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Wer schwimmt noch nach London?

Wer schwimmt noch nach London?

Es ist ein undankbares Jahr für Europameisterschaften.

Wie in so vielen anderen Sommersportarten auch, sind die kontinentalen Titelkämpfe auch im Schwimmen nicht viel mehr als nur ein Vorgeplänkel. Ein Vorgeplänkel, bevor es bei den am 27. Juli beginnenden Olympischen Spielen in London dann so richtig ernst wird.

Für Österreichs Parade-Plantscher steht die EM in Debrecen (21. bis 27. Mai) unter unterschiedlichen Vorzeichen.

Wie viel „abtrainiert“?

Zum einen wäre da mit Markus Rogan, Dinko Jukic und Jördis Steinegger ein Trio, das sich bereits für die Spiele qualifiziert hat. Für sie bietet die EM in erster Linie die Gelegenheit zur Form-Überprüfung.

Für den Großteil des restlichen OSV-Aufgebots steht die Jagd nach Olympia-Tickets im Vordergrund. „Prognosen sind allerdings schwierig“, erklärt Moschos Tavlas, Schwimm-Fachwart des österreichischen Verbands. „Weil heuer noch kein großer Wettkampf war. Die Staatsmeisterschaften haben viele aus dem Training heraus bestritten.“ Niemand weiß also so recht, wo er steht.

Auch in Sachen Medaillen sind Überraschungen zu erwarten. „In Olympischen Jahren kommt es immer darauf an, wer wie viel für die Europameisterschaften abtrainiert“, erklärt Ex-Nixe Mirna Jukic auf Nachfrage von LAOLA1. „Ein bisschen wird sicherlich jeder das Training zurückschrauben, um in Debrecen nicht ganz abzusaufen.“

Wer holt sich von den OSV-Assen noch ein Olympia-Ticket? Ein Überblick:

Birgit Koschischek

Birgit Koschischek
Knapp dran: Birgit Koschischek

Aufgrund der bisher gezeigten Leistungen ist die Wienerin wohl die aussichtsreichste OSV-Schwimmerin. Die Athletin des SVS Schwechat, die am Dienstag ihren 25. Geburtstag feiert, schrammte bei den Staatsmeisterschaften Anfang März am geforderten FINA-Limit über 100 m Delfin (58,80 Sekunden) um eine Zehntelsekunde vorbei.

Christian Scherübl und David Brandl

Christian Scherübl und David Brandl
David Brandl und Christian Scherübl

Für die beiden Freistil-Spezialisten stehen die Chancen auf einen Startplatz in London ausgezeichnet, was allerdings weniger mit der Erbringung von Einzel-Limits als viel mehr mit der 4x200-m-Freistil-Staffel zu tun hat, die sich fix qualifiziert ist.

Das Duo gilt neben den gesetzten Rogan und Jukic als aussichtsreichste Anwärter. Ein Umbau der Staffel gilt momentan als eher unwahrscheinlich. Das größte Potential für eine Quali über eine Einzelstrecke bringt wohl Brandl mit, der die 400-m-Norm von 3:48,92 Minuten bereits unterboten hat. Das war allerdings 2009 mit den damals noch erlaubten Ganzkörper-Anzügen.

Lisa Zaiser

Lisa Zaiser
Zaiser auf dem Sprung nach London?

Mit gerade einmal 17 Jahren schon zu Olympia? Für Zaiser ist das keineswegs Utopie. Bei den österreichischen Meisterschaften in Graz schraubte sie ihre persönliche Bestzeit über 200 m Lagen auf 2:14,09 Minuten. Auch Jukic glaubt daran, dass für das Talent die 73 Hundertstel, die ihr noch auf das Limit fehlen, machbar sind: „Das kann sie packen.“

Kein Ding der Unmöglichkeit

Kein Ding der Unmöglichkeit
Brust-Spezialist Hunor Mate

Für die restlichen OSV-Schwimmer wird ein FINA-Limit schwierig. „Am ehesten traue ich es Hunor Mate (200 m Brust; Anm.) zu“, so Jukic, die noch einen – wie sagt – „Geheimtipp“ hat: „Fabienne Nadarajah drücke ich ganz fest die Daumen. Sie könnte es schaffen.“

Mit der Sprinterin teilte sie sich während der Wettkämpfe immer das Zimmer. Auch noch Chancen darf sich Nina Dittrich über die 800 m Kraul ausrechnen.

Noch ein Hintertürchen

Abseits der Weltverbands-Limits existieren auch noch die leichter erreichbaren „ÖOC Olympic Selection Times“.

Diese werden aber erst nach dem Quali-Ende (18. Juni) anhand der FINA-Bestenliste vergeben. Für London werden maximal 900 Schwimmer zugelassen.

Reinhold Pühringer