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Weltmeisterliche Schlammschlacht

Weltmeisterliche Schlammschlacht

Etwas gedrückt ist die Stimmung bei Horst Nussbaumer.

„Wir hätten nur allzu gerne eine Medaille gemacht“, gesteht der Präsident des Österreichischen Ruder-Verbandes (ÖRV) nach den Europameisterschaften in Belgrad.

Magdalena Lobnig war dieser mit ihrem vierten Platz im Einer am nächsten gekommen. „Gerade im Finish hat man ihr aber angemerkt, dass ihr nach der Operation im Februar noch die letzte Kraft fehlt“, weiß Nussbaumer, die Leistung der 23-Jährigen richtig einzuordnen.

ÖRV will WM 2019

Von der EM im Vorjahr war die ÖRV-Flotte noch mit zweimal Silber durch Lobnig und Michaela Taupe-Traer aus Sevilla nach Hause gekehrt. „Vielleicht waren wir auch ein wenig verwöhnt von 2013“, spielt Nussbaumer auf die Titelkämpfe im traditionell schwächeren nach-olympischen Jahr an.

„Je näher es den nächsten Spielen geht, desto stärker wird das Gerangel an der Spitze.“

Am Rande der Regatta in Belgrad entschied sich der Europäische Verband, die EM 2016 nach Brandenburg zu vergeben. In Österreich könnte das nächste Großereignis schon relativ bald stattfinden. Zumindest wenn es nach Nussbaumer geht. „Wir möchten uns um die Weltmeisterschaften 2019 bemühen“, erklärt er im Gespräch mit LAOLA1.

Die WM im Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio gelten als großer Showdown. Schließlich geht es dort um die Quotenplätze für das Spektakel in Fernost. „In Österreich um die Qualifikation für Tokio zu rudern, wäre ein Traum“, gerät Lobnig ins Schwärmen.

Nicht tief genug

Nicht tief genug
Lobnig mit starker EM-Performance

Wo in Österreich die WM ausgetragen werden soll, liegt für Nussbaumer auf der Hand: Ottensheim. Die Strecke der U23-WM 2013 genießt im gesamten Ruder-Zirkus große Beliebtheit. „Da sie sehr gut eingebettet liegt, herrschen äußerst stabile und damit faire Bedingungen. Die Chancen, mit Ottensheim den Zuschlag zu erhalten, sind dadurch groß“, weiß der 42-Jährige.

Doch einer Bewerbung steht noch ein Problem im Weg. Genauer gesagt ein tonnenschweres Problem. Das Hochwasser 2013 spülte ein Unmenge Schlamm und Sedimente in die Regatta-Strecke. Da der internationale Verband eine Mindesttiefe von 3,5 Metern für eine WM vorschreibt, sind umfassende Bagger-Arbeiten notwendig.

„Damit man 2013 die U23-WM noch retten konnte, wurden diese nur notdürftig durchgeführt“, gibt Nussbaumer zu verstehen, dass die Arbeiten für 2019 nicht ausreichen. Die Kosten dafür werden mit rund einer Million Euro beziffert.

Für eine angedachte Drittel-Finanzierung signalisierten Bund und Land bereits ihre Bereitschaft. „Die Gemeinde Ottensheim spricht sich zwar klar für eine WM aus, kann die Kosten aber nicht stemmen“, hofft Nussbaumer nun auf die Unterstützung der naheliegenden Stadt Linz. "Die Regattastrecke heißt schließlich nicht umsonst Linz-Ottensheim und schließlich wäre die Landeshauptstadt ohnehin der große Profiteur der entstehenden Umwegsrentabilität", meint ein Sprecher der Gemeinde Ottensheim.

„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass derartige Ruder-Großveranstaltungen in Zentral-Europa mit rund 20.000 Besuchern rechnen können“, so der ÖRV-Präsident weiter. Eine Anzahl, welche die Ottensheimer Gästebetten-Kapazität klar übersteigt.

Vorwürfe gegen Kraftwerksbetreiber

Vorwürfe gegen Kraftwerksbetreiber
ÖRV-Präsident Horst Nussbaumer hofft auf eine Heim-WM

Die Diskussion, wer die Ausbaggerung bezahlen soll, könnte aber auch ganz anders geführt werden. Denn nach dem Hochwasser hagelte es schwere Vorwürfe in Richtung Verbund. Es heißt, der Schlamm würde aus dem Staubecken des Wasserkraftwerks Ottensheim stammen, dessen Betreiber der Verbund ist.

Bereits Jahre zuvor soll der Verbund von der Wasserrechts-Behörde aufgefordert worden sein, die fortgeschrittene Ansammlung von Sedimenten vor Ottensheim bis 2012 auszubaggern. "Der Verbund bekam allerdings eine Verlängerung bis 2017", lautet eine Auskunft der ebenfalls betroffenen Gemeinde Goldwörth.

Als im Zuge des Hochwassers die Schleusen geöffnet werden mussten, entledigte sich der Verbund dadurch eines Großteils der Sedimente und kam letztlich um eine Ausbaggerung herum.

Der Verbund wehrt sich gegen Anschuldigungen, meint, dass der Schlamm nicht aus dem eigenen Staubecken, sondern aus oberen Teilen des Flusslaufes stamme. Ein Streit ist entbrannt. Private Anrainer in Goldwörth fordern Schadenersatz vom Verbund.

Letzte WM liegt 13 Jahre zurück

Egal wer am Ende für die Baggerungen aufkommt, würden sich die heimischen Ruderer über einen Zuschlag für die WM 2019 freuen.

Die letzte WM der Erwachsenen in Österreich liegt mit 1991 bereits 23 Jahre zurück. Damals auf der Donauinsel schon aktiv mit dabei war Nussbaumer. „Es war mein WM-Debüt“, erinnert er sich an einen 14. Platz. „Für mich kam das noch ein wenig zu früh.“

Bleibt zu hoffen, dass 2019 für Ottensheim nicht zu früh ist.

Reinhold Pühringer