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Ein Weckruf für Olympia

Ein Weckruf für Olympia

Ni hao aus Shanghai,

mir hat es die Sprache verschlagen.

Das meine ich aber nicht sprichwörtlich. Seit einem Tag kann ich nur noch krächzen. Woran es liegt? Das weiß ich nicht so genau. Mein 28. Platz über die 50 m Rücken war es jedenfalls nicht. Ich will nicht sagen, dass ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, aber enttäuscht bin ich auch nicht. Die 29,29 Sekunden sind eine solide Zeit. Eine, mit der ich leben kann.

Das Niveau bei dieser WM ist sehr hoch. Abgesehen von Markus (Rogan; Anm.) und Dinko (Jukic; Anm.) haben wir bislang keine Halbfinal-Beteiligung. Dabei waren wir in den letzten Jahren doch eher erfolgsverwöhnt. Doch so wie es aussieht, werden wir heuer ohne Medaille ausgehen. Das ist das erste Mal seit Jahren.

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen kann so ein kleiner Schuss vor den Bug allerdings auch sein Gutes haben. Jeder von uns sieht, wo er sich noch verbessern muss. Wenn ich höre, was Schwimmer aus anderen Nationen alles trainieren – und dabei meine ich vor allem Dinge, die abseits des Beckens stattfinden – dann bekomme ich große Augen. Da haben wir noch viel Luft nach oben. Deshalb traue ich mich zu sagen, dass jeder von uns, der hier in Shanghai ist, sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat.

Luft nach oben gibt es auch in der Betreuung der Sportler. Bei der WM gibt es Nationalteams, die ein separates Kaltwasserbecken haben. Andere wiederum haben extra Betreuer, die für die Athleten speziell angefertigte Getränke bereitstellen. Und das sind nur zwei Beispiele. In dieser Hinsicht sind wir „mickrig“ unterwegs. Bei diesem Unterschied in Sachen Professionalität geht es aber keineswegs um den Vergleich mit den USA, sondern das verhält sich gegenüber einigen europäischen Nationen genauso.

Am Freitag folgt mit den 50 m Delphin mein zweiter und letzter Start. Für mich ist es ganz schwierig, mich über diese Strecke richtig einzuschätzen, weil ich da nicht einmal WM-Limit geschwommen bin. Vor zwei Jahren war es noch meine favorisierte Strecke, aber mittlerweile habe ich den Fokus voll auf die Rücken gelegt. Mein Ziel? Eine gute Zeit.

Drückt mir die Daumen!

Eure heisere Fabienne

 

Fabienne Nadarajah geht bei der Schwimm-WM in Shanghai über 50 m Rücken (Platz 28) und über 50 m Delphin (Vorlauf am Freitag) an den Start. Die 26-Jährige holte in ihrer Karriere bereits eine WM-Silbermedaille bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften 2006 in Shanghai.