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Daumen hoch für dieses Jahr

Daumen hoch für dieses Jahr

Fußball-WM können wir Österreicher ja leider nach wie vor nicht. Dafür klappte es heuer mit Olympia sowie ein paar anderen Sachen recht gut.

Wir haben den Turnier-, Renn- und Event-Kalender noch einmal von vorne bis hinten durchgepflügt und unsere rot-weiß-roten Sieger des Jahres herausgefiltert:

1. Unsere Olympia-Heroen

Groß war das Wehklagen am Schnitzel-Äquator nach dem Nuller in London gewesen. Umso größer war die Vorfreude auf den Seelen-Balsam, den man sich von Sotschi erwartete. Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht – die Athleten bestätigten einmal mehr, dass wir eine Wintersport-Nation sind. Auch bei den vielleicht sommerlichsten Winterspielen aller Zeiten.

Die Geschichten, die unsere vier russischen Goldstücke an der Schwarzmeer-Küste schrieben, waren unterschiedlich. Wie etwa jene von Julia Dujmovits, die im Parallel-Slalom der Snowboarder für die erste burgenländische Olympia-Goldene überhaupt. Garniert mit einem charmanten Colgate-Lächeln und ein paar neckischen Facebook-Fotos ließen sie zu einem neuen Liebling der Österreicher (absichtlich nicht gegendert) werden.

Oder jene Geschichte von Mario Matt, der sich mit seinem Sieg im Slalom mit 34 Jahren zum ältesten Olympia-Sieger im alpinen Skisport kürte. Hinzu kamen die für uns Österreicher so wichtige Abfahrts-Goldene von Matthias Mayer, der zuvor noch nie einen Weltcup-Sieg gefeiert hatte, sowie der Super-G-Erfolg von Gesamt-Weltcupsiegerin Anna Fenninger, die im Riesentorlauf noch eine Silberne nachlegte.

Mit insgesamt 4 x Gold, 8 x Silber und 5 x Bronze schloss Österreich im Medaillenspiegel unter 88 Nationen an neunter Stelle ab. Wir sind stolz auf euch!

2. David Alaba und seine rot-weiß-roten Kumpel

Dieser David. Man muss ihn einfach mögen. Smartes Auftreten, eine Stimme wie Toni Polster und dann dieses unglaubliche Können mit dem runden Leder, das selbst Größen des weltmeisterlichen deutschen Fußballs zu gebetsmühlenartigen Lobeshymnen hinreißt. Manuel Neuer hätte Österreichs zweifachen Sportler des Jahres ja am liebsten gleich eingebürgert.

Ja, dieser David ist mittlerweile zu einer internationalen Größe herangereift und wird immer öfter als bester Linksverteidiger der Welt gehandelt. Kein Wunder also, dass wir den 22-Jährigen, der in Österreich wahrscheinlich mehr für die Akzeptanz von Migranten bewirkt hat als die letzten fünf Bundesregierungen zusammen, Jahr für Jahr in dieser Kategorie führen. Heuer allerdings unter einem klar hervorgestrichenem ÖFB-Aspekt.

Okotie startete durch

Denn die Performance der Koller-Truppe war 2014 aller Ehrenwert. Nur eine einzige Niederlage (1:2 gegen Brasilien) und Rang 23 in der FIFA-Weltrangliste sprechen für sich. Darüber hinaus darf Rubin Okotie nicht unerwähnt bleiben. Vor einem Jahr noch auf dem Abstellgleich der Austria, avancierte er über den Umweg SönderjyskE zur geachteten Größe bei 1860 München und im ÖFB-Team.

3. Marcel Hirscher

 

Was soll er denn noch gewinnen, damit er Sportler des Jahres wird? Auch wenn einigen trolligen Freigeistern jetzt bestimmt die Antwort "Olympiasieger“ unter den Fingern brennt, halten wir die Fragestellung des Salzburgers nichtsdestoweniger als berechtigt.

