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"Letztes Mal Oberwart? Das lasse ich mir offen"

Die Vorbereitung war gut, die Generalprobe schlecht.

Sabrina Filzmoser nimmt mit gemischten Gefühlen den Heim-Weltcup am Wochenende in Oberwart, der ab heuer European Open heißt, in Angriff.

Zum einen schmerzt ihr Zweitrunden-Aus bei ihrem Lieblingsturnier in Paris noch. Zum anderen sorgt der Ausblick auf das Event vor eigenem Publikum für Vorfreude. Die Herren kämpfe zeitgleich in Budapest.

Im Interview mit LAOLA1 spricht die 32-Jährige über die junge Generation im ÖJV-Team, Regel-Irritationen und Neo-Nationaltrainer Marko Spittka:

LAOLA1: Sabrina, was nimmst du aus Paris mit?

Sabrina Filzmoser: Ich habe mich mordsmäßig geärgert, dass der zweite Kampf gegen Viola Wächter (GER; Anm.) so schief gelaufen ist. Ich konnte meine Grifftaktik nicht umsetzen und war nicht konsequent genug. Es war, als hätte ich wie in einem Randori (Sparringrunde; Anm.) bloß mitgekämpft und nicht, als ob ich gewinnen wollte. Es muss daran liegen, dass ich mir offenbar noch nicht ganz sicher war.

LAOLA1: Unsicher auch wegen der Regeländerungen?

Filzmoser: Am Anfang habe ich mir nicht gedacht, dass diese einen Einfluss hätten. Weil ich geglaubt habe, dass ich mich im Training bereits gut darauf eingestellt habe. Aber es hat mich dann doch überrascht, als ich die erste Strafe bekommen habe, obwohl wir beide rechte Auslage gegen rechte Auslage dastanden. Ich habe dann versucht, meinen Stil weiterzukämpfen, jedoch ist das nicht so gelaufen.

LAOLA1: Wie war der Grundtenor unter den Sportlern bezüglich der neuen Regeln?

Filzmoser: Doch sehr weit gestreut. Jeder muss sich darauf einstellen und benötigt noch Zeit dazu. Viel Kopfschütteln, weil so schnell bestraft wird. Ein Kampfrichter bestraft gewisse Sachen, ein anderer nicht. Manche bestrafen beide, andere warten scheinbar nur darauf, dass sie einen bestrafen können. Was mir auch aufgefallen ist, dass ein Hauptkampfrichter zunächst von seinem Bestrafungsmaßstab überzeugt war. Mitten im Kampf hast du aber gemerkt, dass er von der Kommission am Mattenrand andere Anweisungen bekommt und er plötzlich komplett anders schiedst. Im Halbfinale meiner Gewichtsklasse bis 57 kg zwischen Pavia (FRA; Anm.) und Udaka (JPN) war das offensichtlich. Nach zwei Strafen für Pavia hat sich das Bild, obwohl die Kampfanlage von beiden gleich geblieben ist, auf einmal gedreht. Udaka hat ein Shido (kleine Strafe; Anm.) nach dem anderen bekommen, obwohl sie genau wie am Beginn des Kampfes agiert hat. Wenn die Kommission denkt, sie machen das auf ihre Weise, wozu brauchen sie dann überhaupt noch einen Hauptkampfrichter?

Filzmoser unterliegt in Paris Wächter

LAOLA1: Kommendes Wochenende geht es mit den European Open in Oberwart weiter. 2011 musstest du dort wegen eines Bruchs in der Hand passen, weshalb es für dich dein erstes Antreten dort sein wird.

Filzmoser: Ich freue mich irrsinnig, weil ich noch weiß, dass ich 2011 unbedingt kämpfen wollte. Der Bruch war jedoch noch nicht ausgeheilt. Irgendwie wollte ich aber trotzdem starten. Letztendlich hat mich aber Udo (der damalige Nationaltrainer Quellmalz; Anm.) gebremst und gesagt: Das machen wir auf keinen Fall! Das Zuschauen war hart für mich, weil viele gute Leute dabei waren und das Turnier gut aufgezogen war. Heuer wird es ähnlich stark, weil die Japaner, Koreaner, Brasilianer und viele mehr gleich direkt von Paris nach Oberwart reisen.

LAOLA1: Ist dein erstes Oberwart auch gleichzeitig dein letztes Oberwart?

