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Vizer: Es wird weitere Regeländerungen geben

Vizer: Es wird weitere Regeländerungen geben

Seit einem halben Jahr schlägt sich die Judo-Welt nun schon mit dem angepassten Regulativ herum.

Das seit Anfang 2013 geltende Verbot des Grifflösens mit zwei Händen, das generelle Disqualifizieren beim Fassen der gegnerischen Beine sowie die neue Handhabung mit den kleinen Bestrafungen (Shidos) sorgt bei Athleten, Trainern und Fans nach wie vor für Unverständnis und Kopfschütteln.

Eine fehlende Linie und Undurchsichtigkeit lauten die Hauptkritikpunkte. Von einem Mehr an Verständlichkeit, wie es der Weltverband (IJF) propagiert, spüre man nichts. Das Gegenteil sei sogar der Fall.

LAOLA1 hat IJF-Präsidenten Marius Vizer mit den Vorwürfen konfrontiert. Im Interview kündigt der 55-Jährige weitere Regeländerungen an:

LAOLA1: Herr Vizer, wie gelungen erachten Sie die letzten Regeländerungen?

Marius Vizer: Für die Zuschauer, Medien und auch das Judo-Volk wollten und mussten wir nach den Olympischen Spielen in London ein bisschen klarer werden. Wir haben dort einen guten Event organisiert, aber Kleinigkeiten müssen wir noch verbessern bzw. adaptieren. Das ist jetzt der Fall, aber nach der WM in Rio (im August, Anm.) werden wir endgültige Entscheidungen treffen. Aber es ist zum ersten Mal, seitdem Judo im Olympischen Programm ist, dass es im Olympischen Ranking der Sportarten um eine Stufe – von der vierten auf die dritte – gestiegen ist.

LAOLA1: Es heißt, die neuen Regeln zielen darauf ab, Judo verständlicher zu machen. Es sagen aber viele, dass genau das nicht geschehen ist.

Vizer: Oh doch! Ich verfolge die Finalblöcke aller Meisterschaften live mit. Dort kann man sehen und verstehen, dass sich viel geändert hat. Aber die neue Regelung braucht noch Zeit. Das kann nicht von einer Minute auf die andere funktionieren.

LAOLA1: Wie wird es in dieser Hinsicht nach Rio weitergehen?

Vizer: Auf alle Fälle kann ich versichern, dass wir nächstes Jahr qualitativ besseres Judo erleben. Mithilfe von Elementen dieser Regeländerung und kleinen Verbesserungen.

LAOLA1: Also wird es Nachjustierungen geben?

Vizer: Ja, genau.

LAOLA1: Zu den Kampfrichtern: Finden Sie es nicht gefährlich, dass im Wesentlichen der gesamte Turnierverlauf mit den beiden Head-Judges in den Händen von nur zwei Personen liegt?

Vizer: Worüber sprechen Sie? Jetzt haben wir drei Kampfrichter, welche die Entscheidungen zusammen treffen. Bis jetzt gab es die beiden Video-Kampfrichter an der Matte nicht, dafür waren die beiden Kampfrichter-Direktoren zuständig. Sie haben das gut gemacht. Aber jetzt gibt es drei Kampfrichter. Einer ist in der Mitte, zwei am Video am Mattenrand. Diese entscheiden. Nur in außergewöhnlichen Fällen interveniert einer der beiden Referee-Direktoren. Die sind nun mehr Beobachter. Die Entscheidungen werden prinzipiell von den Dreien getroffen.

Weltverbands-Präsident Marius Vizer
LAOLA1:In der Praxis hat sich jedoch herauskristallisiert, dass der Blick des Mattenkampfrichters in strittigen Situation nicht zu den Video-Judges an der Matte, sondern sofort zu den Kampfrichter-Direktoren geht.

Vizer: Weil das Video auch bei den Kampfrichter-Direktoren ist. Demokratie und Freiheit ist sehr gut, aber unsere Aufgabe ist, Fehler zu vermeiden. Ich glaube, dass es viel wichtiger ist, eine richtige Entscheidung zu treffen, ohne dass es eine Rolle spielt, wo oder wie das geschieht. Es ist egal, ob die Entscheidung also der mittlere Kampfrichter oder ein Kampfrichter-Direktor trifft, sondern die Hauptsache ist, fair für den Athleten zu sein.

LAOLA1: Wie intensiv verfolgen Sie das Judo-Geschehen in Österreich?

Vizer: Sehr genau. Ich finde, dass im Moment eine neue Generation heranwächst. Besonders bei den Damen. Ich glaube, dass diese Damen bei den nächsten Olympischen Spielen aufzeigen werden.

Das Interview führte Reinhold Pühringer