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Das Warten auf das "Klick"

Das Warten auf das

Ihre Mienen sprechen Bände.

Das am Sonntag folgende B-Finale ist nicht, was sich Bernhard und Paul Sieber bei der Ruder-EM in Belgrad erhofft haben. Anstatt um die angestrebte Medaille mitzufahren, kommen die Brüder in ihrem Halbfinallauf nach 6:36,39 Minuten als letztes Boot ins Ziel.

Dass auf den Endlauf knapp 14 Sekunden fehlen, tut den beiden sichtlich weh. Für die U23-Weltmeister geht damit die Suche nach dem „fehlenden Detail“ – wie es Paul nennt – weiter.

Als einzige ÖRV-Athletin fährt Magdalena Lobnig am Sonntag (14:18 Uhr) in einem A-Finale. Der Zweier ohne mit Matthias Taborsky und Alexander Chernikov rudert wie die Siebers um die Ränge sieben bis zwölf.

Noch zu instabil

„Eigentlich sind wir vom Start gut weggekommen“, analysiert Bernhard mit hängenden Schultern. Was dann auf den folgenden zwei Kilometern passierte, spiegelt die bisherige Saison der beiden wieder.

Eine Technik-Umstellung im Winter brachte das Duo im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Rhythmus. „Wir versuchen, mehr Länge in unseren Zug hineinzubringen. Wenn du pro Schlag nur fünf Zentimeter dazugewinnst, dann ist das am Ende eine ganze Bootslänge“, rechnet Bernhard vor.

Was sich für den Laien nur nach ein bisschen mehr strecken anhört, führt in Wahrheit zu einer Störung der Balance des Leichtgewichts-Doppelzweiers. Denn richtig schnell ist ein Boot nur, in dem beide mit möglichst gleicher Druck-Verteilung und freilich gleichzeitig rudern. Ein bei näherer Betrachtung komplexes Zusammenspiel, das bei den Siebers nun aus dem Gleichgewicht geraten ist.

„Bei mir ist das vergleichbar mit einem kleinen Kind, das einmal in das eine und einmal in das andere Extrem ausschlägt“, beschreibt Bernhard die aktuelle Situation.

Konkurrenz fühlt mit

Vor diesem Hintergrund will das Duo das EM-Ergebnis nicht als Beinbruch einstufen. Auch wenn der angestrebte Podestplatz letztlich außer Reichweite bleibt. „Im Vergleich zu den letzten Rennen war Belgrad ein Schritt vorwärts“, sieht Paul die EM in einem längerfristigen Kontext. „Es war ein Baby-Step in unserer Entwicklung.“

Das Grübeln und Tüfteln der beiden ist auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. „Nach dem Halbfinale haben wir mit den niederländischen Muda-Brüdern gesprochen. Denen ist es vor Olympia 2012 ähnlich gegangen. Die haben gemeint, dass so etwas vielleicht eine Saison braucht“, versucht Paul, diese schwierige Phase als Investition zu sehen.

Ein ganzes Jahr wollen die Siebers dennoch nicht benötigen. Mit einem Auge schielen sie bereits voraus auf die WM in Amsterdam Ende August. „Bis dahin haben wir noch Zeit“, so Paul.

Am liebsten wäre dem Duo freilich schon eine Steigerung am Sonntag. Paul: „Vielleicht macht es ja über Nacht einfach Klick.“

Aus Belgrad berichtet Reinhold Pühringer