news

Rogan steht vor dem Scheideweg

Rogan steht vor dem Scheideweg

Markus Rogans erklärtes Ziel für die Olympischen Spiele im nächsten Sommer in London ist die Bronze-Medaille über 200 m Lagen.

Im Moment ist schwer einzuschätzen, wie er dafür auf dem Weg ist. Jedenfalls ist für das Erreichen des Platzes hinter dem kaum zu schlagenden US-Duo - wohl Ryan Lochte und Michael Phelps - der Einsatz aller Kraft und Konzentration erforderlich.

Die Gefahr besteht, dass er in seine neue zweite Liebe 400 m Lagen zu viel investiert, über 200 m Lagen dafür an Terrain verliert.

Vieles durchprobiert

Rogan sucht sich in den vergangenen Jahren immer neue Bestätigungsfelder. Nach seiner langjährigen Stärke über 200 m Rücken wechselte der Wiener nach Platz vier bei Olympia 2008 auf die kürzeren Rückenstrecken.

Als das nicht fruchtete, erkor er 2009 die schon Jahre davor abgesagten 200 m Lagen als neue Hauptstrecke aus. Das blieb bis heute so.

Doch nahm er 2010 die 200 m Kraul ins Programm dazu, versuchte sich zwischendurch über 200 m Brust, und ersetzte beides heuer im Herbst durch die 400 m Lagen.

Nicht klar im Kopf

"Über die 400 m Lagen habe ich noch zu wenig Ahnung", erklärte Rogan am Freitag nach EM-Vorlaufrang sieben über diese Strecke. "Ich denke noch zu viel während des Rennens."

Noch vor dem Endlauf war klar, dass es sich für ihn über diese Distanz mit einer olympischen Medaille kaum ausgehen kann.

Sein Training aber hat er dafür zuletzt ziemlich umgestellt. "Ich habe im Herbst nur ein Fünftel des Krafttrainings vom Frühjahr gemacht", erklärte Rogan. "Dafür viel mehr Ausdauer."

Problemlage Delfin

Für ein olympisches Reüssieren auf den 200 m Lagen wäre jedoch ein Plus an Grundschnelligkeit wichtig.

Dieses Defizit hat Rogan nach den Kurzbahn-Weltmeisterschaften im Dezember 2010 in Dubai erkannt, sein Training darauf ausgerichtet.

Doch wie in Dubai hat er auch bei Platz fünf bei den Langbahn-Weltmeisterschaften im Juli in Shanghai wie auch nun in Stettin ein besseres Abschneiden über 200 m Lagen auf der zu Beginn zu bewältigenden Delfinlage vergeben.

Schwächen ausmerzen

In der Stettiner Medaillenentscheidung hatte Rogan nach den 50 m Delfin bereits 1,06 Sekunden Rückstand auf den späteren ungarischen Sieger Laszlo Cseh.

Da half es auch nichts, dass er auf den folgenden 100 m (Rücken, Brust) 9/10 Sekunden wettgemacht hat und also bis auf 16/100 herankam. Dies war in Shanghai im Kampf um WM-Bronze ähnlich.

"Ich habe im Training jetzt auch mehr Delfin gemacht", erklärte der Gewinner von 33 internationalen Medaillen nun. "Doch es springt einfach nicht so schnell an."

Was tun?

Rogan steht demnach wohl vor einer Entscheidung. Einerseits wäre die Grundschnelligkeit zu forcieren und seine Delfinlage - nicht zulasten der anderen Lagen  - zu verbessern, um seine olympische Bronze-Chance über 200 m Lagen zu optimieren.

Andererseits könnte er bei einer weiteren Förderung seines vorhandenen Ausdauer-Potenzials die Leistungsfähigkeit über die 400 m Lagen noch stark anheben.

Sein Ziel ist die Verbesserung bis Olympia von seiner aktuellen Bestzeit von 4:17 auf 4:10 Minuten.

Training gut vereinbar

Die Konkurrenz da ist aber noch härter als über die Halb-Distanz, da ebenfalls die beiden US-Amerikaner - Lochte und eben der zweite US-Qualifikant - kaum zu holen sein werden und Cseh noch stärker als über 200 m ist.

Für Rogans dualen Weg über 200 und 400 m Lagen spricht nur, dass das Training für diese Strecken auf der olympischen Langbahn besser unter einen Hut zu bringen ist als auf der Kurzbahn.

Allerdings wird für ihn die Zeit dafür recht knapp, bis zu den Spielen sind es nur noch siebeneinhalb Monate.