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Der Tag, an dem die Hölle zufriert

Der Tag, an dem die Hölle zufriert

"Generalsanierung abgeschlossen" - mit diesen quasi epochalen Worten wurde am Montag mitgeteilt, dass das Wiener Stadthallenbad ab sofort wieder geöffnet ist.

Ursprünglich sollte das Wiener Stadthallenbad im Herbst 2011 wieder aufsperren.

Die Generalsanierung geriet nicht zuletzt wegen undichter Becken zum veritablen Debakel und hat mittlerweile ein gerichtliches Nachspiel.

 

Eine Chronologie:

  • Mai 2010: Die Arbeiten für die Generalsanierung des 1974 von Roland Rainer erbauten und denkmalgeschützten Stadthallenbads beginnen. Der Komplex soll technisch auf Vordermann gebracht, der Garderoben- und Wellnessbereich erneuert und der Haupteingang verlegt werden. 17 Mio. Euro sind budgetiert. Der Abschluss ist für Herbst 2011 geplant.
  • Dezember 2011: Sportstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) kündigt die Wiedereröffnung des Bades für Februar 2012 an. Architekt und Generalplaner Georg Driendl begründet die Verzögerung mit massiven Schäden an den Stahlbetondecken des Gebäudes - eine Folge der jahrzehntelang undichten Wasserbecken, wie er erklärt.

  • Jänner 2012: Völlig überraschend veranlassen Sportamt, Wien-Holding und Stadthalle wenige Tage vor dem geplanten Eröffnungstermin einen sofortigen Baustopp und leiten eine gerichtliche Beweissicherung ein, um etwaige Fehler des Generalplaners bzw. der ausführenden Firmen zu erheben. Erstmals wird von massiven Schwierigkeiten im Zuge der Sanierung berichtet. Unter anderem gibt es undichte Stellen in den Becken und technische Gebrechen des Hubbodens. Der Eröffnungstermin im Februar ist damit gestorben. Generalplaner Driendl verteidigt sich insofern, als die aufgetretenen Probleme nicht in seinen Aufgabenbereich fielen und daher für ihn nicht vorhersehbar gewesen seien.

  • Februar 2012: Parallel zur laufenden Prüfung wird der Baustopp zumindest teilweise aufgehoben. In einzelnen Bereichen wird wieder gearbeitet.

  • Mai 2012: Abgesehen von den undichten Becken treten weitere Baumängel auf. Auch frisch verlegte Fliesen fallen von den Wänden. Hier wird ebenfalls eine Beweissicherung eingeleitet.

  • September 2012: Eine erste Probebefüllung der Bassins wird durchgeführt. Sie soll Aufschluss in Sachen Dichtheit und Tragfähigkeit geben.

  • Oktober 2012: Das Kontrollamt zerpflückt den Sanierungsablauf. Im Prüfbericht werden u.a. "grundsätzliche Fehler" bei der Projektvorbereitung (Verzicht auf eingehende Zustandserfassung und -beurteilung) und beim Projektmanagement (unklar definierter Sanierungsumfang) angeführt. Die Oppositionsparteien ÖVP und FPÖ sehen den "Bauskandal" nun amtlich bestätigt.

  • Dezember 2012: Das Sanierungsdebakel beschert Sportstadtrat Oxonisch (SPÖ) einen Misstrauensantrag der Rathaus-Opposition. Dieser wird von der rot-grünen Mehrheit im Gemeinderat jedoch abgeschmettert.

  • Jänner 2013: Die Stadthalle gibt bekannt, dass die Beweissicherung in der Endphase sei und bereits "eine Vielzahl von Mängeln in der Planung und Ausführung der damit beauftragten Firmen" festgestellt worden seien. Außerdem hat man sich inzwischen von Generalplaner Driendl getrennt. Als Zieltermin für den Sanierungsabschluss wird nun Ende 2013 genannt.

  • Juni 2013: Das Sanierungsdebakel hat auch strukturelle Folgen. Das Stadthallenbad wird organisatorisch aus der Stadthalle herausgelöst und nun als eigene Kapitalgesellschaft geführt, die zu 100 Prozent der Wien-Holding gehört. Die bisherige kaufmännische Stadthallen-Geschäftsführerin Sandra Hofmann wird Chefin der neu gegründeten GmbH.

  • September 2013: Das Stadthallenbad wird teilweise wieder eröffnet. Dank erfolgreicher Dichtheitsprüfung kann ab Ende September im Trainingsbecken wieder geschwommen werden. Für herkömmliche Badegäste bleibt die Anlage weiter geschlossen. Eine mehrwöchige Probebefüllung des Hauptbeckens wird in Aussicht gestellt. Selbst wenn alles glatt läuft, könne das Bad frühestens im Sommer 2014 wieder in Vollbetrieb gehen, heißt es.

  • Dezember 2013: Die Causa wird endgültig zum Fall für das Gericht. Die Stadthalle klagt Driendl auf 5,6 Mio. Euro wegen Planungsfehler und nicht erbrachter Leistungen. Dieser hat zuvor seinerseits 800.000 Euro an ausstehenden Honoraren von der Stadthalle gefordert. Der Ex-Generalplaner verteidigt sich und sieht die entstandene Misere nicht in seinem Verantwortungsbereich.

  • 13. Jänner 2014: Die Wien-Holding gibt bekannt, dass nun sämtliche Becken - also auch das große Hauptbecken - dicht sind. In den nächsten Wochen sind noch Arbeiten in Sachen Bäderhygiene notwendig, die bis März dauern werden. Danach müssen noch Mängel im Bereich der Bodenverfliesungen behoben werden.

  • 26. Februar 2014: Es wird ein Termin für die Eröffnung genannt. Diese sei im Sommer geplant, heißt es. Die Bäderhygiene funktioniert laut Wien-Holding inzwischen "einwandfrei"

  • 30. Juni 2014: Es ist so weit. Die Generalsanierung des Wiener Stadthallenbads ist großteils abgeschlossen. Der Betrieb wird in vollem Umfang wieder aufgenommen.