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Österreich bekommt die "Judo-Champions-League"

Österreich bekommt die

Für Österreichs Judo-Fans wird Weihnachten heuer um fünf Tage vorverlegt.

Denn am 19. Dezember findet die Golden League in Österreich, konkret im Schwechater Multiversum, statt. Es ist das Turnier der besten Klub-Mannschaften des Kontinents – wenn man so will – die Champions League des Judos.

Das bedeutet, dass einige der größten Matten-Kapazunder des Planeten, wie beispielsweise der seit fünf Jahren ungeschlagene Teddy Riner (FRA/von Levallois) oder Olympiasieger und Weltmeister Ilias Iliadis zu bestaunen sein werden.

Die Überraschung daran ist freilich, dass dieser Event in Österreich über die Bühne geht. Denn nur zum Vergleich: Im Vorjahr fand das Highlight im Samara, sprich im Judo-Schlaraffenland Russland, statt. Dort, wo nicht zuletzt dank Judo-Fanatiker Vladimir Putin finanzielle Fragen zur Nebensache verkommen.

Österreich hat indes die Gunst der Stunde genutzt. „Es konnte keine Einigung mit Istanbul, das ursprünglich als Ausrichter vorgesehen war, erzielt werden“, erklärt ÖJV-Präsident Hans-Paul Kutschera, der im Europäischen Verband (EJU) die Position des Vize-Präsidenten bekleidet.

„Die EJU wollte die Golden League aber auf keinen Fall canceln. Da der ÖJV innerhalb eines Tages alle Auflagen erfüllen konnte, ist uns die EJU entgegengekommen und hat uns die Veranstaltung zu für uns machbaren Konditionen zugesprochen. Sonst hätten wir so einen Bewerb nie nach Österreich bekommen“, so Kutschera über die Hintergründe.

Zwei Wildcards

Bei den Verhandlungen konnten sich die Verantwortlichen noch ein weiteres „Zuckerl“ sichern – und zwar, dass sowohl bei Damen, als auch Herren je ein österreichischer Verein eine Wildcard erhält, um sich mit den besten acht Klubs des Kontinents zu messen.

Diese werden an die amtierenden österreichischen Meister vergeben, die mit den Galaxy Tigers (Herren) sowie Vienna Samurai (Damen) beide aus Wien kommen. „Wir möchten uns dafür noch mit zwei absoluten Superstars verstärken“, verspricht Galaxy-Trainer Thomas Haasmann. Wer das sein wird, wolle er noch nicht verraten.

Ähnlicher Jubel über die Wildcard herrschte bei Samurai. „Für uns ist das großartig, schließlich hatten wir schon überlegt, wieder an den European Club Championships in Tiflis teilzunehmen“, spielt Obfrau Corina Korner auf die zweite Europacup-Liga an.

Vergangenes Jahr wurde das System der Klub-Europameisterschaften mittels Einführung der aus acht Teams bestehenden Golden League reformiert. Diese setzt sich aus den jeweils besten vier Golden-League-Mannschaften sowie den ersten vier der European Club Championships aus dem Vorjahr zusammen.

Bei der bislang letzten Auflage des alten Modells holten die von Nationalteam-Kämpferin Hilde Drexler angeführten Samurais einen beachtlichen fünften Platz. Zwar stehen die genauen Kader noch nicht fest, jedoch dürften den österreichischen Vertretern nur Außenseiter-Chancen zukommen.

Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich

Wirtschaftlich hinkt der eingangs bemühte Vergleich mit der Champions League freilich. Während im Fußball zig Millionen Euro ausgeschüttet werden, sind es im Judo deren 80.000. Aufgeteilt auf Männlein und Weiblein versteht sich.

Auch in punkto Zuschauer spielt – oder respektive – kämpft die Golden League in anderen Dimensionen. „Wir rechnen mit 1.000 bis 1.500 Leuten“, meint EJU-Generalsekretär Martin Poiger.

Gehofft wird vor allem auf reisefreudige Fans der deutschen Top-Klubs TSV Abensberg und JSV Speyer sowie der französischen Vertreter. Titelverteidiger sind Yawara Newa aus Russland (Herren) sowie  Galatasaray Istanbul (Damen).

 

Reinhold Pühringer