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Lieber Verbands-Austritt statt neuer Präsidentin

Lieber Verbands-Austritt statt neuer Präsidentin

Eigenwillig mutet die Entscheidung des Lauf- und Conditions-Clubs Wien, kurz LCC Wien, an.

Der Wiener Lauf-Klub tritt freiwillig aus dem Wiener- (WLV) sowie dem Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV) aus. Die Athleten sind somit nicht für Landes- und Bundesmeisterschaften startberechtigt.

Im Zentrum der Vorfälle steht mit Susanne Pumper jene Langstreckenläuferin, gegen die im Vorjahr eine bis 2020 reichende Dopingsperre verhängt wurde und die dem LCC als Präsidentin vorsteht.

ÖLV und WLV sind an den Klub mit der Forderung herangetreten, dass das Reglement des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) einen Ausschluss eines Dopingsünders von allen Funktionen beinhaltet. Pumper darf somit kein Präsidenten-Amt bekleiden.

Der Klub entschied sich jedoch nicht für eine Absetzung seiner Obfrau, sondern eben für einen Austritt aus WLV und ÖLV.

Eine Klub-Neugründung?

„Ich habe mich mit Frau Pumper getroffen und mit ihr ein Gespräch geführt“, schildert WLV-Präsident Walter Ottmann den Hergang. Damals sei schon absehbar gewesen, dass dieser Schritt kommen würde.

Ottmann ist hörbar bemüht, dem Thema jegliche Brisanz zu nehmen. Er sei mit Blick auf die rund 20 betroffenen Läufer der Erwachsenen-Klasse an einer konstruktiven Lösung interessiert. „Speziell in Österreich wäre es um jeden Leichtathleten schade. Wir als WLV möchten dafür sorgen, dass kein Sportler verloren geht.“

Der Einschätzung Ottmanns zufolge steht ein Klub-Konstrukt im Raum. Mit einem neugegründeten weiteren Verein könnten die Läufer wieder Aufnahme in den WLV und ÖLV finden, währenddessen der LCC bestehen bleibt.

Wichtiger Fürsprecher

Bleibt freilich die Sinnfrage: Warum soll ein Verein ohne Athleten weiterhin bestehen? Die Vermutung liegt nahe, dass wirtschaftliche Interessen dahinterstecken. Der LCC tritt als Veranstalter diverser Bewerbe auf, wie etwa dem bekannten Silvesterlauf auf der Wiener Ringstraße.

Die Runde auf der Prachtstraße (Startgeld für Erwachsene ab 15 Euro) nahmen alleine 2013 über 3.000 Läufer in Angriff. Hinzu kommen über das Jahr neun weitere Veranstaltungen.

Pumper besitzt zudem innerhalb des Klubs mit Ex-Präsidenten Peter Pfannl, der dem LCC als Ehrenpräsident erhalten blieb, einen wichtigen Fürsprecher. Der Notar, der rund um die Jahrtausendwende große private Mittel in den Klub steckte, hat großes Vertrauen in seine Nachfolgerin.

Als Pumper 2012 das Ruder übernahm, ging das nicht ohne Widerstand über die Bühne. Trainerin Renata Sitek verließ daraufhin mit vielen Nachwuchs-Sportlern den Verein.

Zwei Jahre später scheint Pumper nun aus der nächsten Kraftprobe als Siegerin hervorzugehen. Der LCC Wien gab gegenüber LAOLA1 keine Stellungnahme ab.

Reinhold Pühringer