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Die legendärsten Kämpfe der Box-Geschichte

Die legendärsten Kämpfe der Box-Geschichte

Der WM-Fight im Weltergewicht zwischen Floyd Mayweather Junior und Manny Pacquiao zieht im Vorfeld die Box-Welt in ihren Bann. Als Kampf des noch relativ jungen Jahrhunderts ist er betitelt, manche – vor allem Mayweather selbst – spricht vom größten Fight der Box-Geschichte.

Einsame Spitze ist der Kampf in der Nacht von Samstag auf Sonntag (5 Uhr MESZ) jedenfalls in puncto Börse, die über 400 Millionen Dollar betragen soll.

In der Historie des professionellen Faustkampfes gab es aber schon so manches legendäre Duell:

4. Juli 1910, Jack Johnson vs. Jim Jeffries, Reno, Schwergewicht

Einen „Fight of the Century“ gab es auch 1910. Jack Johnson, erster schwarzer Weltmeister im Schwergewicht sowie erster Schwarzer in der Boxing Hall of Fame, war der amerikanischen Öffentlichkeit in Zeiten der Rassentrennung ein Dorn im Auge. Nach langem Zuwarten konnte Jim Jeffries, der 1905 als ungeschlagener Weltmeister zurückgetreten war, mit einer damals gigantischen Börse von über 100.000 Dollar zu einem Comeback überredet werden. Dafür musste der damals 35-Jährige, der ein Leben als Farmer führte, erst einmal 45 Kilo abnehmen, um auf sein Kampfgewicht zu kommen. Als „White Hope“ wurde er in den medial aufgeheizten Kampf geschickt, um die Überlegenheit des weißen Amerika zu beweisen. In Runde 14 schickte Johnson seinen Kontrahenten aber dreimal auf die Bretter – die ersten Niederschläge in Jeffries Karriere – woraufhin dessen Ecke das Handtuch warf. Johnsons Sieg zog auf Amerikas Straßen zahlreiche Zusammenstöße zwischen Schwarzen und Weißen nach sich, bei denen mindestens 14 Menschen starben.

19. Juni, 1936, Joe Louis vs. Max Schmeling I, New York, Yankees Stadium, Schwergewicht

Anders, aber doch ähnlich die Situation gut ein Vierteljahrhundert später. Louis galt als unbesiegbar, Idol der schwarzen Bevölkerung und wurde nach außen hin als Symbol für ein aufgeklärtes Amerika verkauft, als Gegenpart zum vermeintlichen „Nazi-Boxer“ Schmeling. Ein Kampf der politischen Systeme. Louis, der sich von 1937 bis 1949 zum am längsten amtierenden Schwergewichts-Champ machen sollte, war sich seiner Sache allerdings sehr sicher und spielte lieber Golf, anstatt ernsthaft zu trainieren, was sich rächen sollte. Schmeling schlug den „Braunen Bomber“ in Runde zwölf dieses Ausscheidungskampfes K.o. Zwei Jahre später revanchierte sich Louis bitterböse, knockte Schmeling in der ersten Runde bereits nach zwei Minuten und vier Sekunden aus und verteidigte seinen Titel. Trotz der großen Rivalität verband Schmeling und Louis Zeit ihres Lebens eine enge Freundschaft.

14. Februar 1951, Jake LaMotta vs. Sugar Ray Robinson VI, Mittelgewicht

LaMotta und Robinson verband eine langanhaltende Rivalität, insgesamt standen sie sich sechs Mal gegenüber. Der finale Fight, in dem Robinson seinem Gegner den Titel abnahm, ging als Saint Valentine’s Day Massacre in die Geschichte ein. In den letzten Runden richtete er LaMotta schlimm zu, auch wenn er ihn nicht ausknocken konnte. Letztlich wurde der Kampf in der 13. Runde abgebrochen, als LaMotta in den Seilen hing.

25. Februar 1964, Muhammad Ali vs. Sonny Liston I, Miami Beach, Schwergewicht

Der letzte Kampf, in dem Ali offiziell mit seinem Geburtsnamen Cassius Clay antrat und in dem er seinen ersten WM-Titel erringen konnte. Das aufstrebende Großmaul pflegte anzukündigen, in welchen Runden er seine Gegner K.o. schlagen würde und verspottete Liston vor den Kampf als „hässlichen Bären“. Ali hatte im Gegensatz zu Liston, der als einer der unbeliebtesten Weltmeister in die Geschichte einging, die Sympathien auf seiner Seite und ging durch eine Schulterverletzung Listons nach Runde sechs auch als Sieger aus dem Ring.

