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Lisa Zaiser - Das neue Aushängeschild

Lisa Zaiser - Das neue Aushängeschild

„Sie selbst sagt, dass sie nicht müde ist, aber ich habe es ihr schon angemerkt.“

Kein Wunder. Nicht nur, dass Lisa Zaiser bei der Schwimm-EM in Berlin für gleich sechs Strecken genannt hat, ist mit der überraschenden Bronze-Medaille über 200m Lagen auch die Öffentlichkeit auf das neue OSV-Aushängeschild aufmerksam geworden.

Die diversen Anrufe und Gespräche ergaben mit der erfolgsbedingten Aufgekratztheit eine für den erholsamen Schlaf letale Wirkung.

„Auch wenn Lisa etwas anderes behauptet, mir kann sie dann doch nichts vormachen“, lächelt Ferdinand Kendi verständnisvoll. Der Kärntner war beim SV Spittal der erste Trainer von Zaiser, die am Samstag 20 Jahre alt wird, und ließ es sich nicht nehmen, beim bisher größten Erfolg ihrer Karriere live vor Ort zu sein.

Wie alles begann

An die ersten Schwimm-Einheiten mit der siebenjährigen Lisa kann sich Kendi noch bestens erinnern: „Sie ist gekommen und hat gleich kundgetan, dass sie das Wasser als IHR Element empfindet.“

 

Und das waren keine leeren Worte. „Sie hat zu denen gehört, über die man zu den anderen Kindern sagt: Schau, so wie die das macht, musst du das auch machen“, so Kendi. Ihr Talent sei von Anfang an erkennbar gewesen. Dass es jedoch einmal bis auf das Podest einer Europameisterschaft reichen würde, sei in diesem Stadium freilich noch nicht absehbar gewesen.

Geht es nach Kendi, ist das für Zaiser noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. „Ich halte Weltmeisterin für ein absolut realistisches Ziel“, träumt ihr Entdecker von größeren Erfolgen.

Auf den Wolf gekommen

Bis Anfang des Jahres trainierte Zaiser beim SV Spittal, ehe sie zur Linzer Trainingsgruppe rund um Coach Marco Wolf wechselte. „Und das ist auch gut so“, will Kendi ihrer Entwicklung keine Steine in den Weg legen.

Denn so wohl sie sich bei ihrem Heimatklub auch gefühlt hat, konnte ihr der SV Spittal nicht das notwendige Drumherum bieten. „Es ist halt ein Unterschied, ob du in einem Leistungszentrum wie Linz schwimmst, wo du ein 50m-Becken hast und alles auf Leistung ausgerichtet ist, oder ob du in einem öffentlichen Bad, wo dir nur 25 Meter zur Verfügung stehen und du die Badegäste darauf aufmerksam machen musst, dass nun hier trainiert wird“, schildert Kendi.

„In Linz kann sie sich weiterentwickeln, hat alles, was sie braucht.“

Fingerzeig für Förder-Kader

Mit der EM-Platzierung schwimmt sich Zaiser für den Förder-Kader des Projektes Rio in Stellung.

Diesem gehören vor der für Herbst angekündigten Neu-Evaluierung vom OSV nur Dinko Jukic, dessen Verbleib aktuell unklar ist, und Wasserspringer Constantin Blaha (im Hope-Kader) an.

Für Kendi ist es unverständlich, warum sein Zugpferd bislang noch keine Berücksichtigung fand. „Dafür ist sie schon lange fällig. Das liegt nur an der Kurzsichtigkeit verschiedener Leute, die das nicht erkennen.“

Keine Lust auf die Insel

Bislang galten Österreichs erfolgreichste Schwimmer als „Insellösungen“. Das heißt, dass ihre Erfolge nicht das Ergebnis eines durchkonzipierten österreichischen Schwimm-Systems, sondern Einzel-Initiativen waren. Während Markus Rogan in den USA zum Weltklasse-Schwimmer reifte, wurden die Jukic-Geschwister von Trainer-Vater Zeljko zu Medaillen-Gewinnern geschliffen.

Zaiser ist aber keine „Insellösung“, auch wenn freilich festzuhalten ist, dass eine erste EM-Bronzene sie noch nicht auf den Level der Obengenannten hievt.

Nichtsdestoweniger gibt ihr Beispiel Hoffnung, dass sich große Athleten in jedem Umfeld ihren Weg nach oben bahnen können.

Reinhold Pühringer