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Dem "Team des Jahres" tief in die Augen geschaut

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Das Lächeln strahlt, doch die Augen verraten es.

Ganz kann die Aufregung über die Auszeichnung zum „Team des Jahres“ im Rahmen der Gala-Nacht des Sport im Wiener Austria-Center nicht über die Müdigkeit der beiden Seglerinnen Lara Vadlau und Jolanta Ogar hinwegtäuschen.

Kein Wunder. „Wir haben den letzten Tag mehr oder weniger im Flieger verbracht“, verraten sie artig lächelnd. Vom Training im Olympia-Revier vor Rio de Janeiro ging es praktisch direkt zum honorigen „Who is who“ des heimischen Sports.

Attraktive Abwechslung

Die Auszeichnung ist für das 470er-Duo der Lohn für eine sensationelle Saison mit Europameister- und Weltmeister-Titel. Mehr geht in einer nicht-olympischen Saison nicht. „Eine Wahnsinns-Ehre! Eigentlich gehören wir ja zu den coolen Hunden, aber hinter der Bühne haben wir dann die Aufregung richtig gespürt“, versucht die 20-jährige Steuerfrau Vadlau den nach emotionalen Bekundungen haschenden Medienvertretern zu liefern, was diese suchen.

Ihre Vorschoterin hat sich derweil möglichst unspektakulär ein kleines Stück kleiner gemacht bzw. ihrer Stöckelschuhe entledigt. „Das Laufen in High Heels bin ich einfach nicht gewohnt“, meint die auch ohne Schuhwerk 1,80 Meter messende Ogar lächelnd.

In gleichem Atemzug bekräftigt sie, dass die Müdigkeit aber keinesfalls der Ehrung an sich schuldet, selbst wenn sie nur rund 80 Tage im Jahr in Österreich weilen.

„Erstens gehören solche Anlässe zu unserem Job und zweitens ist das ein willkommene Abwechslung, einmal nicht im Neopren oder in schmutzigen Sportsachen herumzulaufen, sondern uns richtig schick zu machen“, verweist die gebürtige Polin stolz auf ihr Abendkleid.

Angst vor dem, was du nicht siehst

Doch Vadlau/Ogar wären nicht Österreichs „Team des Jahres“ wenn sie ihren Job nicht sehr ernst nehmen würden. Die Gedanken an die Tests vor Rio sind deshalb recht präsent.

Das große Thema in Bezug auf das Revier unterm Zuckerhut bleibt nach wie vor das Wasser. Oder besser gesagt, was darin herumschwimmt. Der in der Bucht entsorgte Unrat der Millionen-Metropole stellt die Athleten vor große Herausforderungen. Segeln wird zum Glücksspiel.

Die Veranstalter gelobten zwar zuletzt, mithilfe von Absperrungen etwas dagegen zu unternehmen, das Ergebnis sei jedoch nach wie vor alles andere als zufriedenstellend. „Es wurde anfangs etwas besser, aber jetzt ist es wieder wie vorher“, spricht Ogar von der einen oder anderen sonderbaren Begegnung. „Kühlschränke, jede Menge toter Fische, Kondome…da schwimmt alles Mögliche herum.“

Wobei die Dinge, die man sieht, oftmals gar nicht die größte Gefahr darstellen. OeSV-Sportdirektor Georg Fundak wurde etwa während einer Begleitfahrt unsanft gestoppt, als sich Teile in der Antriebsschraube verfingen.

Offenes Meer, offenes Rennen

Die 470er werden bei Olympia jedoch noch zu den Glücklichen unter den Seglern zählen. Denn während unter anderem die 49er in der Bucht ihre Wettfahrten absolvieren werden, gehen die 470er-Rennen weiter draußen über die Bühne, wo die Verschmutzung weniger schlimm ist. „Das Medal-Race ist dann aber sehr wohl in der Bucht“, räumt Vadlau ein.

Olympia ist freilich auch das große Stichwort, wenn es um die Frage geht, wie dieses Jahr überhaupt noch zu toppen sei. Für Müdigkeit ist da freilich kein Platz.

Reinhold Pühringer