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"Der Leistungssprung im Vorjahr war schon extrem"

Vor einem Jahr war Kira Grünberg nur Leichtathletik-Insidern ein Begriff – heute hat sie knapp 13.500 Facebook-Fans.

Damals hielt sie bei einer persönlichen Bestleistung von 4,22 Meter – heute beim österreichischen Rekord von 4,45 Meter.

Anfang 2014 galt sie als hoffnungsvolles Talent – heute ist sie Österreichs Leichtathletin des Jahres.

Ab Freitag greift die 21-jährige Himmelstürmerin bei den Hallen-Europameisterschaften in Prag wieder zum Stab, um sich mit dem Hallen-Rekord von Doris Auer (4,44 Meter) auch noch die letzte ÖLV-Bestmarke im heimischen Stabhochsprung an sich zu krallen.

Um in das Finale einzuziehen, wird die Tirolerin nach eigener Einschätzung jedoch "zwischen 4,50 und 4,60" brauchen. Im LAOLA1-Interview spricht Grünberg über ihren kometenhaften Aufstieg, die dadurch verursachten Veränderungen und einen toten Kater namens Kosmos:

LAOLA1: Kira, gratuliere zum Titel Leichtathletin des Jahres! Hast du damit gerechnet?

Kira Grünberg: Danke! Überhaupt nicht, weil Andrea Mayr doch das dritte Mal Berglauf-Weltmeisterin geworden ist. Die hat im letzten Jahr alles gewonnen, was man gewinnen kann. Ich dachte schon, dass sie es macht.

LAOLA1: Wenn wir ein Jahr zurückdenken – damals war nicht absehbar, dass du heute geehrt wirst.

Grünberg: Nein, es hat sich im vergangenen Jahr viel getan. Auch weil ich angefangen habe, mit Herbert Czingon zu trainieren, der an meiner Technik feilt. Das ganze Umfeld hat sich verbessert, wodurch auch die großen Höhen im Sommer möglich wurden.

LAOLA1: Was genau hat sich am Umfeld verbessert?

Grünberg: Ich bin im Olympiazentrum in Innsbruck, wo ich ein betreutes Krafttraining gemeinsam mit anderen Sportlern habe. Ein separater Krafttrainer schreibt Pläne für mich. Das Training mit Judokas, Schwimmern oder Skeletonfahrern ist super, weil ich viel von den Athleten anderen lerne.

LAOLA1: Von wem schaust du dir am meisten ab?

Grünberg: Eigentlich kämpfen wir alle an den gleichen Fronten. Jeder muss schauen, dass er das Geld für Trainingslager oder Trainer zusammenkratzen kann. Und beim Krafttraining ist es so, dass es jeder von uns braucht, aber jeder in seiner ganz speziellen Form. Wir werden dort alle von Carson Patterson trainiert. Einem Kanadier, der schon über 20 Jahre in Österreich lebt.

Grünberg und Dominik Distelberger sind die Leichtathleten des Jahres

LAOLA1: Also kein Schwebebalken für Kira?

Grünberg (lacht): Nein, da gehe ich nicht rauf. Ich bin nur auf den Männer-Geräten: Reck, Ringe, Seilklettern und Barren unterwegs. Am liebsten sind mir Reck und Barren.

LAOLA1: An welcher Übung feilst du gerade?

Grünberg: Am Reck versuche ich gerade aus dem Stütz unten durch zu schwingen, um dann oben in den Handstand zu kommen. Ich kann es noch nicht so wirklich, bin aber fleißig am üben.

LAOLA1: Hat sich Fabian Hambüchen von dir auch etwas abschauen können?

Grünberg (grinst): Ich glaube nicht so viel, aber er hat gesagt, dass er zuschauen kommen wird. Wir möchten die gemeinsamen Trainings aber auf alle Fälle wiederholen, ein- bis zweimal pro Jahr. Außerdem schreibt mein Papa immer mit seinem, der ja auch sein Trainer ist. Die tauschen dann immer technische Details und Videos aus. Wolfgang (Vater Hambüchen; Anm.) berichtet dann beispielsweise, dass er ein neues Gerät entwickelt hat, das etwas für mich wäre. Fabian muss in den Videos dann immer etwas vorzeigen. Das ist immer ganz lustig.

