LAOLA1: Droht der Leichtathletik nach dem ganzen Bolt-Hype ein Fall nach unten?

Heinrich: Nein, dazu gibt es zu viele Disziplinen in der Leichtathletik. Da gibt es dann einen Renaud Lavillenie im Stabhochspringen oder vielleicht wieder einen begnadeten 800m-Läufer…

LAOLA1: Aber die 100m sind schließlich die 100m.

Heinrich: Und das wird immer so sein, das ist klar. Wenn man aber nach Jamaika schaut, gibt es schon wieder einen 21-Jährigen, der alles in Grund und Boden läuft. Die nächste Generation wächst schon nach. Wer weiß, vielleicht ist das nicht der einzige Bolt, den wir erleben.

LAOLA1: Meeting-Organisator Robert Wagner hat gesagt, dass er davon träumt, Bolt einmal auf der Gugl laufen zu sehen. Jetzt hat er es heuer probiert, ist aber knapp gescheitert. Ist es für die Zukunft trotzdem realistisch?

Heinrich: Wir sind da gegenteiliger Meinung. Ich finde, dass es nicht notwendig ist.

LAOLA1: Wäre er nicht einer, der der Leichtathletik in Österreich vielleicht einen zusätzlichen Schub verleihen könnte?

Heinrich: Nein, der Leichtathletik in Österreich gibt er keinen Schub. Der füllt nur seine Brieftasche. Er füllt vielleicht auch das Stadion. Wenn sich sein Kommen mit einem Sponsor finanzieren ließe, hätte ich nichts dagegen. Aber grundsätzlich gebe ich lieber Geld für viele andere gute Leichtathleten aus, als für einen Bolt. Mit einem Bolt kann ich mehrere Meetings finanzieren. Ich bin nicht der Typ, der einen Hype um einen derartigen Extra-Mann mitmachen würde. Natürlich waren in der Vergangenheit eine Marion Jones oder ein Carl Lewis auf der Gugl große Zugnummern, aber letztlich verschwinden alle. Dann hätten wir heuer die Bolt-Show gehabt. Die dauert fünf Minuten und der Rest ist fürs Schützenfest. Dann hat man kein Geld mehr, das für ein richtig gutes Starterfeld reicht.

Das Interview führten Stephan Schwabl und Reinhold Pühringer