Filzmoser: (lacht) Das kann schon sein. Aber da will ich mich jetzt nicht festlegen. Ich nehme es, wie es kommt. Auf jeden Fall gehe ich nicht mit den Gedanken da rein, dass es das letzte Heim-Turnier sein könnte und ich es deshalb noch einmal allen beweisen muss.

LAOLA1: Das Weltcup-Turnier ist 2011 von Wien nach Oberwart übersiedelt. Der ÖJV ist dort aber noch ohne Medaille. Wie siehst du die Chancen, dass sich das heuer ändert?

Filzmoser: Noch ohne Medaille - echt?! Dann müssen wir Gas geben! Ich glaube, dass unsere Jungen – und damit meine ich in erster Linie Kathrin Unterwurzacher, Bernadette Graf und Tina Zeltner – bei diesem Turnier eine reelle Chance auf einen Podestplatz haben. Ich kann mich noch erinnern, als ich damals von den Junioren raufgekommen bin. Als ich das erste Mal in Paris gekämpft habe und dort ausgeschieden bin, war ich voll enttäuscht, weil ich geglaubt habe, dass ich gleich vorne mitkämpfen und mich beweisen muss. Ich habe mich geärgert und bin in Folge mit einer Riesen-Motivation dann zum Heimweltcup gekommen. Und genauso geht es den Drei im Moment auch.

kg Wettkampftag Klub
-48 Nicole Kaiser Samstag UJZ Mühlviertel
-48 Valentina Schauer Samstag Vienna Samurai
-52 Lisa Stelzer Samstag Galaxy Tigers Wien
-57 Sabrina Filzmoser Samstag Multikraft Wels
-57 Tina Zeltner Samstag JC Wimpassing
-63 Hilde Drexler Samstag Vienna Samurai
-63 Kathrin Unterwurzacher Samstag JZ Innsbruck
-63 Marlies Priesner Samstag SV Gallneukirchen
-70 Bernadette Graf Sonntag JZ Innsbruck
-78 Sarah Mairhofer Sonntag Creativ Graz
-78 Christina Rakowitz Sonntag JGV Raser Wien

LAOLA1: Du bist schon ein paar Jahre mit dabei und hast auch in Sachen Trainer schon einiges erlebt. Wie fällt dein erster Eindruck von Neo-Nationaltrainer Marko Spittka aus?

Filzmoser: Total positiv. Nicht nur, dass er versucht, das Team zusammen zu schweißen, sondern er probiert auch, auf jeden persönlich einzugehen. Er schreibt nicht streng etwas vor, sondern nimmt sowohl auf die Alten, als auch die Jungen Rücksicht. Vom Grifftechnischen ist er sowieso einer der Besten, die es auf der Welt gibt. Das war bereits in seiner aktiven Zeit so. Ich musste vergangenes Wochenende auch daran denken, als ich 1997 das erste Mal in Paris-Bercy war. Dort habe ich Marko bei der WM kämpfen gesehen. Ich weiß noch, wie explosiv er im Griffkampf war. Und genau das versucht er uns jetzt weiterzugeben. Ich bin total überzeugt davon, dass uns das weiterbringt, wenn wir seine Varianten einmal intus haben. Bei den Junioren kann man das Ergebnis bereits sehen. Zudem taugt mir seine einerseits direkte und andererseits positive Art.

LAOLA1: Es hat Befürchtungen gegeben, dass Spittka als Ex-Trainer der Juniorinnen genau diese bei den Erwachsenen protegiert. Sind diese Bedenken vom Tisch?

Filzmoser: Völlig. Er bemüht sich sehr. Ich glaube, dass das im Vorfeld nur so gewirkt hat, weil er derartigen Erfolg mit ihnen hatte. Klar sind das seine Kämpferinnen. Für mich ist das völlig verständlich, wenn da ein Trainer seine Hand drüber hält. Aber Marko gibt sich wahnsinnig Mühe, dass das ja nicht so rüberkommt. Er nimmt sich für jeden Zeit, setzt sich mit jedem hin und bei Problemen hat er stets ein offenes Ohr. Selbst wenn dich etwas stört, kannst du ihm das sagen, ohne dass er gleich schmollt oder eingeschnappt ist.

Das Interview führte Reinhold Pühringer