LAOLA1: Du wirst dich als WWF-Patin künftig für die Ansiedlung von Luchsen im Dreiländereck Österreich, Italien, Slowenien einsetzen. Welchen Bezug hast du zu Tieren?

Grünberg: Ich bin mit Haustieren aufgewachsen. Aber durch die zeitaufwendige Leichtathletik waren wir halt sehr wenig zu Hause, weshalb die Mama nach dem Tod unserer letzten Katze beschlossen hat, dass wir uns bis auf weiteres kein Haustier mehr heimholen.

LAOLA1: Wie hieß die Katze?

Grünberg: Kosmos. Zugegeben, das war vielleicht nicht der schönste Name. Er war aus dem Tierheim. Wenn wir aber schon kein Tier mehr zu Hause haben können, ist es mir umso wichtiger, mich jetzt auf eine andere Art für Tiere engagieren zu können.

LAOLA1: Hoffentlich läuft es mit der Ansiedlung der Luchse besser als mit Kosmos…

Grünberg (lacht): Nein, ihm hat es ja an nichts gefehlt.

LAOLA1: Scherz beiseite. Warum gerade der Luchs?

Grünberg: Ich wollte mich für eine bedrohte Tierart in Österreich einsetzen. Und der Luchs ist obendrein ein sehr intelligentes und schönes Geschöpf. Damit man da als Botschafterin eine gewisse Wirkung erzielt, sollte es im Sport freilich erfolgreich laufen. Das sieht man am besten an Anna Fenninger, die sich für Geparde einsetzt. Sicherlich sind auch andere Charity-Projekte wie beispielsweise Krebshilfe wichtig, aber Menschen haben immer die Möglichkeit, selbst für ihre Bedürfnisse zu sprechen, Tiere hingegen nicht.

Das Interview führte Reinhold Pühringer

LAOLA1: Was macht er anders?

Grünberg: Er schafft es immer wieder, mit einem anderen Blickwinkel an die Dinge heranzugehen. Wenn beispielsweise ein Kraftprogramm bei dir nicht anschlägt, steht er sofort mit dem nächsten parat. Er hat auch keine Angst, Neues auszuprobieren.

LAOLA1: Kann es bei dir eigentlich weiterhin so steil bergauf gehen?

Grünberg (lächelt): Schön wäre es schon. Ich sage einmal so: 4,50 Meter in der Halle wären ein Traum. Damit hätte ich auch das Limit für die Freiluft-WM in Peking geknackt. Das Ziel für den Sommer ist, dann noch etwas draufzulegen. Aber 23 Zentimeter wie im letzten Jahr waren schon extrem. Das war etwas Besonderes.

LAOLA1: Wie hat sich das Leben ansonsten im vergangenen Jahr verändert?

Grünberg: Ich habe einen Manager, der mir bei der Pressearbeit Vieles abnimmt und mir auch bei der Sponsorensuche geholfen hat. Auch die Aufnahme ins Projekt Rio hat Vieles erleichtert, auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Dem Schweizer Trainer (Czingon; Anm.) kann ich jetzt endlich Geld bezahlen. Eigentlich möchte ich aber noch einen Trainer, der immer bei meinen Einheiten dabei ist. Vieles mache ich alleine, weil mein Papa berufstätig ist und der Schweizer Trainer halt nur eine Woche pro Monat da ist.

LAOLA1: Dein Manager hat dir auch das gemeinsame Training mit dem deutschen Turn-Weltmeister Fabian Hambüchen ermöglicht. Wie war das?

Grünberg: Das war sehr lässig. Es ist faszinierend, wie lange Fabi das schon macht. Sicherlich turnt er auf verschiedenen Geräten, aber im Endeffekt ist es immer Turnen. Nichtsdestoweniger hat er so einen Spaß daran.

LAOLA1: Wieviel turnst du selbst?

Grünberg: Früher habe ich nicht geturnt. Jetzt mache ich eine Einheit pro Woche, wobei das kein klassisches Turnen ist, sondern auf das Stabhochspringen abgeglichene Übungen sind.