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Miklauz: "OSV-Vorstand soll zurücktreten"

Miklauz:

„Ich fordere den Vorstand auf, geschlossen zurückzutreten.“

Man kann ihm Vieles nachsagen, diesem Schwimm-Verband. Dass er etwa nicht an einer Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert sei oder dass er teils unverständliche Gerichtsprozesse führe.

Aber eines kann man den Funktionären im OSV nicht nachsagen, nämlich dass es mit ihnen langweilig werden würde.

Gerade einmal drei Wochen ist es nun her, als Stefan Miklauz in Folge eines verlorenen Machtkampfes gegen seinen Stellvertreter Stefan Opatril als Verbandspräsident nach nicht einmal einem Jahr zurückgetreten ist.

Nun fordert genau jener Stefan Miklauz im Gespräch mit LAOLA1 die anderen Vorstandsmitglieder auf, seinem Beispiel zu folgen: „Wenn diese Menschen einen Funken Verantwortungsgefühl gegenüber dem Schwimmsport haben, dann machen sie die Bahn frei für eine komplette Neuwahl des Vorstandes.“

Ein Drucker um 750 Euro im Monat

Nachdem der Unternehmer einen Gesprächstermin mit LAOLA1 kurz nach seinem Rücktritt abgelehnt hatte, kam er diesmal von sich aus auf die Redaktion zu.

Der Schwimmsport sei ihm nach wie vor ein Anliegen, beteuert er am Telefon. Und ganz loslassen kann er ihn offenbar noch immer nicht. „Mir geht es hier um den Sport und nicht um irgendwelche Eigeninteressen oder um jemanden zu denunzieren“, versichert er.

Und gerade in seiner Besorgnis um den Schwimmsport habe er in dem einen Jahr als Präsident Erfahrungen gemacht, die ihm einen Einblick gegeben und ihn ein Stück weit auch geläutert haben.

Zum einen habe der Umgang mit öffentlichen Geldern in einem mit Altlasten kämpfenden Verband den Mann aus der Wirtschaft teilweise schwer erstaunt.

Von einem Drucker, der 750 Euro pro Monat kostete, ist da beispielsweise die Rede. Zum anderen konnte er ein strukturelles Grundproblem nicht abstreiten. „Da reden zu viele Menschen bei Entscheidungen mit, bei denen sie keinen Einblick haben“, bekrittelt er und verteidigt damit indirekt auch seinen als autokratisch bezeichneten Führungsstil.

Dass der Wiener selbst eine gewisse Unerfahrenheit in dieses Amt mitgebracht hat, leugnet er nicht, aber im wirtschaftlichen Bereich, den er als seinen primären Kompetenzbereich gesehen hat, habe er gemäß eigenen Angaben „vieles zum Guten gewendet“.

Fehlende Linie

Nach dem Rücktritt des Präsidenten befindet sich der OSV auf der Suche nach einem neuen Oberhaupt. Etwas, das sich als schwierig herausstellen könnte.

Gemäß Miklauz wolle keiner der drei Vize-Präsidenten Opatril, Peter Rothbauer und Gerd Lang die Leitung weder interimistisch bis zur nächsten Wahl, geschweige denn längerfristig übernehmen.

Miklauz wirft seinen ehemaligen Vorstandskollegen die Verfolgung eigener Interessen vor. Opatril werde, wenn überhaupt, nur bei Tiroler Angelegenheiten aktiv. Für den aufgrund seines Jobs kaum Zeit findenden Rothbauer gelte Ähnliches in Bezug auf das Leistungszentrum Südstadt. Und Lang versuche sich, für die Wasserballer einzusetzen.

Alles in allem nette, persönliche Zugänge, aus denen sich für Miklauz aber keine Verbandslinie erkennen lässt. Eine Linie, die sich so schnell auch nicht finden lassen wird. Zumindest wenn es nach dem Ex-Präsidenten geht, der wissen will, dass der OSV bei der Suche seines Nachfolgers aus Mangel an Alternativen auf Zeit spielen wird.

Aus der Sicht von Miklauz ein untragbarer Zustand: „Es kann nicht sein, dass der OSV führungslos dahintümpelt. Ein Verbandstag samt einer Wahl gehört innerhalb der nächsten Wochen gemacht.“

Auch weil für den Herbst Sitzungen des europäischen Schwimm-Verbandes (LEN) in Wien angesetzt sind. Ohne einen Repräsentanten des OSV befürchtet Miklauz den Verlust von Ansehen und Reputation innerhalb der europäischen Schwimm-Familie. Laut Statuten hat der OSV für die Einberufung einer Präsidentenwahl jedoch ein Jahr Zeit.

Miklauz kann sich Rückkehr als OSV-Präsident vorstellen

Doch lediglich einen neuen Präsidenten zu suchen, würde dem 35-Jährigen folgend das eigentliche Problem nicht lösen. Denn mit der aktuellen Zusammensetzung des Vorstands gebe es kein rasches Weiterkommen.

„Darum finde ich, sollte sich der neue Präsident auch sein Team aussuchen können, weshalb der jetzige Vorstand die Bahn freimachen sollte“, hält Miklauz nichts vom „weiterwurschteln“ oder einer „österreichischen Lösung“.

„Und sollte das tatsächlich geschehen, würde ich mir überlegen, mit einem neuen Team als Präsident anzutreten.“

Bevor hier jedoch der Eindruck des oft geforderten klaren Schnitts entsteht, sei ergänzt, dass sich Miklauz sehr wohl die Mitarbeit von einigen aktuellen OSV-Funktionären vorstellen könne. Wie etwa jene von Schriftführer Herbert Schurm, der nachweislich von Ex-Finanzreferent Walter Benesch in die Vorgänge rund um die Pool GmbH sowie die Traglufthalle eingeweiht wurde. Oder auch jene von Generalsekretär Thomas Unger, den Benesch damals schon gerne als dessen Nachfolger installiert hätte.

Es klingt also ein bisschen nach Wahlkampf, wo noch gar keiner ist.

Übrigens: Von der für Dienstag einberufenen OSV-Pressekonferenz hat Miklauz laut eigenen Angaben nichts gewusst.

Reinhold Pühringer