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Der, den die Erde wieder ausspuckte

Der, den die Erde wieder ausspuckte

Das Aufgebot für die Kurzbahn-WM in Istanbul (12. bis 16. Dezember) ist überschaubar. Mit vier Startern gar ein wenig sehr klein ausgefallen. Wirklich überraschend kommt das aber nicht.

Rücktritte garniert mit einigen Erkrankungen versetzten den quantitativen Auswüchsen der OSV-Schwimmer-Staffel schon bei der Kurzbahn-EM in Chartres einen herben Dämpfer.

Bei den globalen Titelkämpfen kommt nun die qualitative Beschneidung in Form der Sperre von Dinko Jukic und des allmählichen Rückzugs von Markus Rogan noch so richtig zum Tragen.

Eine WM ohne Jukic und Rogan bedeutet aber gleichzeitig auch, dass das Rampenlicht für neue OSV-Hoffnungen frei ist. Einer von ihnen ist Jakub Maly. Der Mann, der aus der Sandgrube kam, behaupten böse Zungen.

Denn die bislang größten Schlagzeilen lieferte der 20-Jährige nicht durch das Purzelnlassen von Rekorden im Chlor-Becken, sondern durch ein sich selbst Begraben am Strand vom Florida. Im Mai 2011 sprang das für die Union Eisenstadt schwimmende Talent aus Jux in eine selbst gegrabene Sandgrube.

Als er durch nachrutschende Sandmassen verschüttet wurde mussten über 60 Rettungskräfte rund zwei Stunden anpacken, um Maly wohlbehalten aus seiner Lage zu befreien.

Leistungssprung (fast) ohne Training

Ein traumatisches Erlebnis für den nunmehrigen Heeressportler.

„In den ganzen Interview-Anfragen habe ich das Geschehene zunächst heruntergespielt. Erst als dieser Hype vorbei war, hatte ich Zeit, das Ganze richtig zu verarbeiten“, schildert der Geläuterte, der heute noch öfters darauf angesprochen wird. „Diese Geschichte werde ich wohl nie wieder los.“

Doch Sandloch hin oder her – letzten Endes hat die Erde Maly wieder ausgespuckt. Gott sei Dank, auch für den österreichischen Schwimmsport. Denn der Blondschopf gilt am Schnitzel-Äquator als einer der begabtesten Lagen-Schwimmer.

Beim Qualifikations-Meeting für EM und WM in Wiener Neustadt demonstrierte er einen überraschenden Leistungssprung – und das, obwohl er zuvor wegen der Grundausbildung des Bundesheeres kaum trainieren konnte. „In den ersten beiden Wochen hatten wir jeden Tag bis 21 oder 22 Uhr Dienst. Da konnte ich praktisch gar nicht trainieren. Danach habe ich etwas mehr Zeit gefunden“, so Maly, der deshalb eigentlich schon im Juli einrücken wollte. „Aber die BSO hat das damals nicht genehmigt.“

Die zeitliche Überschneidung mit den Olympischen Sommerspielen in London wäre egal gewesen. „Ich war zwar qualifiziert, aber über die Lagen-Strecke waren Rogan und Jukic vor mir gereiht, weshalb ich letztlich nicht fahren konnte.“

WM oder keine WM?

Die Spiele nur als Zuschauer zu erleben, bedeutete für Maly auch das Platzen eines Traums. „Früher habe ich immer gesagt, dass London 2012 mein großes Ziel ist. Klar, werde ich jetzt eben versuchen, alles daran setzen, mich für Rio 2016 zu qualifizieren, aber was ich daraus gelernt habe, ist, nicht mehr so weit voraus zu schauen.“

Jördis Steinegger 200 m Lagen, 400 m Lagen, 200 m Kraul, 200 m Rücken
Fabienne Nadarajah 50 m Rücken, 50 m Butterfly
Birgit Koschischek 100 m Lagen, 100 m Butterfly
Jakub Maly 200 m Lagen, 400 m Lagen, 200 m Butterfly

Zumal bei Jukic eine Rückkehr absehbar ist. „Er hat zwar angekündigt, sich künftig auf die Delfin-Strecken konzentrieren zu wollen, aber der hat schon viel geredet“, weiß der Schützling von Walter Bär.

Und Rogan? „Ich glaube nicht, dass er weitermacht. An seiner Stelle hätte ich nach Peking schon aufgehört, weil diese Erfolge noch einmal zu toppen einfach verdammt schwierig ist.“ Von den charakterlichen Qualitäten des in Los Angeles lebenden Branchen-Primus, die während der Spiele wegen des Hermann-Maier-Sagers bezweifelt wurden, ist Maly allerdings überzeugt.

„Ich kenne Markus seit 2007. So richtig kennen gelernt habe ich ihn aber ab 2010, seitdem wir gemeinsam zu Großereignissen gefahren sind. Ich muss sagen, dass er sich sehr verändert hat, da er früher schon arrogant war. Als ich dann richtig mit dabei war, war er aber voll der Teamplayer. Ich war sehr positiv von ihm überrascht.“

Reinhold Pühringer

Womit der Blick auf die anstehende Kurzbahn-WM fällt, der ersten WM seiner Karriere. Doch die von Sportlern oft zitierte „Geilheit“ darauf, stellte sich bei Maly erst auf Raten ein. Denn eigentlich hatte er Bedenken, überhaupt am Bosporus auf den Startsockel zu klettern.

„Viele andere Schwimmer verzichten darauf, weil sie sich lieber schon auf die Langbahn-Saison mitsamt der WM vorbereiten. Außerdem weiß ich, dass es noch nicht ganz mein Niveau ist“, verweist Maly auf seine Ergebnisse bei der Kurzbahn-EM, wo er die Plätze 10, 14, 16 und 19 plus zwei persönliche Bestzeiten zu Buche stehen hat.

„In Chartres wollte ich die vier Strecken in einer Gesamtzeit von 10:16 Minuten schwimmen. Am Ende habe ich das mit 10:17,4 aber knapp verpasst“, verrät er seine etwas eigenwillige Zielsetzung.

Was treibt Jukic?

Von daher macht er sich auch keine großen Gedanken darüber, in das nun freigewordene Rampenlicht zu treten. Wohl auch weil er spürt, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. „Da schaue ich lieber auf mich selbst.“

Strecke Platz Minuten
200 m Delfin 19 1:58,17 perönl. Bestzeit
200 m Brust 16 2:09,98 persönl. Bestzeit
400 m Lagen 10 4:11,23
200 m Lagen 14 1:58,20