball-Präsident.

Windtner verwies darauf, dass die Forderung nach der Turnstunde schon Jahrzehnte alt sei. "Aber vielmehr hat die Schul-Autonomie die Turnstunde förmlich weggefressen. Wir haben alle übersehen, dass die Entdeckung (der Talente, Anm.) gefördert gehört. Und die findet im Kindesalter statt.

In vielen anderen Ländern ist der Sport nationale Angelegenheit, bei uns macht sich hingegen eine Volkskrankheit breit. Die Medizin sagt uns Böses voraus." Offenbar einen Schaden von 1,3 Milliarden Euro, wie ein Experte berichtete. "Wir reden mittlerweile von 1,1 Millionen Kindern, das ist also keine Kleinigkeit mehr", sagte Dr. Siegfried Meryn vom AKH.

An alle acht Millionen Teamchefs des Landes

Das Gute sei, so Wittmann, dass nun erstmals aus allen Bereichen des Sports und der Politik positive Signale und Antworten kämen. Deshalb sei er zuversichtlich, dass die Unterschriftenaktion ein Erfolg werde.

Eine erhoffte Zahl nannte er nicht, es sollten "so viele wie möglich" werden. Schröcksnadel ging aber davon aus, dass 100.000 eher die Untergrenze sein wird.

"Außerdem brauchen wir ja nur alle Teamchefs des Landes fragen, dann haben wir gleich acht Millionen Unterschriften", scherzte er.

In die Köpfe hinein

Die BSO wird nun über alle Kanäle die Möglichkeiten öffnen, zu unterschreiben.

Jeder einzelne Verband wird dazu aktiv werden. Über www.turnstunde.at kann zudem jeder Österreicher und jede Österreicherin diese Petition unterzeichnen, die dann der Politik zur Umsetzung vorgelegt werden soll. Allgemeiner Tenor: Der Sport muss in die Köpfe hinein.

Ressourcen aus den Verbänden

Unterrichtsministerin Claudia Schmied hält die tägliche Turnstunde bekanntlich eher nur im Rahmen der Ganztagsschule für umsetzbar, die Proponenten sehen das offenbar nicht so eng.

Auch eine stufenweise Einführung wäre schon ein Erfolg, so Schröcksnadel.

Zudem wollen und können die Verbände und Vereine Know How in Form von Sportbetreuern aus ihren Reihen zur Verfügung stellen.

"Druck machen"

Wittmann zeigte sich überzeugt, dass die Politik dem Ganzen positiv gegenübersteht. "Es geht nicht um die Partei, sondern um die Kinder", sagte der SPÖ-Politiker.

Schröcksnadel: "Wir müssen jetzt so Druck machen, dass keiner mehr auskommt."

Das ÖFB-Länderspiel am Dienstag gegen Deutschland sei gleich so eine gute Gelegenheit. "Da kann man gleich auf der Tribüne eine Nationalratssitzung machen und Unterschriften sammeln."