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Graf macht es Unterwurzacher nach

Graf macht es Unterwurzacher nach

Die Tiroler Festspiele im Südburgenland gehen weiter.

Einen Tag nach dem Titel von Kathrin Unterwurzacher (bis 63 kg) gelingt ihrer Trainingspartnerin Bernadette Graf bis 70 kg das gleiche Kunststück.

Der Weg zu ihrem sechsten Titel auf der World Tour wird für die 23-Jährige aber zu einer Nervenschlacht.

Im Finale gerät Graf in der letzten Minute gegen die Weltranglisten-Fünfte Kelita Zupancic durch eine Bestrafung wegen Scheinangriffs in Rückstand. 20 Sekunden vor dem Ende greift die Kanadierin jedoch noch einmal an, was Graf zu einem Konter nutzt und sie anschließend festhält.

Noch eine Chance geboten

„Normalerweise bringt sie einen Vorsprung immer sehr geschickt über die Zeit, weshalb ich sehr überrascht war, dass sie mir mit einem Angriff noch einmal eine Chance bot“, meint Graf am Anschluss verwundert.

Im Duell mit Zupancic war es für die Weltranglisten-Fünfte bereits der dritte Sieg in Serie.

„Das bringt vom Kopf her schon einen Vorteil, wenn du weißt, dass du gegen jemanden zuletzt immer gewonnen hast“, bestätigt Damen-Nationaltrainer Marko Spittka, der Grafs starke Leistung an den Sieg Unterwurzachers koppelt. „Berni hat Kathis Titel zusätzlich motiviert.“

Brenzliges Halbfinale

Dabei wurde es für Graf bereits im Halbfinale brenzlig. Dort verwaltete sie gegen Vize-Weltmeisterin Karen Nun-Ira (JPN) zunächst einen Yuko-Vorsprung recht geschickt, gab jedoch 20 Sekunden vor dem Ende ein vermeintliches Waz-ari durch eine Beintechnik (O-uchi-gari) ab. Nach Video-Studium wurde die Wertung vom Kampfgericht zurückgenommen und Graf zur Finalistin erklärt.

„Ich hätte ihr gefühlsmäßig ein Yuko dafür gegeben. Kein Waza-ari, aber zumindest ein Yuko, weil sie mich schließlich noch umgedrückt hat. Insofern hat mich das doch überrascht“, meint Graf ehrlich.

Davor lieferte Graf zwei taktische Siege ab. Nach einem Freilos genügt ihr gegen Melissa Heleine (FRA) eine Yuko-Wertung aus einem Opferwurf (Sumi-gaeshi). Im Viertelfinale drückt sie der Belgierin Lola Mansour innerhalb von zweieinhalb Minuten vier Bestrafungen, was die Disqualifikation bedeutet, aufs Auge.

"Nicht mein bester Wettkampf"

„Es war heute nicht mein bester Wettkampf, aber umso erfreulicher ist es, dass es dennoch zum Sieg gereicht hat. Ich hatte nicht damit gerechnet“, bilanziert Graf, die wie die anderen ÖJV-Judoka inmitten der Vorbereitung steckt.

„Das habe ich schon sehr gemerkt. Im ersten Kampf war ich nach zwei Minuten komplett blau. Gerade im Bereich der Judo-Ausdauer müssen wir da noch einiges machen. Aber das sollte beim nun anstehenden Japan-Trainingslager behoben werden“, erklärt die Heeressportlerin.

Erstmals seit 1994

Österreich beendete die European Open in Oberwart somit mit zwei Goldenen, was den zweiten Platz im Medaillenspiegel hinter Japan (3/3/2) bedeutete.

Den bislang letzten Heimsieg feierte Ludwig Paischer 2006 in Leonding. und erstmals seit 1994 gelangen Österreichs Kämpfern sogar zwei Titel. Damals waren es in ebenfalls Leonding Höllwart und Haimberger.

Podestpremiere für Kronberger

Abgerundet wird das erfolgreiche ÖJV-Wochenende durch einen dritten Platz von Christoph Kronberger beim gleichzeitig stattfindenden Herren-Event in Rom.

Der Salzburger sichert sich mit vier Siegen und einer Niederlage bis 100 kg seinen ersten Podestplatz auf der World Tour. In der gleichen Gewichtsklasse landet Max Hageneder bei seinem erst zweiten Einsatz bei den Großen auf Rang sieben.

Erfrischendes Nachspiel für den neuinstallierten Herren-Nationaltrainer Patrich Rusch. "Ausgemacht war, wenn wir eine Medaille holen, muss ich ins Meer", schmunzelt der Vorarlberger.