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Mit dem richtigen Riecher an EM-Bronze vorbei

Mit dem richtigen Riecher an EM-Bronze vorbei

Magdalena Lobnig musste sich bei der Ruder-EM in Belgrad mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.

Nach Silber im Vorjahr führte die 23-Jährige den Finallauf über weite Strecken an, am Ende fehlten ihr mit 7:44,97 Minuten aber rund zwei Sekunden auf Bronze, das an Sanita Puspure aus Irland ging.

Gold sicherte sich die favorisierte Olympiasiegerin Mirka Knapkova (7:42,74) aus Tschechien.

Damit gingen die kontinentalen Titelkämpfe in der serbischen Hauptstadt mit vier Booten unter den besten Zehn, jedoch ohne österreichische Medaille zu Ende.

Niederländerin zündete Rakete

Für Lobnig war „Blech“ kein Grund zum Trauern. „Ich bin trotzdem voll zufrieden. Ob du Bronze holst oder nicht, hängt auch davon ab, ob du die letzten zehn Schläge gut erwischt und das war bei mir halt nicht der Fall.“

Lobnig befand sich auf den letzten Streckenviertel im Kampf mit Puspure um Rang zwei, ehe sich im Finish die Niederländerin Chantal Achterberg mit sagenhaften 1:50 Minuten auf den letzten 500m noch auf den zweiten Platz nach vorschob.

Vor dem Hintergrund der operativen Begradigung ihrer Nasenscheidewand vergangenen Februar ist Lobnigs vierter Platz sehr hoch einzuschätzen. „Mir fehlen praktisch drei Monate Winter-Training, was in einer Kraft-Ausdauer-Sportart eine große Rolle spielt.“

ÖRV-Nationaltrainer Carsten Hassing sah es ähnlich und gratulierte ihr mit den Worten: „Wer hätte sich vor wenigen Monaten gedacht, dass du schon wieder soweit bist?“

Weniger krankheitsanfällig

Für Lobnig bedeutete die EM eine Bestätigung mit der OP alles richtig gemacht zu haben. „Jetzt bekomme ich nicht nur besser Luft, sondern habe seither auch weniger Probleme mit Krankheiten.“

Die teils sehr windigen Bedingungen an der Belgrader Regattastrecke setzten ihr dennoch zu. „Der Seitenwind an den ersten beiden Tagen zog sehr unangenehm ins Ohr.“ Ein Stirnband kam für sie dennoch nicht in Frage. „Das trage ich nur, wenn es wirklich kalt ist.“

Lobnig prolongierte in Belgrad eine Serie. Es war ihr sechste Final-Teilnahme in Folge. Auch ohne Medaille hat sich in der Ruder-Szene zuletzt einen Namen gemacht. Als „Rising Star“ betitelte sie in Belgrad der Platzsprecher.

Mit der richtigen Spannung

Ihre große Stärke ist der Start, die sie bei der EM in jedem Lauf demonstrierte. Keine kam schneller auf Touren als die Heeressportlerin. Woran das liegt? „Das ist einfach so“, zuckte sie lächelnd mit den Schultern. Speziell trainiere sie es jedenfalls nicht. So kann sie sich aber praktisch jeden Lauf zunächst von der Spitze aus anschauen. Ein nicht unerheblicher Vorteil.

Möglicherweise liegen ihre Blitzstarts auch an der richtigen Musik. Zur Einstimmung auf ein Rennen hört sie am liebsten Paul Kalkbrenner, die Bloodhound Gang oder Böhse Onkelz. Das sorgt für die richtige Spannung.

Starker Vierer

Abseits von Lobnig belegte der Leichtgewichts-Vierer mit Florian Berg, Markus Lemp, Joschka Hellmeier und Dominik Sigl Rang acht. Der Zweier ohne mit Alexander Chernikov und Matthias Taborsky wurde ebenso Neunter wie der schwere Doppel-Zweier mit Lisa Farthofer und Birgit Pühringer. Der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Bernhard und Paul Sieber endete die EM mit einem enttäuschenden letzten Platz im B-Finale und somit auf Rang zwölf.

„Bei den meisten Booten geht die Entwicklung in die richtige Richtung“, kommentierte Hassing das Abschneiden. Akuten Handlungsbedarf ortet der Däne vielmehr in der noch mangelnden Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Ruder-Zentren. „Nur gemeinsam können wir eine gesunde Konkurrenz erschaffen, die andere Nationen auszeichnet“, war Hassing eine Situation, wie sie in Österreich herrscht, bislang fremd.

Als nächste großes Highlight wartet auf die heimischen Asse die WM Ende August in Amsterdam.

Aus Belgrad berichtet Reinhold Pühringer