Denn mal ehrlich, zum dritten Mal den Gesamtweltcup zu gewinnen, lassen den Slalom-Silbernen von Sotschi allmählich in Maier’sche Dimensionen (4) vordringen. Wenngleich in Sachen Weltcupsiege (27 gegen 54) schon noch eine beträchtliche Lücke auf die Flachauer Rennsau klafft, ist der 25-Jährige das Um und Auf im männlichen Winter und deckt mittels seiner Strahlkraft auch die eine oder andere ÖSV-Schwachstelle gekonnt zu. Am knapp 400.000-Facebook-Fans starken Carving-Meister führte auch 2014 medial kein Weg vorbei. Hirscher dort, Hirscher da, Hirscher everywhere.

Auch wenn der „Grinsekatze“ vom Annaberg auf Göttervater Maier imagemäßig noch das Kantige fehlen mag, arbeitet er schon fleißig daran. Zumindest körperlich. Mit dem Ausleben seines Faibles für Crossfit katalysiert er diesen Trend in unseren Breiten. Und ein Trendsetter zu sein, ist wohl auch für eine Sportlerwahl nicht unwichtig.

 

4. Dominic Thiem

Im heimischen Filzkugel-Zirkus herrscht wieder Aufbruchstimmung. Manche sprechen gar schon von einer Euphorie oder Hype. Übertrieben sagen wir zu letzterem. Nichtsdestoweniger zeichnet EIN Mann dafür verantwortlich – und der heißt Dominic Thiem.

Vor 2014 noch jenseits der Top-100 klassiert, beendet der Niederösterreicher sein erstes richtiges Jahr auf der ATP-Tour an der 39. Stelle.

Seine peitschende Vorhand führte ihn heuer in Kitzbühel in sein erstes Finale und unter anderem auch in das Achtelfinale der US Open. Sein Zweitrunden-Erfolg in Madrid über Stanislas Wawrinka war nicht nur der erste Sieg eines 20-Jährigen über einen Top-3-Spieler seit Juan Martin del Potro 2009, sondern auch die viertgrößte Sensation des Jahres. Zumindest aus Sicht der ATP.

Den rot-weiß-roten Tennis-Fan freut’s jedenfalls, er gluckst dabei aufgeregt und fühlt sich an musterhafte Tage zurückerinnert. Selbiger drückt dann auch gerne mal ein Auge zu, wenn sich Thiem statt Davis Cup zu spielen, eine Pause gönnt. Freilich im Wissen, dass das wohl nur ein weiteres Kapitel einer Häkelei mit dem ÖTV ist, dessen Chef, Ronnie Leitgeb, aber mittlerweile ohnehin das Handtuch geworfen hat.

Damit bei so viel Aufschwung die Bodenhaftung nicht abhandenkommt, dafür sorgt Thiems Geheimwaffe Sepp Resnik. Der als Alm-Öhi getarnte Drill-Sergeant sorgt mit teils recht ungewöhnlichen Methoden dafür, dass Thiem niemals Gefahr läuft, in seiner eigenen Comfort-Zone zu verharren. Bisher klappt’s, weiter so!

 

5. Jolanta Ogar

Dem österreichischen Sommersport etwas Positives abzugewinnen, ist auch zwei Jahre nach London noch immer nicht so einfach. Mit ein bisschen Bösartigkeit ließe sich dessen Überschaubarkeit ins Feld führen.

Damit aber genug der Häme, denn auf der Mittelstation zum Gipfel des Zuckerhuts, gibt es sehr wohl Dinge, die uns und Sommersport-Chef Peter Schröcksnadel einigermaßen ruhig schlafen lassen. Allen voran sind es Lara Vadlau und Jolanta Ogar, die heuer im 470er der gesamten Segel-Weltelite ihre Heckansicht zeigten. Europameister, Weltmeister und den Gesamt-Weltcup gewonnen. Zum Drüberstreuen gab es den Sieg bei der Wahl zu Österreichs „Team des Jahres“ – und zwar verdient.

Das eigentlich Kuriose daran: Vadlau/Ogar segeln erst seit Jahresmitte unter rot-weiß-roter Flagge. Bevor Österreichs Ministerrat sich im Juni durchgerungen hatte, erstmals seit 2011 wieder Prominente einzubürgern, war Ogar nämlich polnische Staatsbürgerin. Mit dem mutigen Schritt, die Leinen zu ihrem Heimatverband zu kappen, hatte Ogar nach Olympia alles auf eine Karte gesetzt – und gewonnen. Respekt!