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Staatsanwalt beschuldigt Pistorius des Mordes

Staatsanwalt beschuldigt Pistorius des Mordes

Die Staatsanwaltschaft hat dem Paralympics-Star Oscar Pistorius "vorsätzlichen Mord" an seiner Freundin Reeva Steenkamp vorgeworfen.

Pistorius habe eine "unschuldige und unbewaffnete Frau" erschossen und außerdem ein Mordmotiv, sagte der Staatsanwalt am Dienstag in seinem Eröffnungsplädoyer vor dem Magistratsgericht in Pretoria.

Das Motiv erläuterte er zunächst nicht. Es gebe keine Hinweise, die Pistorius' Darstellung unterstützten, er habe einen Einbrecher vermutet.

Einbrecher im Badezimmer vermutet

Damit bestätigte der Staatsanwalt erstmals Medien-Spekulationen, denen zufolge Pistorius einen Eindringling im Badezimmer vermutet habe.

Die Anwälte des behinderten Profisportlers streben eine Freilassung gegen Kaution an. Sie plädieren für eine Anklage wegen Mordes in einem minder schweren Fall.

Die Anklagebehörde möchte, dass der Beschuldigte bis zum Prozess in Untersuchungshaft bleibt.

Drei Schüsse töten Freundin

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte der beinamputierte Pistorius in der Tatnacht erst im Schlafzimmer seine Prothesen angezogen, bevor er mit einer Pistole bewaffnet zum Badezimmer ging.

Dort habe sich seine Freundin, die bereits am Vorabend in das Haus gekommen sei, befunden. Pistorius habe vier Schüsse durch die verschlossene Badezimmertür abgefeuert, drei von ihnen sollen die 29-Jährige demnach getroffen und tödlich verletzt haben.

Die Verteidigung argumentierte, dass es sich nicht um einen Mord handle, sondern um Totschlag. Nicht immer, wenn jemand zur Waffe greife, handele es sich um einen Mord, sagte der Anwalt Barry Roux.

Verteidiger: Vorsätzlicher Mord eine "Ungerechtigkeit"

Pistorius habe keine Ahnung gehabt, dass es sich bei dem Menschen im Badezimmer um Reeva Steenkamp gehandelt habe.

Sein Mandant werde vor Gericht die Vorgänge der dramatischen Nacht vollständig schildern, der Vorwurf des "vorsätzlichen Mordes" sei eine "Ungerechtigkeit".

Die auf zwei Tage angesetzten Verhandlungen begannen am Dienstagvormittag in einem völlig überfüllten Saal des Magistratsgerichts.

In dem Saal, der nur für etwa 40 Zuschauer eingerichtet ist, drängelten sich weit mehr als 100 Menschen, vor allem Journalisten. Anwesend waren auch der Vater des Beschuldigten, Henke Pistorius, und die Geschwister des Athleten, Aimee und Carl.

Gedenkgottesdient für Reeva Steenkamp

Pistorius, der bereits vor 7.00 Uhr aus seiner Polizeihaft ins Gerichtsgebäude gebracht worden war, wird von renommierten Juristen und Experten unterstützt.

Zu ihnen zählen der Star-Anwalt Kenny Oldwage, der britische Medienberater Stuart Higgins und der südafrikanische Forensiker Reggie Perumal.

In Port Elizabeth an der Südküste Südafrikas fand am Dienstag währenddessen ein Gedenkgottesdienst für Reeva Steenkamp statt. Nur etwa 90 Menschen durften auf Einladung der Familie an der Gedenkfeier in der Kirche des Victoria Park Friedhofs teilnehmen.

Nach dem Gottesdienst sollte Steenkamp, die nach einer juristischen Ausbildung vor allem als Model und Moderatorin ihr Geld verdiente, in Anwesenheit weniger Familienmitglieder beerdigt werden.