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EM-Vorbereitung säuft im Hochwasser ab

EM-Vorbereitung säuft im Hochwasser ab

„Im Juni noch auf dem Ergometer trainieren zu müssen, das habe ich noch nie erlebt.“

Es ist deutlich hörbar, dass sich Viktoria Schwarz die Vorbereitung auf die EM der Flachwasser-Kanuten nächste Woche im portugiesischen Montemor (13. bis 16. Juni) anders vorgestellt hat.

Schuld ist das Hochwasser, das die Trainingsstrecke in Ottensheim überflutet. Für die 27-Jährige und ihre neue Partnerin Ana Roxana Lehaci heißt es deshalb wieder: Ab auf das Gerät zum Trocken-Training. Wenn auch widerwillig.

Aquarium statt Bootshaus

„Es hilft ja eh nichts. Wir müssen versuchen, das Beste draus zu machen“, sagt Schwarz und verweist gleichzeitig darauf, dass im Vergleich zu den vielen Existenzen, die durch die Katastrophe bedroht sind, ihre Probleme in Wahrheit nicht mehr als ein „Lercherlschas“ sind.

Seit der Rückkehr vom Weltcup in Posen am Sonntag konnten Lehaci/Schwarz nicht mehr auf dem Wasser trainieren. Mit Kraftkammer, Laufen und Ergometer versuchen sie sich dennoch für die EM in Schuss zu bringen.

Wann sie wieder auf das Wasser können, ist noch nicht klar. Schwarz hat versucht, sich selbst ein Bild von der Misere an der Regatta-Strecke zu machen: „Das Bootshaus steht vollkommen unter Wasser.“ Und selbst sollte der Wasserpegel jetzt schnell sinken, die Zufahrt zur Strecke dürfte wegen des angeschwemmten Schlammes noch für einige Tage unbefahrbar sein.

Schwarz und Lehaci setzen alles auf die Weltmeisterschaften im August

Im gefluteten Bootshaus befinden sich auch zwei Boote der beiden. „Wahrscheinlich wohnen jetzt Fische darin“, schmunzelt die Linzerin, die hofft, dass die zwei knapp 3.000 Euro teuren Trainingsgefährte nicht zu schwer beschädigt sind.

Die Boote rechtzeitig zu evakuieren war ihnen aufgrund ihrer späten Rückkehr aus Polen nicht möglich gewesen. „Eigentlich haben wir ja Glück, dass wir von einem Rennen gekommen sind, weil sonst wäre jetzt vielleicht unser Rennboot da drinnen.“

EM nur eine Zwischenstation

Die Erwartungen für die anstehende EM sind dementsprechend gedämpft. Nach dem Motto „Mal schauen, was kommt“, wird das Duo kommende Woche in Richtung Iberischer Halbinsel aufbrechen.

Ihr Formaufbau sei ohnedies nicht auf die EM ausgelegt. „Der Höhepunkt heuer ist ganz klar die WM. Wäre das also im August passiert, wäre das viel schlimmer“, wirft die Heeressportlerin ein.

Die kontinentalen Titelkämpfe sehen sie mehr als eine Art internationale Standortbestimmung. Schließlich sitzen Lehaci/Schwarz erst seit April gemeinsam in einem Boot. „Unsere langfristige Planung geht sowieso auf Rio 2016 hin.“

Vom Küken zur Leaderin

Dass das Duo noch viel Luft nach oben hat, liegt auf der Hand. „Die Abstimmung ist extrem wichtig im Zweier. Bis ich mich auf Yvonne (Schuring; Anm.) eingestellt hatte, hat es auch ewig gedauert. Es hat nicht umsonst vier Jahre gebraucht, bis wir Weltmeisterinnen wurden“, erzählt Schwarz. Trotz des fünften Platzes bei den Olympischen Spielen in London ging die Paarung getrennte Wege.

Schuring versucht sich seither im Einer. Schwarz konnte nach einem Kurz-Intermezzo im Solo mit Lehaci ihre Linzer Heeressportkollegin für das gemeinsame Projekt gewinnen. Die Grundvoraussetzungen sind durchaus verheißungsvoll.

Denn während Schuring/Schwarz wegen des Jobs der gebürtigen Deutschen zuletzt kaum gemeinsam trainieren konnten, tun dies Lehaci/Schwarz praktisch ständig. „Das ist optimal“, freut sich Schwarz, auf die jetzt eine neue Rolle zukommt.

„Bislang war ich immer die Jüngere im Boot, aber jetzt ist Ana das Küken.“ Während Schwarz bereits seit 2005 im Zweier fährt, ist das für die 22-Jährige Neuland. „Ich muss gelegentlich noch ein paar Anweisungen geben“, erklärt Schwarz, dass es darum geht, bereits im Training die Marschrichtung für das Rennen einzuüben.

Wie die ersten Weltcup-Ergebnisse belegen, klappt das recht gut. „Zwei dritte Plätze über 1.000m zeigen, dass wir eine gute Grundlage haben“, ist sie mit ihrer neuen Schlagfrau bislang sehr zufrieden.

Reinhold Pühringer