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"Haben den Titel und wollen ihn auch verteidigen"

Österreich hat dank Marcos Nader seit langem wieder einen Träger eines internationalen Boxtitels.

Der 23-Jährige holte sich Samstagnacht in Schwechat mit einem einstimmigen Punktesieg gegen den spanischen Titelverteidiger Roberto Santos den EU-Gürtel im Mittelgewicht.

Ziel ist ein EM-Titelkampf, vorher soll der in nun bereits 18 Profikämpfen ungeschlagene Wiener aber seinen EU-Titel noch in diesem Jahr zwei Mal verteidigen.

"Ein richtig harter Kampf"

Fünf Monate nachdem er mit einem Remis gegen Santos den Titel noch knapp verpasst hatte, nahm Nader beim zweiten Anlauf freudestrahlend aber mit blutigem Gesicht Schlag Mitternacht das klare Votum der drei Punkterichter im Schwechater Multiversum entgegen.

Dementsprechend zufrieden, aber auch selbstkritisch kommentierte danach der Jungstar seine Leistung.

"Es war ein richtig harter Kampf und es war klar, dass er mir gehört. Aber Santos war am Schluss wieder stärker", gab Nader zu.

Schwächen im Finish

Wie schon im ersten Kampf im November hatte der junge Österreicher, der hierzulande für eine neue Boxeuphorie sorgen will, nach starkem Beginn auch diesmal dem spanischen Titelverteidiger in der zweiten Hälfte des über zwölf Runden gehenden Titelkampfes die Initiative überlassen.

Gegen den schlagstarken und routinierten Santos, der auf ein K.o. aus war, hätte das auch ins Auge gehen können. Denn der klar führende Nader wurde im Finish mehrmals am Kopf getroffen und zeigte vor 1.800 Zuschauern Wirkung.

"Im Boxen kann alles passieren"

"Ein Fehler von mir. Man hat wieder gesehen, dass im Boxen bis zur letzten Runde alles passieren kann", sagte Nader, der dem Druck des "Gewinnen-Müssens" widerstanden hatte, am Ende aber erneut mit dem Feuer spielte.

"Er hat am Ende einige gute Treffer abgegeben die ich mehr mit meinem Kopf als mit der Deckung abgefangen habe", ärgerte sich Österreichs Boxhoffnung über den gleichen Fehler wie im ersten Kampf und versprach: "Wir wissen, woran es liegt und werden das im Training verbessern."

Lob vom Trainer

Klar sei aber auch gewesen: "Roberto hat die ersten sieben Runden nicht viel gezeigt. Da ist es hinten raus natürlich einfacher", relativierte Nader ein wenig.

Deshalb war auch sein Trainer Otto Ramin grundsätzlich zufrieden. "Marcos hat den Sieg verdient. Und es wird den Jungen weiter nach vorne bringen, wenn er es kritisch sieht."

Härter geschlagen und trotzdem verloren

Der entthronte Verlierer reagierte enttäuscht.

"Ich habe diesmal viel mehr und härter geschlagen als damals beim Unentschieden. Trotzdem bin ich diesmal der Verlierer", klagte Santos.

"Es war klar, dass so etwas im Ausland passieren kann", gab sich der 31-jährige kritisch.

"Wollen Titel verteidigen"

Ab sofort ist nun aber Nader der Titelverteidiger und laut Sauerland-Sportdirektor und Nader-"Entdecker" Hagen Döring soll Österreichs erster EU-Champion 2013 noch zwei Mal boxen und dabei seinen Titel zunächst freiwillig und danach gegen einen Italiener pflichtverteidigen.

"Wir haben jetzt den Titel und wir wollen ihn auch verteidigen", so Döring.

Der Berliner Box Promoter Sauerland hat beide Nader-Kämpfe in Schwechat bei Wien veranstaltet und will nun die weiteren Fights ebenfalls in Österreich durchführen.

Der zweite Kampf könnte aber auch eine Versteigerung werden.

"Wir sind auf einem guten Weg und Marcos ist hier sehr beliebt. Wir kommen gerne wieder nach Wien, das ist ein gutes Pflasters für's Profiboxen", versicherte Sauerland-Geschäftsführer Frederick Ness.

Das Härteste kam zum Schluss

Die härteste Übung des Abends hatte Nader deutlich nach Mitternacht mit dem Dopingtest zu absolvieren.

"Es ist so viel Adrenalin in mir, dass ich sicher wieder zwei Stunden nicht Pipi kann", scherzte der frisch gebackene Titelträger um 0:50 Uhr.