25. Mai 1965, Muhammad Ali vs. Sonny Liston II, Lewiston/Maine, Schwergewicht

Im Jahr darauf trafen die beiden im Rückkampf aufeinander, in dem Ali seinen Titel verteidigte. Der Fight wurde zum kurzen Vergnügen, denn bereits nach 105 Sekunden lag Liston auf dem Ringboden – damals der schnellste K.o, den man je gesehen hatte. Wobei das mit dem Sehen so eine Sache war. Weder Liston noch das Publikum sahen den Schlag, der als „Phantom Punch“ berühmt wurde, kommen. Die Aura eines Betrugs wurde der Kampf nie los, auch wenn Ali versicherte, „dass noch nie ein Kampf weniger abgesprochen war als dieser.“

8. März 1971, Joe Frazier vs. Muhammad Ali I, New York, Madison Square Garden, Schwergewicht

Und noch ein „Fight of the Century“. Erstmals trafen zwei ungeschlagene Weltmeister aufeinander, beide kassierten für den Kampf je 2,5 Millionen Dollar. Die zwei Afroamerikaner standen in der Öffentlichkeit für völlig unterschiedliche Richtungen. Während Ali als Kriegsverweigerer seinen Titel verloren hatte, war Frazier unter den weißen Box-Fans beliebter. Ali konnte mehrmals nur knapp einen K.o. verhindern und rettete sich über die 15 Runden, konnte Frazier den Titel aber nicht streitig machen.

30. Oktober 1974, George Foreman vs. Muhammad Ali, Kinshasa/Zaire, Schwergewicht

Ali, damals 32 Jahre alt, ging als Außenseiter in den „Rumble in the Jungle“, überraschte aber alle. Er hatte seine Taktik drastisch umgestellt, ließ sich absichtlich in die Seile drängen und provozierte Körpertreffer, die weitestgehend wirkungslos verpufften. Als sich Foreman, dessen Kämpfe seit Jahren nicht mehr länger als fünf Runden gedauert hatten, müde geschlagen hatte, konterte Ali und schlug seinen Gegner in Runde acht zu Boden. Damit holte er sich den Titel, den er sieben Jahre zuvor aus politischen Gründen verloren hatte, zurück.

1. Oktober 1975, Muhammad Ali vs. Joe Frazier III, Manila/Philippinen, Schwergewicht

Der dritte und letzte Kampf zwischen Ali und Frazier, die neben Foreman zu dieser Zeit das Schwergewicht beherrschten. Der „Thrilla in Manila“ war einer der intensivsten Fights der Historie, eine außergewöhnliche Trefferquote gepaart mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit sorgte dafür, dass Ringarzt Ferdie Pacheco später sogar von Lebensgefahr für die Boxer sprach. Ali drängte Frazier an den Rand eines Knockouts, dieser konnte sich aber trotz zahlreicher Kopftreffer auf den Beinen halten. Sein rechtes Auge war bereits zugeschwollen, auf dem linken sah Frazier aufgrund eines Trainingsunfalls grundsätzlich schlecht und so warf seine Ecke nach der 14. Runde das Handtuch. Wenig später kollabierte auch Ali, der damit seinen Titel verteidigte.

28. Juni 1997, Evander Holyfield vs. Mike Tyson II, Las Vegas, Grand Garden Arena, Schwergewicht

Der wohl kurioseste WM-Kampf, den die Welt je gesehen hat – kurz „The Bite Fight“. Nachdem Holyfield Tyson ein Jahr zuvor geschlagen hatte, lag der entthronte Weltmeister auch im Rückkampf bereits nach den ersten Runden zurück. In Runde drei dann der Eklat: Tyson, der bei einem Kopfstoß Holyfields eine Platzwunde erlitt, biss seinem Kontrahenten im Clinch einen Teil seines rechten Ohres ab und spuckte es auf den Ringboden. Es folgte Tysons Disqualifikation und ein zeitweiliges Box-Verbot. 2001 sorgte Tyson nach seinem zweiten Comeback erneut mit einer Beißattacke für Aufsehen, als er Lennox Lewis auf einer Pressekonferenz die Zähne in den Oberschenkel rammte.

21. Juni 2003, Lennox Lewis vs. Vitali Klitschko, Los Angeles, Schwergewicht

Der letzte echte Schwergewichts-Fight, der in Erinnerung blieb. Nachdem Klitschko besser gestartet war, landete Lewis einige harte Treffer und fügte Klitschko in der Folge einige Platzwunden zu. Da die Blutungen nicht gestillt werden konnten, wurde der Kampf auf Anraten des Ringarztes nach Runde sechs abgebrochen. Herausforderer Klitschko, der zu diesem Zeitpunkt nach Punkten vorne lag, war außer sich und auch das Publikum verärgert.

23. September 2006, Arthur Abraham vs. Edison Miranda, Wetzlar, Mittelgewicht

„König Arthur“ verteidigte an diesem Abend seinen Titel – mit gebrochenem Unterkiefer. Acht Runden und zwei mehrminütige Unterbrechungen hielt Abraham stark blutend durch, ehe er sich nach Punkten durchsetzte. Obwohl der Ringarzt den Abbruch bereits in der fünften Runde empfohlen hatte, ging es über die volle Distanz, was für viele Diskussionen sorgte. Noch in der Nacht nach dem Kampf wurde Abrahams Kiefer mit 22 Schrauben und zwei Titanplatten fixiert.

 

Christoph Kristandl